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# taz.de -- Diskriminierung im Tanzverein: Lesben dürfen nicht mittanzen
> Tanzclub in Bremerhaven lehnt lesbisches Paar für Discofox-Kurs ab. Die
> Grünen wollen deshalb die öffentliche Finanzierung des Vereins
> einstellen.
Bild: Zumindest dem Augenschein nach schön hetero: Die TänzerInnen des TSG Br…
HAMBURG taz | Eins, zwei, Tap – und dabei nicht über die Füße stolpern.
Wenn die anderen Kursteilnehmer im [1][Tanzsport-Club Capitol] in
Bremerhaven Discofox üben, müssen Diana S. und Petra H. zu Hause bleiben.
Das lesbische Paar sei von dem Verein mit der Begründung abgelehnt worden,
dass sich der Kurs nur an Männer und Frauen richte, berichtet die
Nordsee-Zeitung.
Damit, auch gleichgeschlechtliche Paare zu unterrichten, „wollen wir hier
gar nicht erst anfangen“, habe der stellvertretende Vorsitzende Simon Brahm
am Informationstresen zu Diana S. gesagt.
Für eine Anfrage der taz war der Verein telefonisch nicht zu erreichen. Auf
seiner Internetseite bestreitet der TC Capitol die Vorwürfe jedoch. Das
Paar sei bloß darauf hingewiesen worden, dass es nicht teilnehmen könne, da
es derzeit keine „Equality“-Kurse für gleichgeschlechtliche Tänzer gebe.
„Genau so wie der TC Capitol zurzeit keinen Tanzkursus für Singles,
Jugendpaare, Bauchtanz, Rollstuhltanz oder sonstiges im
Veranstaltungsportfolio anbietet.“
Die Möglichkeit, dass das Paar auch an einem klassischen Tanzkurs
teilnehmen könnte, erwähnt der Verein nicht. Diskriminierend sei die
Ablehnung trotzdem nicht, da sich der Tanzsport-Club lediglich an die
„Durchführungsmodalitäten des bundesdeutschen Tanzverbandes“ halte. Dort
werde zwischen „Equality“ und klassischen Tanzpaaren unterschieden, heißt
es auf der Homepage.
„Für den Freizeit und Hobbybereich gibt es solche Vorgaben nicht“, stellt
hingegen Heidi Estler vom Deutschen Tanzsportverband (DTV) richtig und
hofft, der Verein habe nur „etwas durcheinandergebracht“.
Daran glaubt der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Frank Willmann nicht. Seine
Fraktion zeigte sich entsetzt. „Selbst zu meiner Tanzschulzeit haben Frauen
zusammen getanzt“, sagt Willmann.
Dass der Verein Frauen wegen ihrer sexuellen Orientierung vom Tanzkurs
ausschließe, entspräche „einem Denken von vorgestern“. Der Vereinsvorstand
müsse sich bei dem Paar entschuldigen, fordert Willmann. Jetzt prüfen die
Grünen, ob Vereinen die öffentlichen Gelder entzogen werden können, wenn
die sich nicht an die Grundwerte des inklusiven Zusammenlebens hielten. Der
TC Capitol habe im Jahr 2013 für Übungsleiter und Projekte mehr als 7.000
Euro erhalten.
Die Bremer Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne), hat sich offiziell bei
dem Verein beschwert. Dieser „massive Verstoß gegen den
Gleichbehandlungsgrundsatz“ sei nicht akzeptabel.
Auch Benjamin Rottmann vom Lesben und Schwulenverband Niedersachsen-Bremen
kritisiert die Ausgrenzung der lesbischen Frauen durch den Tanzverein
scharf: „So etwas dusseliges habe ich lange nicht erlebt.“ Beim Paartanz
sei es eigentlich ganz egal, wer führe.
Glücklicherweise handele es sich aber eher um einen Einzelfall. „An den
meisten Tanzkursen können lesbische und schwule Paare ganz normal
teilnehmen“, sagt Rottmann.
17 Nov 2014
## LINKS
[1] http://www.tccapitol.de/
## AUTOREN
Andrea Scharpen
Andrea Scharpen
## TAGS
Tanzen
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