# taz.de -- Kommentar Mobilisierung in der Ukraine: Kanonenfutter an die Front | |
> Der ukrainsiche Präsident macht mobil, um den Osten des Landes zu | |
> befrieden. Doch so werden sich die Kämpfe erst recht intensivieren. | |
Bild: Nachschub für den Kampf gegen die Separatisten: ukrainische Soldaten bei… | |
Während die sterblichen Überreste von knapp 300 Menschen, die am | |
vergangenen Donnerstag bei dem Abschuss der malayischen Passagiermaschine | |
über der Ostukraine getötet wurden, noch nicht einmal außer Landes gebracht | |
worden sind, wird im Donbass weiter gestorben – in einem irrsinnigen Krieg | |
zwischen völlig enthemmten prorussischen Kämpfern und Angehörigen der | |
ukrainischen Armee. | |
Jetzt legt der ukrainische Präsident Petro Poroschenko noch einmal nach und | |
verfügt per Erlass eine Teilmobilmachung – vorgeblich, um den militärischen | |
Druck auf die Separatisten zu erhöhen und die nationale Unabhängigkeit zu | |
sichern. Zugeben: Poroschenko, der gerade einmal zwei Monate im Amt ist, | |
steht unter wachsendem Druck der Bevölkerung, den Osten des Landes zu | |
befrieden. | |
Doch die Mobilmachung dürfte genau das Gegenteil bewirken: Die Kämpfe | |
werden sich intensivieren, zumal nichts darauf hindeutet, dass der | |
Nachschub an Waffen und Kämpfern aus Russland in die Ostukraine versiegt. | |
Die Leidtragenden werden nicht nur – wie immer – völlig unbeteiligte Bürg… | |
sein, sondern auch die frisch Rekrutierten, die, wie die ukrainischen | |
Truppen insgesamt, in jeder Hinsicht schlecht ausgerüstet sind. | |
So ist es wohl auch kein Zufall, dass die Regierung genaue Angaben darüber, | |
wie viele Soldaten bereits ihr Leben gelassen haben, unter Verschluss hält. | |
Und wenn jetzt Blogger die Mobilmachung mit dem spöttischen Satz | |
kommentieren „Kanonenfutter, macht euch zum Abmarsch bereit“, dann tun sie | |
das zu Recht. | |
Nein, der neue Präsident wäre besser beraten, nicht nur auf militärische | |
Härte zu setzen, sondern auch nach Wegen zu suchen, über Verhandlungen eine | |
Lösung des Konflikts zu erreichen. Doch davon ist im Augenblick leider | |
keine Rede mehr. Das ist fatal. | |
22 Jul 2014 | |
## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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