| # taz.de -- Besetzte Schule in Kreuzberg: Bezirk hat Forderung an Flüchtlinge | |
| > Laute Partys, verpasste Termine: Bezirk und Senat kritisieren die | |
| > Besetzer von Oranienplatz und Hauptmann-Schule – und loben sich selbst. | |
| Bild: Hier soll eigentlich keiner durchkommen: Gerhart-Hauptmann-Schule mit Sic… | |
| Zuletzt war es etwas stiller geworden um die ehemalige | |
| Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg, gar von einer „gespenstischen Ruhe“, | |
| berichtete die Bild. Am Wochenende ging es dann aber doch etwas lauter zu: | |
| „Samstagnacht wurde mit etwa 90 Leuten in der Schule gefeiert“, sagt | |
| Bezirkssprecher Sascha Langenbach am Dienstag auf taz-Anfrage. Aus diesem | |
| Anlass habe es Lärmbeschwerden aus der Nachbarschaft gegeben. Bereits am | |
| Freitag musste ein Bewohner nach einem Streit ins Krankenhaus eingeliefert | |
| werden – er war durch eine Glastür gestoßen worden. „Diese Ereignisse | |
| beobachten wir mit großer Sorge“, so Langenbach | |
| Medienberichte, nach denen mittlerweile wieder deutlich mehr als die | |
| vereinbarten 45 Personen in der Schule wohnen, dementiert der | |
| Bezirkssprecher allerdings: „Das ist Quatsch“, sagt Langenbach, | |
| VertreterInnen des Bezirks seien häufig in der Schule und hätten daher | |
| einen guten Überblick. Mit den BewohnerInnen vereinbart sei ein | |
| Besuchssystem: Wer in der Schule Gäste empfange, hinterlasse seinen | |
| Hausausweis als Pfand bei der Security. Gehen die Gäste wieder, gibt es den | |
| Ausweis zurück. Ob das in der Praxis immer so funktioniert, lässt | |
| Langenbach allerdings offen. | |
| ## Aggressives Verhalten | |
| „Einigen Bewohnern scheint der Ernst der Lage nicht ganz klar zu sein“, | |
| sagt Langenbach mit Blick auf die Party sowie Berichte über aggressives | |
| Verhalten gegenüber dem Sicherheitsdienst. Die ganze Stadt schaue auf die | |
| Schule, das verlange einen „verantwortungsbewussten Umgang“. Außerdem gehe | |
| der Bezirk momentan „in Vorleistung“, sagt Langenbach: „Wir haben für den | |
| August Geldleistungen analog zum Asylbewerberleistungsgesetz an 30 Bewohner | |
| ausgezahlt.“ Der Bezirk hoffe, dieses Geld zum Jahresende vom Senat | |
| erstattet zu bekommen. Ab September soll nur Geld erhalten, wer ein | |
| Gespräch bei der Ausländerbehörde nachweisen könne. | |
| Diese Maßnahme ist ein Signal Richtung Innensenator: Frank Henkel (CDU) | |
| kritisierte am Dienstag, dass nur rund zwei Drittel der ehemaligen | |
| Oranienplatzbesetzer zu den Terminen bei der Ausländerbehörde erscheinen | |
| würden. Bisher seien 260 der 339 registrierten Flüchtlinge zu einer | |
| Anhörung eingeladen worden, 87 von ihnen seien jedoch auch nach einer | |
| zweiten Vorladung nicht gekommen. Würden diese Flüchtlinge polizeilich | |
| kontrolliert, könnten sie in andere Bundesländer zurückgeschickt werden, | |
| sagte Henkel: „Im Ergebnis kann das auch eine Abschiebung sein.“ | |
| Ob diese allerdings durch ein Vorsprechen bei der Ausländerbehörde | |
| abgewendet werden kann, ist völlig unklar. Integrationssenatorin Dilek | |
| Kolat (SPD) sagte am Dienstag, bei denjenigen Flüchtlingen, die über | |
| Italien eingereist sind oder deren Asylanträge in anderen Bundesländern | |
| abgelehnt wurden, sei es „zumeist sinnlos“, in Berlin einen Asylantrag zu | |
| stellen. Gleichzeitig lobte Kolat den Umgang des Landes mit Flüchtlingen: | |
| „Das ist ein ganz außergewöhnliches Verfahren, das Berlin hier | |
| praktiziert“, so die Senatorin. | |
| Der Umbau der Hauptmann-Schule, wo der Bezirk unter anderem ein | |
| „Internationales Flüchtlingszentrum“ plant, geht derweil kaum voran: „Er… | |
| Gespräche“ würden dazu zwar laufen, so Bezirkssprecher Langenbach, doch | |
| weder bei der Planung der Baumaßnahmen noch bei der Auswahl der Initiativen | |
| gebe es bisher Ergebnisse. | |
| 12 Aug 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Malene Gürgen | |
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