# taz.de -- Meinungsfreiheit in Russland: Putin verschärft Internetkontrolle | |
> Am Freitag tritt ein Gesetz in Kraft, das die Internetzensur weiter | |
> ausbaut. Blogger dürfen nicht mehr anonym sein. Kritische Äußerungen sind | |
> verboten. | |
Bild: Wladimir Putin kann auf kritische Äußerungen verzichten – auch im Net… | |
RUSSLAND taz | Ab Freitag könnte es still werden in der russischen | |
Blogosphäre. Internetnutzer sollen nun gesetzlich dazu verpflichtet werden, | |
sich bei der Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor zu registrieren. Dies sei | |
Teil der Anti-Terror-Gesetzgebung. | |
[1][//www.reporter-ohne-grenzen.de/nc/pressemitteilungen/meldung/rog-kritis | |
iert-verschaerfte-internetkontrolle-ab-1-august/:Reporter ohne Grenzen | |
(ROG) kritisiert] die angekündigte Verschärfung der Internetzensur in | |
Russland. | |
Ab diesem Monat wird ein [2][Gesetz] rechtskräftig, das die Meinungszensur | |
im Netz weiter ausbaut: Demnach dürfen andere Personen oder Gruppen nicht | |
„in Misskredit“ gebracht werden und kritische oder politisch motivierte | |
Blogger dürfen nur Informationen veröffentlichen, „deren Richtigkeit | |
bestätigt werden können.“ | |
Der Begriff „Blogger“ wird definiert als eine „Person, die auf einer | |
eigenen Seite offen zugängliche Informationen postet“ und mindestens 3.000 | |
Leser am Tag hat. Darunter fallen auch Twitter- und Facebookuser, sowie | |
Nutzer des russischen Netzwerks VKontakte. „Die unabhängigen Medien in | |
Russland sind seit Monaten unter massivem Druck des Staates“, sagt | |
ROG-Vorstandssprecher Michael Radiske in Berlin. „Die russische Regierung | |
will jetzt noch die letzten Freiräume für kritische Äußerungen kappen.“ | |
## Kritische Äußerungen werden verboten | |
Auffällige Nutzer werden dazu aufgefordert, ihren Nachnamen, den ersten | |
Buchstaben des Vornamens und die E-Mailadresse zu veröffentlichen. Auch für | |
Kommentare auf ihren Seiten werden Blogger künftig verantwortlich gemacht. | |
Sie sind zum Löschen kritischer Äußerungen von Dritten verpflichtet. | |
Auch Plattformbetreiber sind von dem Gesetz betroffen: LiveJournal, das | |
russische Pendant zu Wordpress, wird verpflichtet, der | |
Medienaufsichtsbehörde auf Anfrage die Kontaktdaten seiner Nutzer zu | |
übergeben. Andernfalls drohen Geldstrafen von bis zu mehreren tausend Euro. | |
Wie mit kritischen Nutzern nach Veröffentlichung und Registrierung | |
persönlicher Daten weiter verfahren wird, definiert das Gesetz bisher | |
nicht. | |
„Blogs werden als Medien eingestuft, bekommen im Gegenzug aber nicht die | |
entsprechenden Rechte“, sagt die Menschenrechtsorganisation [3][Human | |
Rights Watch]. „Das tatsächliche Ziel ist es, jede Art von Kritik an der | |
Regierung zu verhindern.“ Wie der [4][Spiegel] im April berichtete, | |
verteidigt Putin das von ihm unterzeichnete Gesetz gegenüber der russischen | |
Nachrichtenagentur Interfax: „Blogs sollten ähnlichen Beschränkungen | |
unterliegen wie sonstige Massenmedien, weil ihre Autoren über das Internet | |
Zehntausende beeinflussen.“ | |
Bereits Anfang Juli beschloss das russische Parlament ein Gesetz, das in | |
Russland tätige Internetkonzerne zwingen soll, ab 2016 ihre Nutzerdaten auf | |
russischen Servern zu speichern. Dann könnte neben der NSA auch der | |
russische Geheimdienst darauf zugreifen. Auf der ROG-Rangliste der | |
Pressefreiheit steht Russland derzeit auf Platz 148 von 180 Ländern. | |
1 Aug 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://https | |
[2] http://asozd2.duma.gov.ru/main.nsf/(SpravkaNew)?OpenAgent&RN=428884-6&a… | |
[3] http://www.hrw.org/news/2014/04/24/russia-veto-law-restrict-online-freedom | |
[4] http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/wladimir-putin-das-internet-ist-… | |
## AUTOREN | |
Anne Dittmann | |
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