| # taz.de -- Gleichberechtigung im Radsport: Frauen auf arabischen Straßen | |
| > Mit Profiradrennen werben Katar und Dubai für sich – und für die | |
| > Akzeptanz des Frauensports. Und Geld können die Frauen dort auch | |
| > verdienen. | |
| Bild: Marianne Vos gewinnt den Giro d'Italia 2014 – und bekommt dafür 525 Eu… | |
| DOHA taz | Seit 2002 gibt es die Katarrundfahrt der Radprofis, die derzeit | |
| wieder stattfindet. 2009 kam dort ein Frauenrennen hinzu. 2010 wurde im | |
| Nachbarland die Tour of Oman gestartet, 2014 die Dubai-Tour. 16 Renntage | |
| für die Männerweltelite und vier Renntage für die Frauen gibt es | |
| mittlerweile in der Region. | |
| „Wenn der Wind stark ist, wird es schnell, hektisch und chaotisch“, sagt | |
| Heinrich Haussler. „Das ist eine Super-Vorbereitung für die Klassiker.“ Der | |
| Deutsch-Australier kehrt bei der Katarrundfahrt gerade in die erweiterte | |
| Weltelite zurück. Abends geht es dann zur Pianomusik in die Lobby des | |
| Fünfsternehotels, in das die Veranstalter die Teams einladen – und die | |
| Berichterstatter mit. Das Ambiente wird von allen Profis geschätzt. | |
| Die weiblichen Profis schätzen dort die ungewöhnliche Gleichbehandlung: Sie | |
| werden in denselben Hotels untergebracht wie die Männer, das Fernsehen | |
| überträgt auch ihre Rennen live, und sie erhalten Preisgelder, die diesen | |
| Namen verdienen. „So könnte das immer sein. Aber die anderen Veranstalter | |
| können sich das wohl nicht leisten“, sagt die Gesamtvierte Trixi Worrack. | |
| Doch auch hier gibt es noch große Unterschiede. Frauensiegerin Elizabeth | |
| Armitstead erhielt 1.200 Euro, der männliche Sieger der Katarrundfahrt wird | |
| 11.000 Euro einstreichen. Insgesamt werden für die Männer knapp 100.000 | |
| Euro bereitgestellt, für die Frauen etwas mehr als 20.000 Euro. Doch in | |
| Europa ist der Unterschied eklatanter. 525 Euro erhielt 2014 die | |
| Giro-Siegerin Marianne Vos, 200.000 Euro dagegen Männersieger Nairo | |
| Quintana. | |
| Ronny Lauke, der sportliche Leiter von Worrack, hat schon häufig | |
| Trainingslager in arabischen Ländern organisiert. Er sagt: „Die hiesige | |
| Politik will die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern fördern. Das ist | |
| das Interessante hier. Das wird ja in der arabischen Welt nicht unbedingt | |
| als normal angesehen, dass Frauen in Lycra über die Straßen fahren.“ | |
| ## Vom Kamel direkt ins Auto | |
| Selbst an die kurze und körperenge Sportkleidung bei Frauen haben sich die | |
| Katarer gewöhnt. „Im ersten Jahr war es wirklich neu für sie“, erzählt d… | |
| Niederländerin Amy Pieters. „Sie haben sehr nach uns geschaut, wenn wir uns | |
| auf der Straße umgezogen haben. Das war schon etwas beängstigend. Aber | |
| jetzt schauen die Leute schauen mehr aufs Rennen.“ | |
| ## | |
| Auf die Zuschauerzahlen schlägt sich die katarische Akzeptanz des | |
| Frauenradsports nicht nieder: Sie findet weitgehend unter Ausschluss der | |
| Öffentlichkeit statt. „Das ist hier kein Radsportland, das ist nicht wie | |
| Asien oder Europa“, sagt der aus Sri Lanka stammende Fahrradhändler Anton | |
| Joseph. „Die Leute sind hier vom Kamel gleich ins Auto gestiegen ohne den | |
| Umweg übers Fahrrad.“ | |
| In seinem seit 15 Jahren existierenden Laden in Doha registriert er aber | |
| die Veränderungen, die die Rennen in den Jahren mit sich brachten. „Waren | |
| es früher vor allem europäische Gastarbeiter, die hier Räder kauften, so | |
| kommen jetzt immer mehr Einheimische. Inzwischen steht es fifty-fifty.“ | |
| Boomzeit ist ausgerechnet der Ramadan. Besinnung und Fastenbrechen erhalten | |
| Konkurrenz durch körperliche Ertüchtigung. | |
| 13 Feb 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Tom Mustroph | |
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