# taz.de -- Berliner Szenen: Fast wie Lagerfeuer | |
> Bei Tina Dicos Konzert gab es leider kein Lagerfeuer und auch sonst wenig | |
> Schnickschnack, aber magische Momente. | |
Bild: War dann für die Stimmung gar nicht mehr nötig: Feuer. | |
Der Typ, der Tina Dicos Vorband ist, macht ganz wunderschöne Musik, und er | |
sagt auch mehrmals seinen Namen, aber man versteht ihn nicht so gut, was | |
aber nicht schlimm ist, denn er sagt dazu auch, wo er herkommt, nämlich von | |
den, hmm, na ja, es klingt wie „Fraueninseln“ oder „Pfaueninseln“, es | |
müssen aber wohl die Färöer-Inseln sein, und als ich später „färöischer | |
Liedermacher“ google, ist er alle Ergebnisse, er heißt also wohl Teitur. | |
Tina Dico spielt im Admiralspalast, dessen Säle schon irgendwie nett sind, | |
aber auch nicht bezaubernd, aber vielleicht auch okay, eigentlich würde ich | |
ihr mehr Stuck und Brimborium wünschen, wie im Berliner Ensemble | |
vielleicht, aber vielleicht würde sie das gar nicht wollen, weil sie zu | |
ihrer neuen Platte nämlich gesagt hat, sie hat alle Deko aus dem Tonstudio | |
entfernt, um alles so schlicht zu halten wie möglich, damit sie Musik ohne | |
Schnickschnack machen kann, und vielleicht ist es auch nur Schnickschnack, | |
darüber nachzudenken, welcher Saal für sie der beste wäre, weil es | |
vielleicht am Ende doch wieder so ist, dass sie von dem Saal gar nicht so | |
viel mitbekommt, weil sie auf der Bühne steht und so viel Licht im Gesicht | |
hat, dass sie gar nicht weiß, ob es vor ihr schön ist oder nicht so schön, | |
solange alles gut klingt. | |
Bei ihrem ersten Lied bricht mein Herz ein bisschen, weil mir der Sound | |
nicht passt, aber das Herz geht schnell wieder zusammen, denn ab dem | |
zweiten Lied ist alles perfekt, spätestens als Tina Dicos Mann Helgi | |
Jonsson auf Deutsch sagt: „Wir durften leider Gottes kein Lagerfeuer | |
machen. Das wär so geil gewesen.“ | |
Trotzdem singt das Publikum mit, als gäbe es ein Lagerfeuer. Der Hut des | |
Bassisten wirft einen großen Schatten hinter Tina Dico, und es sieht fast | |
so aus, als würde sie einen Hut tragen, was sie ja auch oft tut, und das | |
ist nur einer von den vielen magischen Momenten des Abends. | |
6 Nov 2014 | |
## AUTOREN | |
Margarete Stokowski | |
## TAGS | |
Berliner Szenen | |
Berliner Szenen | |
Berliner Szenen | |
Berliner Szenen | |
Berliner Szenen | |
Berliner Szenen | |
Berliner Szenen | |
Berliner Szenen | |
Berliner Szenen | |
Berliner Szenen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Berliner Szenen: Der letzte Seehund | |
Auf dem Rixdorfer Weihnachtsmarkt. Ein Ferkel liegt rum, ein Esel will kein | |
Selfie und in der U-Bahn wird wild gemischt. | |
Berliner Szenen: Meine Hood, Alter | |
Auf den Spuren der eigenen Kindheit in Berlin-Rixdorf. Ein Platz hat einen | |
neuen Namen, aber der Geruch ist derselbe wie früher. | |
Berliner Szenen: Kifferparty olé | |
Jugendliche probieren sich aus: Als Undergroundkünstler auf dem | |
Weihnachtsmarkt und als Beziehungsexpertinnen in der U-Bahn. | |
Berliner Szenen: Voller Koffer | |
Im Regio nach Wismar wird nicht gelesen, es wird gespielt. Mütter werden in | |
Koffer gesteckt, Technik wird vom Kind vermisst. | |
Berliner Szenen: Was die früher dachten | |
Auf den Flugfeldern der Zukunft wirkt die Vergangenheit plötzlich ganz | |
komisch. Man wird aber nicht alles verstehen müssen. | |
Berliner Szenen: Oma flog nicht. Oma blieb | |
Totgesagte leben länger, und manchmal tanzen sie in ihren Sterbekleidern, | |
statt mit Unterrock in den Himmel zu fliegen. | |
Berliner Szenen: Geh sterben | |
Im Regio wird geklopft und getrunken, die Fotos sind fail, der Schnaps ist | |
eklig. Und sterben gehen heißt gar nichts. | |
Berliner Szenen: Absurdes Gemäuer | |
Ein Abend in altehrwürdigen Räumen in Wannsee: Verschiedene Formen von Neid | |
wechseln einander ab. | |
Berliner Szenen: Mittelpunkt einer Wolke | |
Dicke Eier und was Neues am Fuß in der U-Bahn: Fußvergleich zweier Jungs, | |
von denen einer neue Schuhe hat. |