# taz.de -- Gaza-Konfrontation im Internet: Der Youtube-Krieg | |
> Der Nahostkonflikt online: Die Hamas schickt Warnungen auf Hebräisch und | |
> Bombenalarm-Videos aus israelischen Städten werden viral. | |
Bild: Gaza offline. | |
JERUSALEM taz | Eine Stunde vor der bislang massivsten Angriffswelle gegen | |
Israel kamen die Warnungen auf Hebräisch. Tel Aviv und andere Städte werden | |
ihr blaues Wunder erleben, hieß es bei Fernsehsendern und auf | |
Internetseiten aus Gaza. Am Ende fing das israelische Raketenabwehrsystem | |
„Eisenkuppel“ doch wieder alle Raketen der Hamas ab. Die Islamisten im | |
Gazastreifen starteten dennoch enthusiastische Freudenfeiern, weil man den | |
Zionisten ordentlich Angst eingejagt habe. | |
Israelische Fernsehreporter, die per Liveübertragung immer dann auf Sendung | |
geschaltet werden, wenn die Sirenen losgehen, geben sich demonstrativ | |
gelassen. Man schlendert in Richtung sicherer Unterstand. Panik ist nicht | |
angesagt. | |
Facebook-Nutzer witzeln über das fehlerhafte Hebräisch der | |
Hamas-Propaganda. Es sind Sommerferien, Studenten und Schüler sitzen mit | |
Tablets und Smartphones zu Hause und machen mit bei der gegenseitigen | |
psychologischen Kriegsführung per YouTube und Talkback. | |
## „Hopp, mach einen Terroranschlag“ | |
Zeitgleich zur Raketenangriffswelle am Samstagabend gegen 21 Uhr Ortszeit | |
hatten Hacker im Auftrag der Hamas zwei in Israel populäre Facebook-Seiten | |
geknackt und mit eigener Propaganda bestückt. Die Seite „Mittelmäßige, | |
vernünftige Leute“ („Anaschim binunijim vesvirim“) war bis Sonntag einfa… | |
weg. Die zweite Seite namens [1][„Twitter-Status“] (auf Hebräisch | |
„Statussim mezaizim) ist schon schon wieder online. „Wir sind zurück“, | |
postete Avi Lan gegen Mitternacht. | |
Die Einträge bei „Twitter-Status“ sind witzig bis böse. „Er kann eine | |
Internetseite knacken, aber von Google-Übersetzer hat er noch nie etwas | |
gehört“, steht über dem Foto eines Hamas-Kämpfers mit dem grünen Stirnband | |
der Islamisten und einem Gewehr über der Schulter. „Klopf-klopf“, steht | |
über einer Bilderserie, in der zuerst ein unbeschädigtes Haus zu sehen ist, | |
das im letzten Bild von einer Bombe zerstört wird. | |
Der größte Renner stammt jedoch aus den Filmstudios der Hamas im | |
Gazastreifen. [2][Zu flotten Orchesterklängen singt ein Männerchor auf | |
Hebräisch den selbst komponierten Popsong], der auch in Israel schon Fans | |
hat. „Hopp, mach einen Terroranschlag“, heißt es im Refrain, „vernichte | |
alle Zionisten“, singen sie zu Bildern von vermummten Hamaskämpfern, die | |
mit den Raketen unter dem Arm zu den Abschussrampen schleichen, | |
zusammengeschnitten mit Israelis auf der Flucht. „Verbrennt Armeelager und | |
Soldaten“, trillert der Männerchor fröhlich. | |
## „Ist es schlimm, dass mir das Lied gefällt“ | |
„Ist es schlimm, dass mir das Lied gefällt“, postet ein Israeli und räumt | |
ein, das er „80 Prozent des Textes nicht versteht“. Die Verse sind | |
sprachlich schwierig, zudem singt der Männerchor mit schwerem Akzent. | |
„Douze points“, schreibt ein anderer. | |
Die Begeisterung über die eigenen Erfolge erinnern an die letzte große | |
kriegerische Auseinandersetzung vor fünfeinhalb Jahren. Nach der Einigung | |
auf den Waffenstillstand konzentrierten beide Seiten damals ihre | |
Öffentlichkeitsarbeit darauf, sich selbst als den Sieger zu vermarkten. | |
„Ich weiß nicht, von welchem Erfolg die Israelis reden“, schreibt jetzt die | |
Palästinenserin Abeer Ayyoub, die aus dem Gazastreifen für die israelische | |
Zeitung Haaretz berichtet. „Die meisten der Getöteten sind Kinder und | |
Frauen.“ | |
13 Jul 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://www.facebook.com/lan2lan.StatusHunter?fref=ts | |
[2] http://www.ynet.co.il/articles/0,7340,L-4541952,00.html | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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