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# taz.de -- Agro-Kraftstoff: Italien verheizt Sprit aus Stroh
> Die italienische Regierung fördert Sprit aus Landwirtschaftsabfällen.
> Klimafreundlich sei das nicht, bemängeln Kritiker.
Bild: Stroh zu Benzin? Landwirtschaftsabfälle als Agro-Sprit sind nicht unbedi…
BERLIN taz | Abfall zu Benzin: Italien füllt Agrosprit aus Stroh in den
Tank. Wie die britische Rundfunkanstalt BBC berichtet, fördert die
italienische Regierung die sogenannte nächste Generation der
Agrokraftstoffe mit einer Finanzspritze.
Im Gegensatz zur ersten Generation der Agrokraftstoffe soll die zweite aus
Reststoffen – etwa Stroh – bestehen und nicht aus Getreide. Im vergangenen
Jahr habe im norditalienischen Crescentino bei Turin die erste Fabrikanlage
für die industrielle Verarbeitung von Stroh zu Brennsprit eröffnet. Ab 2018
sollen in Italien alle Kraftstoffe, von Benzin bis Diesel, 0,6 Prozent des
Agrosprits beinhalten – bis 2022 ein Prozent.
Weil der neue Brennstoff nicht aus Lebensmitteln besteht, klingt er
unverdächtiger als sein Vorgänger – der herkömmliche Agrosprit aus
Getreide. Der Kraftstoff aus Mais, Weizen oder Zuckerrüben ist umstritten,
auch in der EU.
Momentan müssen die Mineralölkonzerne fossilem Kraftstoff insgesamt sieben
Prozent Diesel aus Raps oder Frittierfetten beziehungsweise Benzin aus
Weizen oder Zuckerrüben beimischen. Kritiker bemängeln besonders die
Nahrungsmittelkonkurrenz: So verdränge die Produktion von Agrosprit
Plantagen und Äcker für Nahrungsmittel und Tierfutter.
## Stroh ist nicht immer Abfall
Lieber Stroh als Weizen verheizen? „Stroh ist nicht in allen Fällen
Abfall“, sagt Marita Wiggerthale von der Entwicklungsorganisation Oxfam.
Ernteabfälle könnten vielfach verwendet werden, um die Bodenfruchtbarkeit
zu erhalten. Nur wenn das Stroh tatsächlich nicht mehr anderweitig
verwendet werden könne, dürfe es als Kraftstoff genutzt werden. Die
Beimischung von Sprit aus Getreide müsse aber sofort eingestellt werden.
„Anbau, Düngung, Verarbeitung und oftmals auch Importe verschlingen viel
Energie“, sagt auch Jens Hilgenberg vom Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND). „Das Produkt wird uns zwar als grün angepriesen, die
Herstellung ist aber nicht durchweg klimafreundlich.“
Sebastian Søderberg vom dänischen Biotechnologieunternehmen Novozymes, das
im italienischen Crescentino den Sprit aus Abfällen mitentwickelt, sieht es
anders: „Das Projekt soll eine Inspiration für ein EU-weites Mandat für
weiterentwickelte Kraftstoffe sein, bis 2020 und darüber hinaus“, sagte er
der BBC.
17 Oct 2014
## AUTOREN
Meriem Strupler
## TAGS
Agrosprit
Italien
Abfall
Benzin
Bundestag
Lebensmittel
Müll
Raps
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