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# taz.de -- Neues Einkaufszentrum: Riechen und schmecken
> In der wieder eröffneten Rindermarkthalle am Neuen Kamp sind 11.000
> Quadratmeter Einkaufsfläche entstanden. Die Anwohnerbeteiligung ist
> gescheitert.
Bild: Schöner Shoppen auf St. Pauli: Die umstrittene Rindermarkthalle ist erö…
HAMBURG taz | Wie ein überdachter Wochenmarkt soll es sein: „Ein Ort zum
Riechen, Schmecken und Entdecken“. So beschreiben die Betreiber das
Einkaufszentrum, das am Donnerstag in der ehemaligen Rindermarkthalle auf
St. Pauli eröffnet hat. Von einem „Einkaufszentrum“ würden die
Verantwortlichen wohl nicht sprechen, stattdessen sprachen
Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD), Edeka-Nord-Chef Carsten Koch und
weitere Verantwortliche in ihren Eröffnungsreden von einer „einmaligen,
großartigen Markthalle“. Statt ein rotes Band zu zerschneiden, trennten sie
einen Rinderkopf aus Papier aus einem riesigen Plakat heraus.
Im Erdgeschoss der Halle haben auf knapp 11.000 Quadratmetern rund 30
Lebensmittelgeschäfte und Gastronomiebetriebe eröffnet. Darunter ein Bio-
und ein Schokoladenladen, ein Discounter, ein Quark-, ein Döner- und ein
Sushi-Laden. In der Mitte bildet eine freie Fläche das „Herzstück“ der
Halle: Auf 200 Quadratmetern sollen hier wechselnde Stände für
Marktatmosphäre sorgen.
Hauptpächterin in der Public Private Partnership ist die Edeka
Handelsgesellschaft Nord. Sie investierte 15 Millionen Euro in die
Sanierung der städtischen Fläche und vermietet die einzelnen Abschnitte an
verschiedene Betriebe unter. Haupt-Untermieter ist ein eigener Betrieb, mit
fast 5.000 Quadratmetern der größte Edeka Hamburgs.
Obgleich sich die AnwohnerInnen des Karoviertels über die Verbesserung der
Einkaufssituation freuen dürften, ist die Rindermarkthalle umstritten.
Kritisiert wird vor allem der Entscheidungsprozess: Nachdem auf dem
Grundstück der Real-Markt 2010 gescheitert war, legte der damalige Leiter
des Bezirksamts Mitte, Markus Schreiber (SPD), Pläne für eine Konzerthalle
vor. Die Idee stieß auf heftigen Protest und war schnell wieder vom Tisch.
Die Bürgerschaft empfahl daraufhin die Entwicklung eines alternativen
Konzepts unter Beteiligung der AnwohnerInnen.
Die Stadtteil-Initiative „Wunschproduktion Rindermarkthalle“ führte
daraufhin eine Befragung durch. In der Auswertung der knapp 600 Fragebögen
kamen am häufigsten die Worte „Supermarkt“, „Begegnungsort“, „Spielp…
„Park“ und „Wohnungen“ vor. Außerdem stellte die Initiative hölzerne
„Planungspavillons“ auf dem Vorplatz der Halle auf, wo AnwohnerInnen ihre
Vorstellungen konkretisieren konnten.
Im September 2011 kam dann die überraschende Bekanntgabe aus dem Bezirksamt
Mitte: Die Sprinkenhof AG, welche die städtischen Immobilien für die
Finanzbehörde verwaltet, und der Bezirk, hatten mit Edeka Nord eine
zehnjährige „Zwischennutzung“ vereinbart. Das Konzept hatten die
Projektentwickler Maßmann & Co. im Alleingang für Edeka Nord entwickelt.
Die „Wunschproduktion Rindermarkthalle“ lehnte von da an alle
Beteiligungsangebote seitens der Unternehmer ab. „Wir wollten uns nicht auf
faule Kompromisse einlassen“, sagt Niels Boeing von der Initiative. Man
habe nicht eingesehen, warum ein privates Unternehmen die
AnwohnerInnenbeteiligung für die Nutzung einer städtischen Fläche
organisieren sollte.
Im Obergeschoss stehen jetzt 800 Quadratmeter für „soziokulturelle Nutzung“
zur Verfügung, die unter anderem an eine Moschee, eine Töpfer- und eine
Malschule vergeben wurden. In einer Zwischenetage zwischen Parkplätzen und
Dach sollen sie für die „Anbindung an den Stadtteil“ sorgen. Dort sind die
Sanierungsarbeiten allerdings noch nicht abgeschlossen. Das „Grand Opening“
der Markthalle erfolgt am heutigen Samstag. Dabei soll ein ganzes Rind
zerlegt werden.
19 Sep 2014
## AUTOREN
Katharina Schipkowski
## TAGS
Gentrifizierung
Einkaufszentrum
Bürgerbeteiligung
Hamburg
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