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# taz.de -- Ex-Künstlerhaus verkauft: Tacheles macht Spitzen-Rendite
> Berlins berühmteste Ruine hat einen neuen Eigentümer: Ein
> US-Immobilienfonds verspricht die „attraktive Neubebauung“ der
> Freiflächen.
Bild: Spätestens jetzt ist das "now" an der Oranienburger Straße vorbei
BERLIN taz | Das Tacheles ist verkauft: Für 150 Millionen Euro hat ein
Immobilienfonds das ehemalige Kunsthaus mit den umliegenden Freiflächen
erworben. „Die Immobilienstrategie zielt darauf ab, attraktive,
risikoangemessene Renditen zu erzielen“, heißt es auf der Webseite der
Perella-Weinberg-Gruppe. Zur Strategie des Käufers gehört unter anderem,
Kapital aus Notsituationen zu schlagen („capitalizing on various emerging
distress situations“). Ein vorheriger Eigentümer hatte sich an einem
Bauprojekt auf dem Grundstück in Mitte finanziell verhoben, es kam daher in
die Zwangsverwaltung.
Im Februar 1990 hatten Künstler die Kaufhausruine besetzt, im Jahr 2012
hatte die Polizei sie wieder geräumt. Seitdem steht das Gebäude leer. Der
[1][Bebauungsplan] schreibt vor, dass in dem Haus „nur Anlagen für
kulturelle Zwecke zulässig“ sind. Der neue Eigentümer will diese Vorgabe
einhalten: „Wir wollen uns an die vorgesehene kulturelle Nutzung halten“,
sagt Sprecherin Claudia Holfert.
Aus finanzieller Sicht sind ohnehin die Freiflächen rund um das Tacheles
profitabler. Der Bebauungsplan erlaubt hier Gebäude – egal ob Büros,
Hotels, Geschäfte oder Wohnungen – mit insgesamt 83.000 Quadratmetern
Geschossfläche. Es werde eine „attraktive Neubebauung mit verschiedenen
Nutzungen“ geben, kündigt Holfert an.
Das Unternehmen werde rasch Kontakt zu den in der Stadt Verantwortlichen
aufnehmen, um die Möglichkeiten für einen Dialog zu klären. Laut dem
bisherigen Bebauungsplan darf die Freifläche nicht komplett bebaut werden;
mindestens 1.800 Quadratmeter sind laut den Vorgaben „gärtnerisch anzulegen
und zu erhalten“.
## Filetgrundstück als Autoparkplatz
Wann mit dem Bau begonnen wird, ist völlig unklar. Erfahrungsgemäß dauert
es nach dem Kauf eines Grundstücks durch einen Investor noch einmal ein
paar Jahre, bis der genug Geld für den eigentlichen Bau zusammen hat, bis
die Gebäude geplant und genehmigt sind. Ein echtes Filetgrundstück an der
Ecke von Friedrich- und Oranienburger Straße wird also auch ein
Vierteljahrhundert nach Einführung des Kapitalismus in Berlin-Mitte noch
nicht im ökonomischen Sinne verwertet, abgesehen von der Nutzung als
Autoparkplatz.
Das Tacheles wurde mit seinen vielen Künstlerateliers und Werkstätten nach
der Wende schnell zur Touristenattraktion. Zwischen den verschiedenen
Besetzergruppen gab es scharfe Konflikte, nicht zuletzt um die zunehmende
Kommerzialisierung. Als das Haus schließlich geräumt wurde, gab es kaum
Unterstützung aus der linken Szene.
Das Tacheles zeigt auch ein teilweises Versagen der Privatisierungspolitik.
1995 hatte der Bund das Grundstück für 61,8 Millionen Mark an ein
Unternehmen aus der Fundus-Gruppe verkauft, der auch das Hotel Adlon
gehört. Der Bund verpflichtete den Käufer, bis 2007 mindestens 180
Millionen DM auf dem Grundstück in Neubauten zu investieren. Ansonsten wäre
eine Strafe in Millionenhöhe fällig geworden – außerdem sollte das
Grundstück dann an den Bund zurückfallen.
Als zwölf Jahre später offensichtlich war, dass Fundus nicht baut,
verlangte der Bund weder die Strafzahlung noch das Grundstück. Stattdessen
blieb das Gelände bei der Fundus-Gruppe, die es jetzt, 19 Jahre nach dem
Kauf, mit einer Rendite von 375 Prozent weiterverkauft.
26 Sep 2014
## LINKS
[1] http://mitte.gis-broker.de/bplaene/0101041.gif
## AUTOREN
Sebastian Heiser
## TAGS
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Mitte
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