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# taz.de -- Kommentar Lokführer- und Pilotenstreik: Streik, Macht und Risiko
> Mit ihren weitreichenden Streiks riskieren die Spartengewerkschaften,
> sich auf längere Sicht selbst überflüssig zu machen.
Bild: Nach den Lokführern streiken nun auch die Lufthansa-Piloten.
Darf eine Spartengewerkschaft die Bahn ein ganzes Wochenende lang
lahmlegen, ja die Reisenden „in Geiselhaft nehmen“, wie in maßloser
Übertreibung behauptet wird? Die Antwort ist einfach: Ja, sie darf. Es gibt
kein Gesetz, das regeln würde, dass vom Streikrecht nur große
Gewerkschaften Gebrauch machen dürften. Es gibt auch keinen Rechtsanspruch
der Bevölkerung darauf, von einem Streik unbehelligt und von nerviger
Warterei verschont zu bleiben. Streikrecht geht vor, und das ist auch gut
so.
Eine ganz andere Frage ist, ob Lokführer oder Piloten eine weise
Entscheidung treffen, wenn sie für gewaltigen Frust unter den Reisenden
sorgen. Einerseits verfügen solche Berufsgruppen über eine stärkere Macht
als etwa Verwaltungsangestellte, weil ihr Streik die Öffentlichkeit viel
direkter berührt. Andererseits aber spielen die Gewerkschaften dabei auch
mit der Macht des Wettbewerbs. Bisherige Bahnfahrer wechseln auf den
Fernbus, genauso wie Lufthansa-Flieger auf die Konkurrenz umbuchen. Man mag
fragen, warum sich die Gewerkschaften um das Wohl der Unternehmen sorgen
sollten, die im Arbeitskampf ihre natürlichen Gegner sind. Doch an diesem
Wohl hängt letztlich auch das der Arbeitnehmer.
Sollten Busunternehmen in der Folge ihren Marktanteil steigern, wäre es
logisch, wenn die Bahn die Zahl ihrer Züge verringern würde. Dann aber
brauchte es auch weniger Lokführer. Wenn die Lufthansa vergleichsweise
höhere Passagekosten tragen muss, dann verliert sie Marktanteile – und
benötigt weniger Piloten.
Kurzfristig mögen solche Streiks daher die Macht der Gewerkschaft wie die
Gehälter ihrer Mitglieder mehren. Doch auf längere Sicht hin riskieren sie
mit Großstreiks, dass sie den Ast absägen, auf dem sie selbst sitzen.
Verwaltungsangestellten kann das nicht so leicht passieren.
19 Oct 2014
## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
## TAGS
Bahn AG
Lokführer
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Gewerkschaft der Lokführer
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Deutsche Bahn
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Schwerpunkt Bahnstreik
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