# taz.de -- Krise in Portugal: Millardenhilfe für Bank | |
> Die Banco Espírito Santo wird mit fast 5 Milliarden Euro aus | |
> Steuergeldern saniert. Dafür werden „faule“ Kredite in eine „Bad Bank�… | |
> ausgelagert. | |
Bild: Eine Filiale der Banco Espirito Santo in Lissabon | |
LISSABON ap | Portugal will der kriselnden Banco Espírito Santo eine | |
Geldspritze in Höhe von 4,9 Milliarden Euro verabreichen. Als weitere | |
Rettungsmaßnahme würden gesunde Sparten abgespalten, faule Vermögenswerte | |
jedoch beim Kreditinstitut verbleiben, kündigte Zentralbankchef Carlos | |
Costa am Sonntagabend vor Reportern an. | |
Die BES ist Herzstück des weltumspannenden Geschäftsimperiums der mächtigen | |
Bankiersfamilie Espírito Santo. Doch im Mai stießen Prüfer in den Büchern | |
des Geldhauses auf Unregelmäßigkeiten, später kamen geheim gehaltene | |
Schuldenberge der Privatbank ans Licht. Ihr früherer Chef Ricardo Espírito | |
Santo Salgado wird von der Polizei des Betrugs, der Geldwäsche und der | |
Fälschung verdächtigt. Letzte Woche wurde er verhört und anschließend gegen | |
eine Kaution von drei Millionen Euro freigelassen. Im vergangenen Monat | |
hatte er bereits seinen Posten aufgegeben. | |
Der Skandal um die traditionsreiche Großbank trat Schockwellen an den | |
internationalen Finanzmärkten los. Ende Juli meldete das Geldhaus im ersten | |
Halbjahr einen Rekordverlust von 3,58 Milliarden Euro. Die BES-Aktien | |
brachen in der Folge um rund 75 Prozent ein. Bei vielen Beobachtern ging | |
die Angst um, dass die Finanzkrise in der Eurozone noch nicht überstanden | |
sei und weitere geheime Probleme enthüllt würden. | |
Die Bank habe finanzielle Regeln verletzt und sei der Misswirtschaft | |
schuldig, sagte Zentralbankchef Costa. Doch hätten sich die Behörden zum | |
Handeln gezwungen gesehen, um eine Ansteckung des restlichen Finanzsystems | |
Portugals abzuwenden. | |
## Privatkonten sicher | |
Die Mittel für die milliardenschwere Geldspritze kommen laut Costa aus | |
einem speziellen Fonds, der während der Krise in der Eurozone eigens für in | |
Not geratene Finanzinstitutionen geschaffen worden war. Costa. | |
Unversehrte Geschäftssparten der BES, darunter der Einzelhandel, würden | |
demnächst abgetrennt und in ein neues Geldhaus namens Novo Banco | |
eingegliedert, erklärte Costa. Dort soll auch das aktuelle Personal der BES | |
unterkommen. Einlagen der Kontoinhaber seien sicher. Bei der Geldspritze | |
handele es sich im Übrigen um einen Kredit, der mit Zinsen und ohne | |
Belastung für Steuerzahler zurückgezahlt werde, versprach Costa. | |
Faule Vermögenswerte der Banco Espírito Santo würden hingegen da bleiben, | |
wo sie jetzt sind. Das Finanzhaus werde dann künftig als sogenannte „Bad | |
Bank“ eingestuft. Weitere Details dazu nannte Costa jedoch nicht. | |
Nach Bekanntwerden des Skandals um die BES hatte die portugiesische | |
Zentralbank bereits den Fehler eingeräumt, den in den vergangenen Jahren | |
von dem Geldhaus genannten Zahlen vertraut zu haben. Einige Politiker | |
forderten zudem eine Untersuchung darüber, warum Behörden und | |
Rechnungsprüfer die Probleme der Bank lange übersahen. | |
4 Aug 2014 | |
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