# taz.de -- Frankreich-Rundfahrt: Auf die feminine Tour | |
> Die Holländerin Marianne Vos gewinnt die diesjährige Tour de France der | |
> Frauen. Bei den Radlerinnen spielt Doping kaum eine Rolle. | |
Bild: Die Champs auf den Champs Elysees: Die Niederländerinnen Marianne Vos un… | |
Marianne Vos hat ihre Chance genutzt. Die Niederländerin sprintete auf den | |
Champs-Élysées als Erste über den Zielstrich und verwies ihre Landsfrau | |
Kirsten Wild knapp auf den zweiten Rang. | |
Dabei hatte Wild das weiße Giant-Trikot an, das bei den Männern für den | |
Etappensieger von Paris reserviert scheint. Wild gilt mit bislang zehn | |
Saisonsiegen auch als die weibliche Version von Marcel Kittel in der | |
Disziplin Massensprint. | |
Vos, beeindruckende zwölffache Weltmeisterin auf der Straße, im Gelände und | |
auf der Bahn, dazu noch zweimalige Olympiasiegerin, hatte aber wieder | |
einmal das bessere Ende in einem wichtigen Wettbewerb für sich. | |
Der Zielsprint auf den Champs-Élysées krönte das Debüt von „La Course by … | |
Tour“ – dem von Tourorganisator ASO ausgerichteten Frauenrennen nur wenige | |
Stunden vor dem Finale der letzten Etappe der Tour de France der Männer. | |
## Rabobank - war da was? | |
Vos zeigte sich denn auch der historischen Bedeutung bewusst. „Diese Mengen | |
an Zuschauern sind überwältigend. Es war ein spannendes Rennen mit vielen | |
Attacken. Hier zu gewinnen ist einfach großartig“, meinte die von Rabobank | |
gesponserte Athletin. | |
Rabobank – war da nicht mal was? Die niederländische Bank unterhielt | |
jahrzehntelang auch einen Rennstall im Straßenradsport der Männer, war dann | |
aber wegen der zahlreichen Dopinggeschichten im Männerradsport überhaupt | |
und auch im eigenen Team ausgestiegen. | |
Den Frauen gibt die Bank weiterhin Geld; verhältnismäßig unbesorgt, denn | |
Doping gilt im Frauenradsport als marginal, ganz im Gegensatz zum | |
Tretgeschäft der Männer. | |
Dass ein Frauenrennen nun wieder an ein Männerrennen andockt, darf man auch | |
als Folge des Aufräumens im Profibereich bewerten. Solange Doping dort gang | |
und gäbe war, fielen viele andere Aspekte des Radsports hinten runter. | |
## Die „Grande Boucle féminine" in den 80ern | |
## | |
Interessant ist, dass die letzte Tour de France der Frauen, die noch auf | |
dem Kurs der Männer ausgetragen wurde, im Jahre 1989 stattfand, also zu der | |
Zeit, in denen bei den Männern Epo-Doping in der Experimentierphase war. | |
Die „Grande Boucle féminine“ wurde von 1985 bis 1989 in der Form eines | |
Etappenrennens über die exakte Dauer der Tour de France der Männer | |
ausgetragen. Es gab ein paar Ruhetage mehr, die Etappen waren kürzer und | |
weniger schwer. | |
„Wenn die Männer vier Berge nehmen mussten, so gab es für uns zwei. Aber es | |
war großartig, die gleiche Kulisse wie die Männer zu haben“, erinnert sich | |
die Australierin Dona Rae-Szalinski, die in den 80er Jahren an diesem | |
Wettbewerb teilnahm. | |
In einem Text des Branchendiensts cyclingnews bedauert sie, dass diese | |
Erfahrungen heute „kaum gewürdigt“ würden. „Es geht mir nicht darum, uns | |
wichtig zu nehmen. Aber es sollte beachtet werden, dass das ein | |
erfolgreiches und sehr spannendes Sportereignis war“, meint sie. | |
Nun ja, mit der Spannung war es am Ende nicht mehr weit her, als Jeannie | |
Longo reihenweise diesen Event gewann. Das Rennen wurde dann in den August | |
verlagert und an ganz anderen Orten ausgetragen. Später änderte sich auch | |
der Name. Die ASO, privatwirtschaftlicher Ausrichter der Männer-Tour, | |
verbot den Organisatoren die Verwendung des Begriffs Tour de France. So | |
kommt es nun auch zu der etwas verkorksten Bezeichnung „La Course by Le | |
Tour“. | |
## Immerhin tut sich was | |
Ob eine Rückkehr in die alten Zeiten vorgesehen ist, war in Paris nicht zu | |
erfahren. UCI-Präsident Brian Cookson freute sich jedenfalls über „diesen | |
guten Schritt zur weiteren Entwicklung des Frauenradsports“. Cookson hat | |
sich dies – neben der Dopingeindämmung bei den Männern, als wichtigsten | |
Punkt auf seiner Präsidenten-Agenda notiert. | |
Wie weit der Frauen- vom Männerradsport noch entfernt ist, zeigte aber die | |
Siegerehrung. Als Kittel, Nibali & Co. auf die Bühne gerufen wurden, war | |
von Vos und Wild schon nichts mehr zu sehen. Rae-Szalinski erinnert sich | |
noch daran, dass zu ihren Zeiten Tour-Profi Phil Anderson mit einer | |
Champagnerflasche zu den Frauen herüberkam. | |
Immerhin war das Preisgeld schon (fast) auf Augenhöhe. Während Kittel für | |
seinen Etappensieg 8.000 Euro Prämie einstrich, wurden Vos 6.000 gegeben. | |
Das ist nicht auf Höhe des Gleichberechtigungsdiskurses, aber Radsport ist | |
eben auch eine ziemlich alte Disziplin. Zumindest gibt es eine Entwicklung. | |
28 Jul 2014 | |
## AUTOREN | |
Tom Mustroph | |
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