| # taz.de -- Twitter will Meldefunktion verbessern: 140 Zeichen Hass | |
| > Wer beleidigt, kann gemeldet werden. Twitter will das vereinfachen und | |
| > die User schützen. Die Neuerungen – erklärt am Beispiel von rechter | |
| > Hetze. | |
| Bild: Wie mit dem Megafon in die Welt gepustet. Die meisten Tweets sind öffent… | |
| BERLIN taz | Mit Gel sind die hellbraunen Haare zur Spitze geformt. Neben | |
| dem Profilbild steht: Ich bin Deutscher. Mit rund 700 Followern und über | |
| 43.000 Tweets in den vergangenen zwei Jahren ist FP* einer der aktivsten | |
| Accounts auf Twitter. | |
| Die Tweets offenbaren die Gesinnung: „Ich eröffne hiermit die Bundesweite | |
| Jagdsaison auf die NeoStasi (bekannt als SAntifa).“ Oder Retweets wie | |
| „Dreht sich in diesem Idiotenland eigentlich nur noch alles um diesen vom | |
| Volk ungewollten menschlichen DRECK???“. Daneben gibt es Fotos von | |
| vermeintlichen Antifaschisten mit Klarnamen und Wohnorten oder deren | |
| Angehörigen. Eine klare Persönlichkeitsverletzung, der Twitter bisher nicht | |
| nachgeht. | |
| Doch das soll sich nun verbessern. Belästigung und Missbrauch soll nun von | |
| den Betroffenen selbst [1][einfacher gemeldet werden können], aber auch von | |
| Nichtbetroffenen, die sich an den Inhalten stören. Die Updates gibt es | |
| momentan jedoch nur für eine begrenzte Zahl von Nutzern, so Twitter. In | |
| einigen Wochen sollen sie von allen Usern genutzt werden können. | |
| Bisher muss [2][man Formulare ausfüllen], und der Betroffene steht in der | |
| Beweisschuld. Um zu melden, dass private Daten widerrechtlich gepostet | |
| wurden, muss der Betroffene bestätigen, dass die in den gemeldeten Tweets | |
| enthaltenen [3][privaten Informationen] dem Betroffenen gehören. Zudem | |
| dürfen die gemeldeten Informationen noch nicht an anderer Stelle im | |
| Internet veröffentlicht sein. Doch wie soll man das unter Kontrolle haben? | |
| ## Ausblenden statt löschen | |
| Die rechte Community ist kleiner als bei Facebook oder Youtube. Doch | |
| erfährt die Plattform in der Szene nach der HoGeSa-Demonstration in Köln | |
| Ende Oktober einen Aufschwung. Denn [4][im Gegensatz zu Facebook] ist es | |
| hier schwierig, Accounts löschen zu lassen, obwohl sich Twitter in den | |
| Nutzungsbedingungen eine sofortige Löschung vorbehält. Wenn Aussagen gegen | |
| die „nationalen Gesetze“ verstoßen, so Twitter, werden sie für das | |
| betroffene Land ausgeblendet. | |
| Nun soll alles besser werden? Wohl kaum. Denn das große Problem: Von einer | |
| Änderung der Richtlinien spricht Twitter nicht. Worte wie Rassismus, | |
| Sexismus, oder Diskriminierung tauchen in Twitters Nutzungsbedingungen | |
| bisher nicht auf. Nur einen einzigen Passus zu Gewalt und Drohungen gibt | |
| es: „Du darfst keine expliziten spezifischen Gewaltandrohungen gegen andere | |
| veröffentlichen oder posten“. | |
| Doch die Hetze findet oft unterschwellig zwischen den Zeilen statt. Ein | |
| gutes Beispiel dafür ist der Hashtag #Schauhin. Dieser war ursprünglich | |
| Teil einer Kampagne zur [5][Sichtbarmachung von Alltagsrassismus]. Doch die | |
| Rechten deuteten #Schauhin für „alle nationalen Tweets gegen Überfremdung“ | |
| um. | |
| Unter dem Hashtag finden sich unzählige Tweets zu Straftaten, die von | |
| Menschen mit vermeintlichem Migrationshintergrund begangen worden sein | |
| sollen sowie Fahndungsfotos und anderen rassistische Kommentare. Auch mit | |
| Twitters Neuerungen wird diese Hatz wohl weiterhin von den | |
| Nutzungsbedingungen gedeckt sein. | |
| Und selbst wenn der Tatbestand der „spezifischen Gewaltandrohung“ erfüllt | |
| ist und die Meldung erfolgreich, heißt das noch lange nicht, dass die | |
| gemeldeten Beiträge verschwinden. Nach welchen Kriterien Soziale Netzwerke | |
| blockieren, sperren und löschen, ist undurchsichtig. Einige holen sich Rat | |
| bei NGOs oder Stiftungen, die sich mit Themen wie Rassismus auskennen. | |
| Entschieden wird jedoch von Mitarbeitern des Netzwerks, Algorithmen oder | |
| einer Mischung aus beidem. Bei Twitter soll nach eigenen Angaben ein „Trust | |
| & Safety-Team“ entscheiden. | |
| *Benutzername abgekürzt | |
| 4 Dec 2014 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://blog.twitter.com/2014/building-a-safer-twitter | |
| [2] http://support.twitter.com/groups/56-policies-violations# | |
| [3] http://support.twitter.com/articles/87137# | |
| [4] /!148865/ | |
| [5] http://twitter.com/schauhin | |
| ## AUTOREN | |
| Svenja Bednarczyk | |
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