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# taz.de -- Warner Brothers und Copyright: Roboter mahnen zuviel ab
> Tausende Abmahnungen verschickt Warner am Tag. Auch wegen Dateien, die
> dem Konzern nicht gehören. Nun ist klar: Das machen automatisierte Bots.
Bild: Die Warner Brothers Firmenzentrale in Burbank, Los Angeles, USA.
BERLIN taz | Warner Brothers benutzt automatisierte Programme, sogenannte
Bots, um Dateien löschen zu lassen, die vermeintlich gegen das Copyright
verstoßen. Das geht aus nun veröffentlichten Gerichtsakten aus dem Jahr
2011 hervor. Der Konzern verschickt tausende Abmahnungen pro Tag, ohne dass
seine Mitarbeiter die einzelnen Fälle prüfen.
So wollte das Unternehmen so manches Mal auch Inhalte entfernen, die ihm
gar nicht gehörten. Wie das Open-Source-Programm „JDownloader“ oder ein
Hörbuch der BBC, das einen ähnlichen Titel wie ein Warner-Film trug.
Seiten wie Kinox.to verlinken zu Streamingplattformen, auf deren Servern
die Kopien von Serien und Kinofilmen liegen. Die Filme gehören nach dem
Gesetz Rechteinhabern wie Warner Brothers. Es ist schwierig gegen Kinox.to
vorzugehen, [1][weil die Seite nur vermittelt]. Gegen Filehoster wie
[2][Kim Dot Coms Megaupload], [3][Rapidshare] oder Hotfile ist es jedoch
ein Leichtes, weil sich dort die Filme befinden. Dass die Rechteinhaber die
Seiten zum Löschen auffordern können, regelt ein amerikanisches Gesetz: der
sogenannte [4][Digital Millennium Copyright Act], der die Rechte von
Copyright-Inhabern schützt und Löschungen erlaubt.
Einige Streamingdienste reagierten auf die Abmahnflut. [5][Youtube] oder
auch Hotfile gewährten den großen Rechteinhabern Zugriff auf ihre
Plattformen. So kann Warner Brothers Copyrightverstöße direkt selbst
löschen. Zudem erhielt Warner von Hotfile Premiumaccounts, mit denen die
Filmgesellschaft Inhalte schneller herunterladen und überprüfen konnte. Wie
sich jetzt herausstellt: Keiner der Warner-Mitarbeiter sichtete die
konkreten Inhalte der zu löschenden Dateien. Bots suchten lediglich nach
Titel, Genre und Erscheinungsjahr der Dateien.
## 80 Millionen Dollar Strafe
Trotz allen Zugeständnissen Hotfiles klagte Warner im Jahr 2011 neben
weiteren Hollywoodstudios gegen die Hostingplattform wegen wiederholter
Copyrightverstöße. Hotfile klagte daraufhin gegen Warner wegen Abmahnungen
aufgrund von Dateien, an denen Warner keine Rechte besitzt. Die Verfahren
mündeten in einem Vergleich. Der Hotfile-Gründer Anton Titov musste 80
Millionen Dollar Strafe zahlen. Daraufhin machte der Hostingdienst dicht.
Aufgrund eines neuen Gerichtsbeschlusses, den die
[6][Bürgerrechtsorganisation für Netzpolitik Electronic Frontier Foundation
erwirkte], musste Warner nun bisher geschwärzte Gerichtsakten aus diesem
Verfahren veröffentlichen. Daraus geht hervor, wie Warner bisher gegen die
Urheberrechtsverletzungen vorging: Sieben Mitarbeiter, Drittanbieter und
die automatisierten Programme gingen gegen die Urheberrechtsverletzungen
vor. Dabei sind die Mitarbeiter [7][nur dazu da], neue rechtsverletzende
Seiten aufzuspüren und die Bots darauf anzusetzen.
Bisher waren in den Dokumenten alle Stellen geschwärzt, die die „Robots“
erwähnten. [8][Warner erklärt in den Gerichtsakten], die Roboter können
effektiv die Suche eines Menschen nachahmen, nur schneller. In den nächsten
Wochen wird Warner weitere Dokumente aus dem Prozess veröffentlichen. Die
Electronic Frontier Foundation [9][kritisiert die Löschungen durch
Rechteinhaber] wie Warner Brothers als „Werkzeug der Zensur“, welches
missbräuchlich oder unvorsichtig genutzt werde.
15 Oct 2014
## LINKS
[1] /!74327/
[2] /!86008/
[3] /!123102/
[4] http://www.copyright.gov/legislation/dmca.pdf
[5] /!101135/
[6] http://www.eff.org/cases/disney-v-hotfile
[7] http://www.eff.org/document/order-denying-summary-judgment-hotfile-counterc…
[8] http://www.eff.org/document/warner-motion-summary-judgment-hotfiles-counter…
[9] http://www.eff.org/deeplinks/2014/09/eff-wins-release-warner-bros-documents
## AUTOREN
Svenja Bednarczyk
## TAGS
Lizenz
Copyright
Streaming
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Schwerpunkt Überwachung
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