| # taz.de -- US-Außenpolitik im Irakkonflikt: Hoffen auf Verbündete | |
| > Bei seiner Nahost-Reise sucht US-Außenminister Kerry Verbündete im Kampf | |
| > gegen Isis. Er setzt auf Saudi-Arabien und syrische Oppositionelle. | |
| Bild: Hoffnungstraäger für die USA: Außenminister Kerry mit Saudi Arabiens K… | |
| WASHINGTON taz | Die „moderaten syrischen Oppositionellen“, die an ihrer | |
| Heimatfront eine Position nach der anderen verlieren, sollen im Kampf gegen | |
| den Vormarsch der Dschihadisten des Islamischen Staates im Irak und in | |
| Syrien (Isis) auf Bagdad helfen. Auf der letzten Station seiner Nahostreise | |
| vor dem Hintergrund der Kämpfe im Irak stellte US-Außenminister John Kerry | |
| dem von Saudi-Arabien unterstützten syrischen Oppositionsführer Ahmad | |
| al-Dscharba zusätzliche Militärhilfen in Höhe von 500 Millionen Dollar in | |
| Aussicht. Er nannte die „moderate syrische Opposition“ einen „sehr | |
| wichtigen Akteur im Zurückdrängen von Isis – nicht nur in Syrien, sondern | |
| auch im Irak“. | |
| Kerry begrüßte ebenfalls die Unterstützung des obersten schiitischen | |
| Geistlichen im Irak, Großajatollah Ali al-Sistani, für eine | |
| Einheitsregierung in Bagdad. Der Würdenträger rief dazu auf, in der von der | |
| Verfassung vorgeschriebenen Frist bis zum 1. Juli eine neue Regierung zu | |
| bilden, die die wichtigsten Bevölkerungsgruppen des Irak einschließt. | |
| „Eineinhalb Jahre zu spät“, kommentierte Ahmad Ramadan, Führungsmitglied | |
| der vom Westen unterstützten Nationalen Koalition mit Sitz in Istanbul, das | |
| Angebot von zusätzlicher Militärhilfe für die syrischen Rebellen. Hingegen | |
| dankte al-Dscharba der Obama-Regierung für die 500 Millionen Dollar, die | |
| zunächst noch vom US-Kongress bewilligt werden müssen. Zugleich machte | |
| al-Dscharba klar, dass seine Rebellen weit mehr brauchen, um an zwei | |
| Fronten zu kämpfen: gegen das syrische Assad-Regime und gegen Isis. Die | |
| Dschihadisten sind seit Beginn des Bürgerkrieges in Syrien erstarkt, ehe | |
| sie in diesem Monat in einem Blitzkrieg weite Teile Nordwestiraks | |
| eroberten. | |
| Nach einem Treffen im saudi-arabischen Dschidda erklärte ein Mitarbeiter | |
| von Kerry, der nicht namentlich genannt werden wollte, gegenüber | |
| Journalisten, dass der US-Außenminister nicht gemeint habe, moderate | |
| syrische Oppositionelle sollten nun die Grenze zum Irak überqueren. Im | |
| Anschluss an die Begegnung mit den syrischen Oppositionellen traf Kerry | |
| erstmals den saudischen König Abdullah. Der König distanzierte sich dabei | |
| von „Medienberichten“, wonach Saudi-Arabien den Isis-Vormarsch finanziell | |
| unterstützte. Kerrys Sprecher beschrieb das Treffen mit dem König als lang | |
| und „sehr, sehr positiv“. Beide Seiten seien sich einig, dass die | |
| wichtigsten Strömungen der Bevölkerung an der künftigen Regierung in Bagdad | |
| beteiligt sein müssten. Und dass Isis ein „großes Sicherheitsrisiko“ | |
| darstelle. | |
| ## Unterstützung zurückgenommen | |
| Kerry hatte sich zwei Ziele für die Reise vorgenommen, die ihn unter | |
| anderem auch nach Ägypten und in den Irak geführt hat. Einerseits will | |
| Washington verhindern, dass Nuri al-Maliki in dieser Woche erneut und zum | |
| dritten Mal irakischer Premierminister wird, und damit ein Zerfall des Irak | |
| abgewendet wird. Andererseits sucht Washington nach Verbündeten, um Isis | |
| militärisch zu stoppen. | |
| Die Sprachregelung in Washington lautet: „Es ist Sache der Iraker, ihre | |
| künftige Regierung zu bestimmen.“ Doch auf jeder einzelnen Station stellte | |
| Kerry klar, dass der einst von Washington unterstützte Maliki diese | |
| Unterstützung verloren hat, weil er mit der Ausgrenzung von Nicht-Schiiten | |
| aus den Machtpositionen die Krise selbst mit angeheizt hat. | |
| Maliki selbst zeigte bis zum Wochenende keine Anzeichen, die Macht | |
| abzugeben. Hingegen wird sein Ton gegenüber den USA aggressiver und | |
| ungeduldiger. Angesichts der ausbleibenden Waffenlieferungen aus den USA | |
| erklärte Maliki: „Wir sind (von Washington, d. Red) getäuscht worden.“ | |
| Statt neue Waffen aus den USA erhält Maliki nun alte irakische Flugzeuge, | |
| die der Iran beschlagnahmt hatte, aus Teheran zurück. | |
| 29 Jun 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Dorothea Hahn | |
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