| # taz.de -- Vodafone kaufte Datensaug-Firma: Schluuuurrrrp | |
| > Beim Anzapfen der Unterseekabel bekam der Geheimdienst GCHQ Hilfe. 70 | |
| > Prozent der ausgeleiteten Datenmengen kamen über eine heutige | |
| > Vodafone-Tochter. | |
| Bild: Allein Vodafone habe laut BSI auf die Frage nach Zusammenarbeit mit Gehei… | |
| MÜNCHEN dpa | Eine inzwischen Vodafone gehörende Firma hat nach Recherchen | |
| mehrerer Medien dem britischen Geheimdienst GCHQ und seinem | |
| US-Partnerdienst NSA in großem Umfang beim Ausspähen des Datenverkehrs im | |
| Internet geholfen. | |
| Offenbar sei die Zusammenarbeit des Unternehmens Cable&Wireless Worldwide | |
| weit über das gesetzlich gebotene Maß hinaus gegangen, berichtete die | |
| Süddeutsche Zeitung (Freitag). Das Blatt beruft sich auf bislang | |
| unveröffentlichte Dokumente aus dem Archiv des ehemaligen NSA-Mitarbeiters | |
| Edward Snowden, die SZ, NDR, WDR und der britische Sender Channel 4 | |
| einsehen konnten. | |
| So liste der Geheimdienst GCHQ in einem Dokument 2009 insgesamt 63 | |
| Untersee-Internetkabel auf, die er anzapfen konnte – bei 29 davon sei das | |
| fragliche Unternehmen als Abhörhelfer gelistet. Laut Tagesschau.de hatte | |
| der Geheimdienst dabei Zugriff auf knapp 7000 Gigabit pro Sekunde an Daten | |
| zu. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, kamen 2009 etwa 70 Prozent der | |
| ausgeleiteten Datenmengen über die heutige Vodafone-Tochter. | |
| Allein im Februar 2009 seien im Gegenzug für den Zugang sechs Millionen | |
| Pfund (rund 7,5 Mio Euro) an das Unternehmen geflossen. Der Tarnname des | |
| 2012 von Vodafone übernommenen Unternehmens lautete demnach offenbar | |
| „Gerontic“. Kalendereinträge zeigten, dass es ein „gemeinsames Projektte… | |
| von „Gerontic“-Mitarbeitern und Geheimdienstlern gegeben habe. Ein | |
| Geheimdienstmitarbeiter soll dabei als „integrierter Projektmitarbeiter“ | |
| bei „Gerontic“ garbeitet haben. Ein interner Bericht dokumentiere zudem, | |
| wie sich „Gerontic“-Mitarbeiter und Geheimdienstleute zu einer Besprechung | |
| "möglicher Einsatzrisiken" getroffen hätten. | |
| ## Programm „Incenser“ auch unter Vodafone | |
| Den Angaben zufolge erhielt der GCHQ mit Hilfe von Cable&Wireless Worldwide | |
| offenbar sogar Zugriff auf die Infrastrukturen anderer Firmen. Dabei soll | |
| das Unternehmen Metadaten wie etwa Performance-Statistiken der Router und | |
| Protokolle, welche Webseiten die Nutzer angesteuert haben, weitergegeben | |
| haben. Die abgezapften Daten seien von einem speziellen Programm mit | |
| Codenamen „Incenser“ weiterverarbeitet worden. Dieses Programm soll demnach | |
| auch nach der Übernahme der Firma durch Vodafone bis mindestens April 2013 | |
| fortgeführt worden sein. | |
| Die britische Firma Vodafone teilte dem Rechercheverbund dazu mit, man habe | |
| die Geschichte des aufgekauften Unternehmens erforscht und „keinerlei | |
| Hinweise“ auf Aktivitäten gefunden, die den Gesetzen in Deutschland, | |
| Großbritannien und der EU widersprächen. In einigen Fällen sei es möglich, | |
| dass Regierungen Aufwandsentschädigungen für „gesetzeskonforme“ | |
| Hilfsleistungen zahlten. Profit schlage Vodafone daraus aber nicht, hieß | |
| es. Vergangenes Jahr waren durch Snowden-Dokumente auch Kooperationen | |
| amerikanischer Branchenvertreter mit dem US-Dienst NSA publik geworden. | |
| Laut Tagesschau.de hatte sich nach den Snowden-Enthüllungen auch das | |
| Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) für das | |
| Verhältnis zwischen den Mobilfunkbetreibern und den Geheimdiensten | |
| interessiert. Allein Vodafone habe laut BSI auf eine Anfrage keine | |
| zufriedenstellende Antwort erteilt. Die Selbstauskunft habe nicht | |
| ausschließen lassen, dass der Zugriff auf Metadaten oder SMS „in | |
| ausländische Rechtsräume“ unterbleibe, berichtet Tagesschau.de | |
| Snowden hatte vergangenes Jahr vertrauliche Unterlagen über die NSA und | |
| seine Partner an Journalisten weitergegeben. Damit brachte er die | |
| Enthüllungen über die weitreichenden Überwachungsprogramme der | |
| Nachrichtendienste ins Rollen. Die USA wollen den ehemaligen | |
| Geheimdienst-Mitarbeiter wegen Geheimnisverrats vor Gericht stellen. | |
| Snowden hat mittlerweile eine Aufenthaltsgenehmigung für drei Jahre in | |
| Russland. Am Sonntag soll Snowden mit dem Stuttgarter Friedenspreis | |
| ausgezeichnet werden. Per Video soll er dazu aus Russland zur | |
| Preisverleihung zugeschaltet werden. | |
| 21 Nov 2014 | |
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