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# taz.de -- Die Wahrheit: Lanz schlägt zurück!
> Das ZDF operiert erfolgreich am offenen Quotenherzen: Die Wunderwaffe
> „Dr. Markus – der Martial Arzt“ ist unheimlich scharf.
Bild: „Dr. Markus – der Martial Arzt, der zur Not auch Frauen verhaut“.
Er springt gekonnt über Häuserdächer, kämpft wie ein Ninja gegen Bösewichte
und rettet ganz nebenbei mit wenigen Handgriffen Menschenleben. Es handelt
sich um „Dr. Markus – der Martial Arzt, der zur Not auch Frauen verhaut“.
Die neue Abendserie im ZDF, welche im Herbst erstmals ausgestrahlt werden
soll, könnte zum neuen Quotenflaggschiff des zuletzt immer häufiger in die
Kritik geratenen Zweiten werden.
„’Dr. Markus‘ ist zunächst einmal unsere offensive Antwort auf all die
Kritik und das bevorstehende Ende von ’Wetten, dass . . ?‘“, verkündet
ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler ernst im Rahmen einer Pressekonferenz
und legt seinen Arm um den angeblich aufwendig gecasteten Hauptdarsteller
der neuen Serie – Markus Lanz.
„Gemeinsam erschaffen wir ein neues, generationen- und kulturübergreifendes
TV-Genre, nicht wahr?“, schwärmt Himmler und zieht Lanz noch enger an sich.
Und tatsächlich, mit Dr. Markus hat das ZDF Großes vor.
Der neuartige, in Kampfkunst geschulte Landarzt soll sowohl die tatterige
und heimatverbundene Oma Erna wie auch den actionverliebten, hyperaktiven
Mehmet in seinen Bann und vor den TV-Empfänger ziehen.
Das Konzept ist einfach und dennoch genial. In jeder Folge geht es darum,
die Hauptfigur in knifflige Situationen zu bringen, aus denen sie sich nur
mit viel ärztlichem Geschick und der kompromisslosen Anwendung von
fernöstlicher Kampfkunst befreien kann. „Schwarze Ninjakutte und weißer
Arztkittel in einem vereint, das gab es noch nie“, frohlockt Himmler.
## Lanz im Shaolin-Kloster
Als Vorbereitung auf die durchaus anspruchsvolle Aufgabe habe sich Lanz für
sechs Monate in ein Shaolin-Kloster und die Berliner Charité begeben. Die
laut Himmler faszinierende sechsteilige Dokumentationen dieser Reise werde
unmittelbar nach der Erstausstrahlung und dem daran anschließenden, von
Lanz moderierten Brennpunkt „Mafia Gesundheitssystem?“ ausgestrahlt. „OP
und K.O. liegen beim ZDF ab sofort ganz dicht beieinander“, betont Himmler.
Zur Handlung: Im 60-minütigen Pilotfilm mit dem Titel „Die dunklen
Machenschaften der Schwarzgeldklinik“ erleidet der berühmte
Familienshow-Moderator Lukas Manz (ebenfalls gespielt von Markus Lanz)
während seiner Sendung einen Herzinfarkt. Vor laufenden Kameras wird Manz
mit dem Hubschrauber abtransportiert.
Der Infarkt jedoch ist nur eine Inszenierung, für die die umtriebige und
geldgierige Fernsehgebühren-Mafia verantwortlich ist. Unter dem Deckmantel
der sogenannten Schwarzgeldklinik werden unbemerkt von Öffentlichkeit und
Rundfunkrat Millionen an Fernsehgebühren durch die Behandlung angeblicher
Krankheiten abgezapft und reingewaschen.
Manz selbst befindet sich zu diesem Zeitpunkt auf dem glamourösen Höhepunkt
seiner Karriere. Zugleich ist er, wie viele seine öffentlich-rechtlichen
Kollegen, in mafiöse Strukturen verstrickt. Ein Fehler des aufgrund von
Manz’ Gebaren irritierten Rettungshubschrauberpiloten (gespielt von Tom
Hanks) ist der Anfang vom Ende der dunklen Machenschaften. Denn der Pilot
bringt Manz nicht wie geplant in die Schwarzgeldklinik, sondern in die
Landarztpraxis des zurückgezogen lebenden Dr. Markus. Kurz bevor Dr. Markus
seinen falschen Notfallpatienten am offenen Herzen operieren kann,
offenbart sich dieser ihm als Scharlatan.
Gleichzeitig entspinnt sich eine dezente, aber nicht zu übersehende
Liebesaffäre zwischen Medikus und Moderator. Unweigerlich kommt es zur
erotischen Liebesnacht zwischen den beiden Hauptfiguren, die schließlich in
einer OP-Saalwette mündet. Dr. Markus wettet mit Manz, dass er ihn
innerhalb von zwei Stunden aus den bösen Machenschaften der
Schwarzgeldklinik befreien kann. Es soll sein ganz persönlicher
Liebesbeweis und das Ende der Landarzt-Einsamkeit sein. Als Wetteinsatz
bietet er 50 Nacktliegestütze auf einem trabenden Pony.
Mit Hilfe seines kämpferischen und chirurgischen Geschicks überwindet er
etliche Wetthindernisse und gelangt schließlich hinter die verschlossenen
Türen der Schwarzgeldklinik. Dort trifft er im Grande Finale auf den
umtriebigen Schwarzgeldklinik-Boss Klaus Clever (hervorragend gespielt von
Claus Kleber).
## Udo Jürgens spielt Udo Jürgens
Gerade als Dr. Markus seinem Kontrahenten Clever das Genick brechen will,
stellt sich heraus, dass dieser der leibliche Vater von Manz ist. Im selben
Moment tritt Udo Jürgens (gespielt von Udo Jürgens) ins Büro. In seiner
Hand hält er eine Flasche griechischen Wein. Überraschte Blicke werden
ausgetauscht, dann ist Schluss. Ein Cliffhanger par excellence.
Dieser neue Quoten-Hit ist ein Faustschlag ins Gesicht aller Lanz-Kritiker.
Lanz lebt, die OP am offenen ZDF-Quotenherzen ist geglückt. Und was die
Herzprobleme von Uli Hoeneß mit alldem zu tun haben, das, so Himmler, werde
frühestens am 13. Dezember in der letzten Folge von „Wetten, dass . . ?“
verraten. Eines ist jedoch schon jetzt absolut sicher: Die ganze Nation
wird kurz vor Weihnachten gespannt auf den Fernseher starren und mit Markus
Lanz um die Wette fiebern.
15 Oct 2014
## AUTOREN
Sven Stickling
## TAGS
Markus Lanz
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Fernsehen
Wetten, dass... ?
Markus Lanz
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Mozart
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