# taz.de -- Besetzte Schule: Flüchtlinge planen Refugee-Center | |
> In einer "Erklärung an Alle" wenden sich die Flüchtlinge aus der | |
> besetzten Kreuzberger Schule gegen Vorwürfe des Bezirks und legen ihre | |
> Pläne für die Schule vor. | |
Bild: Das Transparent mit der Aufschrift "welcome to the international refugee … | |
Eine [1]["Erklärung an Alle, auch an den Berliner Senat und den Bezirk | |
Friedrichshain-Kreuzberg"] soll der Text sein - und eine "Einladung mit uns | |
zu reden". Mit dem am Freitag veröffentlichten Dokument wehren sich die | |
Flüchtlinge aus der besetzten Kreuzberger Schule gegen Vorwürfe und stellen | |
ihre Pläne für ein "richtiges Refugees-Center von Refugees für Refugees" | |
vor. | |
Am Montag war es zu Auseinandersetzungen zwischen den Schulbesetzern und | |
dem vom Bezirk beauftragten Sicherheitsdienst gekommen, als die Flüchtlinge | |
versuchten, den Pavillon auf dem Schulhof zu besetzen. Nach Darstellung des | |
Bezirks wurde die Security bedroht und körperlich angegriffen, weshalb sie | |
die Polizei gerufen habe. Bei anderer Gelegenheit seien Stahltüren zum | |
gesperrten Seitenflügel und Keller aufgebrochen worden. Am Mittwoch | |
erklärte ein Bezirkssprecher, künftig werde sofort Strafanzeige gestellt, | |
wenn ähnliches wieder vorkomme. | |
Die Flüchtlinge wiederum wollen in dem Pavillon ein "Social Center" mit | |
KüfA ("Küche für Alle", früher: Volksküche), Café und Fahrradwerkstatt | |
eröffnen, wie sie am Freitag erklärten. Weitere Projekte für ihr | |
Refugee-Center seien ein Theater-Projekt, einen Musiktreff und eine | |
Siebdruck-Werkstatt, die sie auch mit Menschen von außerhalb der Schule | |
umsetzen wollen. Man werde dafür nicht um Erlaubnis fragen, "zu viele | |
Versprechen von PolitikerInnen und Verwaltung sind nicht eingehalten | |
worden". Sie erwarteten aber, nicht an "unserer Arbeit gehindert" zu werden | |
- so wie am Montag, als man das Social Center habe eröffnen wollen. | |
Seit der weitgehenden Räumung der Schule im Juli stehen der Pavillon und | |
ein großer Teil des Schulgebäudes leer. Laut Vereinarung zwischen Bezirk | |
und den 45 verbliebenen Besetzern dürfen sie in einem Teil des Gebäudes | |
wohnen bleiben, während der Rest zu einem "Flüchtlingszentrum" umgebaut | |
werden soll. Ein Sicherheitsdienst soll für die Einhaltung der Vereinbarung | |
sorgen. | |
Seitdem sei jedoch wenig geschehen, klagen die Flüchtlinge. "Ausreden, das | |
wir BauarbeiterInnen an ihrer Arbeit hindern, sind gelogen." Zudem zeigen | |
sie sich verwundert über [2][die neusten Pläne des Bezirks]. Danach soll | |
die versprochenen Wohnplätze vom Landesamt für Gesundheit und Soziales | |
(Lageso) finanziert und um 70 auf 140 aufgestockt werden. Damit könnten die | |
Plätze jedoch nicht, wie ursprünglich geplant, auch an Illegalisierte und | |
Menschen ohne Leistungsbezug vergeben werden. Wenn man plane, mehr Menschen | |
in der Schule unterzubringen, fragen die Besetzer, "Warum wurden sie dann | |
vorher gewaltsam rausgeschmissen?" | |
Für die Flüchtlinge läuft dies darauf hinaus, dass die Schule zu einer Art | |
"Lager" wie andere FLüchtlingsheime werden soll. Schon jetzt, schreiben | |
sie, habe die Schule durch die Security etwas von einem Lager bekommen. | |
"Aber wir werden hier kein Lager akzeptieren." | |
19 Sep 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://blogs.taz.de/hausblog/files/2014/09/erklaerung-an-alle.pdf | |
[2] /Asyl/!145576/ | |
## AUTOREN | |
Susanne Memarnia | |
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