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# taz.de -- Kommentar Ehegattennachzug: Deutsch lernt man hier am besten
> Die Sprachtests für nachziehende Ehegatten waren wenig sinnvoll und vor
> allem ein innenpolitisches Symbol. Für die Betroffenen waren sie eher
> lästig.
Bild: Nicht, dass uns das Goethe-Institut scheidet: türkisches Hochzeitspaar.
Ehepartner von in Deutschland lebenden Türken müssen vor der Übersiedlung
[1][keinen Sprachtest mehr bestehen]. Das entschied jetzt der Europäische
Gerichtshof. Damit ist die Debatte über solche Sprachtests aber nicht zu
Ende, sondern wird neu beginnen.
Da sich der EuGH nur auf ein Abkommen der EU mit der Türkei bezog, bleiben
die obligatorischen Sprachtests für Angehörige vieler anderer Nationen –
etwa Russen, Kosovaren und Marokkaner – bestehen.
Die Frage ist also weiter aktuell: Sind solche Sprachtests sinnvoll, um die
Integration zu erleichtern und Frauen in Zwangsehen Schutz zu geben? Das
Argument klingt ja durchaus einleuchtend: Wer selbst beim Arztbesuch
Verwandte als Übersetzer mitnehmen muss, lebt unter permanenter sozialer
Kontrolle. Nur eine Frau, die einigermaßen Deutsch spricht, kann sich
unabhängig beraten lassen und um Hilfe bitten.
Die Wirklichkeit sieht aber mal wieder anders aus. Das geforderte
Sprachniveau ist viel zu niedrig, um für eine Person in einer Konflikt-
oder Notlage tatsächlich von Nutzen zu sein. Vor allem aber vergeht
zwischen Test und Einreise im Schnitt ein halbes Jahr. Das Gelernte ist bis
zum Umzug längst wieder vergessen, wenn man keine Gelegenheit hat, es zu
praktizieren.
Die Sprachtests sind vor allem ein innenpolitisches Symbol. Es soll zeigen,
dass man von Einwanderern etwas verlangt. Ob das nun sinnvoll ist oder
nicht, darauf kommt es der Regierung gar nicht an.
## Zwei-Klassen-Denken
Für die Betroffenen ist so ein Deutschtest aber ziemlich lästig. Oft müssen
sie in eine andere Stadt oder sogar ein anderes Land ziehen, um sich auf
den Test vorzubereiten. Die Durchfallquoten liegen – trotz des niedrigen
Niveaus – bei rund einem Drittel.
Viel einfacher ist es, Deutsch dort zu lernen, wo Deutsch gesprochen wird.
Und längst schon können auch nach der Einreise Sprachkurse zur Pflicht
gemacht werden – die dann nicht als Migrationshindernis wirken, sondern
tatsächlich als Lebenshilfe.
Problematisch ist aber vor allem das hinter den Sprachtests stehende
Zwei-Klassen-Denken: Während Bürger aus den meisten Industriestaaten von
solchen Tests befreit sind, wird den übrigen Migranten signalisiert, sie
seien eigentlich unerwünscht. So wird Integration nicht erleichtert,
sondern erschwert.
10 Jul 2014
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## AUTOREN
Christian Rath
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