# taz.de -- Sanktionen gegen Russland: Deutsche Exporte brechen ein | |
> Der Konflikt mit Moskau um die Ukraine belastet die deutsche | |
> Exportindustrie schwer. Seit den gegenseitigen Sanktionen geht es | |
> abwärts. | |
Bild: Roter Stern: Luxuskarossen sind am Kreml derzeit weniger gefragt. | |
WIESBADEN dpa | Der Konflikt mit Moskau um die Ukraine schlägt massiv auf | |
die deutschen Exporte nach Russland durch. Die Ausfuhren in das Land | |
brachen im August im Vergleich zum Vorjahr um 26,3 Prozent auf 2,3 | |
Milliarden Euro ein, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in | |
Wiesbaden berichtete. | |
In den ersten acht Monaten wurden Waren im Wert von 20,3 Milliarden | |
ausgeführt, das war ein Minus von 16,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. | |
Auf der Liste der wichtigsten Empfängerländer für Produkte „made in | |
Germany“ sackte Russland auf Rang 13 ab. | |
Im Jahr 2013 hatte Moskau den Angaben zufolge noch den elften Platz belegt. | |
Dabei hatten sich die deutschen Ausfuhren nach Russland bereits 2013 mit | |
einem Minus von 5,2 Prozent überdurchschnittlich schwach entwickelt. | |
Allerdings hatte es in den Vorjahren 2010 bis 2012 hohe Zuwachsraten | |
gegeben. Besonders stark entwickelte sich der Handel 2011, als die | |
Ausfuhren nach Russland beinahe um ein Drittel (30,8 Prozent) zulegten. Die | |
starken Schwankungen im deutsch-russischen Handel sind nicht selten: Im | |
Krisenjahr 2009 schrumpften Deutschlands Russland-Exporte um 36 Prozent, | |
2010 kletterten sie um 28 Prozent. | |
## Kurzarbeit bei Mittelständlern | |
Wichtigste Exportgüter in den ersten acht Monaten 2014 waren Maschinen mit | |
einem Anteil von 22,6 Prozent an den gesamten deutschen Exporten nach | |
Russland, Autos und Autoteile (19,0 Prozent) sowie chemische Erzeugnisse | |
(10,0 Prozent). Unter diesen Gütern war der Ausfuhrrückgang mit 27 Prozent | |
bei den Kraftwagen am höchsten. Die Maschinenexporte sanken um 17 Prozent | |
zum Vorjahr, die Exporte von chemischen Erzeugnissen gingen um 6 Prozent | |
zurück. | |
Für die deutschen Maschinenbauer ist Russland der viertwichtigste | |
Absatzmarkt. Daher schmerzt der Exporteinbruch in das Land die | |
mittelständisch geprägte Branche. Sollten weitere gegenseitige Sanktionen | |
auf die Branche durchschlagen, schließt der Branchenverband VDMA ein | |
Export-Minus nach Russland von 35 Prozent im Gesamtjahr nicht aus. | |
Das treffe gerade viele Mittelständler, die teilweise schon Kurzarbeit | |
einführen mussten, weil ihr Russland-Geschäft wegbricht, erklärte der | |
Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft. Erst kürzlich hatte VDMA-Präsident | |
Reinhold Festge die überzogene Handhabung der EU-Sanktionen in Deutschland | |
kritisiert: „Bitter für uns: Anbieter aus Asien, insbesondere aus China, | |
springen sofort in die Lücke, und deutsche Unternehmen verlieren ihren über | |
viele Jahre aufgebauten Ruf als zuverlässigen Lieferanten.“ | |
Das schwache Russlandgeschäft hat im August auch die deutschen Exporte | |
insgesamt belastet und die Ausfuhren im Jahresvergleich um ein Prozent ins | |
Minus gedrückt. Damit hätten die Wirtschaftssanktionen zwischen der EU und | |
Russland im August erstmals ihren vollen Effekt entfaltet, erklärte die | |
BayernLB. Denn auch die Exporte in Drittländer außerhalb der EU insgesamt | |
lagen deutlich um 4,7 Prozent im Minus: „Offenbar konnte auch die | |
Konjunkturbelebung in den USA und der bereits im August etwas schwächere | |
Euro den Russland-Effekt nicht kompensieren.“ | |
Der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft geht weiter davon aus, dass sich | |
der negative Trend wegen der gegenseitigen Wirtschaftssanktionen noch | |
beschleunigen wird. „Für das Gesamtjahr 2014 bleiben wir bei der Prognose, | |
dass wir einen Rückgang der deutschen Exporte nach Russland von ungefähr 20 | |
Prozent sehen werden. Das entspricht einem Handelsvolumen von rund 7 | |
Milliarden Euro“, sagte der Ost-Ausschuss-Vorsitzende Eckhard Cordes: „Das | |
gefährdet in Deutschland 50.000 bis 60.000 Jobs, wenn das die Unternehmen | |
nicht mit anderen Märkten kompensieren können.“ | |
29 Oct 2014 | |
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