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# taz.de -- Nationalfeiertag in China: Party gegen Peking
> Das große Feuerwerk wurde abgesagt. Die Proteste vermiesen der
> Stadtregierung in Hongkong die Feiern zum chinesischen Nationalfeiertag.
Bild: Nationalfeiertag: So richtig happy sehen die Regierungsanhänger in Hongk…
HONGKONG taz | Eigentlich wollte Hongkongs Regierungschef Leung Chun-ying
an diesem Mittwoch feiern. 65 Jahre ist es her, dass Mao Zedong auf dem
Platz des Himmlischen Friedens in Peking die Volksrepublik ausrief. Und
auch wenn die Sonderverwaltungszone Hongkong die längste Zeit nicht Teil
dieser Volksrepublik war, wollte Leung seine Treue zur kommunistischen
Führung umso pompöser zur Schau stellen. Der Morgen sollte mit dem
feierlichen Hissen der chinesischen und Hongkonger Flagge beginnen. Für den
Abend war ein großes Feuerwerk über dem prachtvollen Hongkonger Hafen
geplant.
Doch es kam alles anders: Zunächst war die Fahnenzeremonie schon nach
wenigen Minuten beendet. Kaum hatte das Orchester des chinesischen Militärs
Chinas Nationalhymne beendet, ertönten im Hintergrund schon die lautstarken
Buhrufe der Demonstranten, von denen viele seit nunmehr fünf Tagen auf den
Straßen ausharren: „Wir wollen echte Demokratie“, riefen sie im
Sprechgesang. Und: „689“ – der Schimpfname für Leung. Denn der war nur v…
gerade einmal 689 Peking-treuen Wahlmännern gewählt worden, wie
Demokratieaktivisten damit betonen.
Die chinesische Flagge war noch nicht ganz hochgezogen, da verließen
Anwesende schon die Tribüne. Viele geladene Gäste waren der Veranstaltung
gleich fern geblieben. Das abendliche Feuerwerk über dem Hafen hatte die
Stadtverwaltung schon abgesagt. Es könne nicht für die nötige Sicherheit
gesorgt werden, hieß es in einer Mitteilung.
Auf den Straßen im Finanzviertel herrschte hingegen Volksfeststimmung,
nicht wegen, sondern trotz des chinesischen Nationalfeiertags. Bis zum
frühen Abend versammeln sich nach Angaben der Demo-Veranstalter über eine
halbe Million Menschen. Seit schon vier Tagen halten Studenten, Schüler und
Aktivisten der Demokratie-Initiative Occupy Central das Herz der
südchinesischen Finanzmetropole besetzt.
## Edelboutiquen bleiben geschlossen
Und es werden immer mehr. Selbst die Polizei, die in den letzten Tagen die
Zahlen stets nach unten drückte, sprach von „mehreren Hunderttausend“. Die
Hauptstraßen von drei Stadtteilen des Zentrums sind komplett in der Hand
der Demonstranten. Die Occupy-Aktivisten hatten am frühen Mittwochmorgen
ihren Protest auch auf das besonders unter chinesischen Festlandtouristen
beliebte Einkaufsviertel Tsim Sha Tsui ausgedehnt. Eigentlich ist dort
Chinas Nationalfeiertag der profitträchtigste Tag im Jahr. Doch nun hatten
zahlreiche Edelboutiquen geschlossen.
„Wir sind eigentlich zum Shoppen nach Hongkong gekommen“, sagt eine junge
Touristin vom Festland. „Nun protestieren wir mit für mehr Demokratie“,
freut sie sich. Bis zum späten Abend bleibt es friedlich. Dabei hatten noch
am Vortag die Aktivisten befürchtet, Hongkongs Peking-treue Regierung
könnte zum Nationalfeiertag die Straßenblockaden gewaltsam räumen.
Einen Angriff aus der Volksrepublik gibt es aber doch. Hongkonger Medien
berichten, Hacker hätten die unter den Demonstranten verbreiteten
Smartphones angegriffen. Eine seltene Spionagesoftware befalle nicht nur
Android-Handys, sondern auch I-Phones, wird ein US-Sicherheitsunternehmen
zitiert. Die Angreifer könnten E-Mails, Kurznachrichten, Adressbücher und
auch Passwörter mitlesen. Die Spur führe zurück aufs chinesische Festland.
1 Oct 2014
## AUTOREN
Felix Lee
## TAGS
China
Hongkong
Demokratiebewegung
Nationalfeiertag
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Schwerpunkt Überwachung
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Schwerpunkt Occupy-Bewegung
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