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# taz.de -- Augsburger Höhenflug: „Einfach der Wahnsinn!“
> Die bayerischen Schwaben wurden als Abstiegskandidat gehandelt. Nun ist
> Augsburg Bundesliga-Dritter. Geht das so weiter, spielt der FCA
> international.
Bild: Bierdusche: Trainer Markus Weinzierl nach dem gelungenen Klassenerhalt am…
KÖLN taz | Markus Weinzierl war die Sache offenkundig ein wenig unheimlich,
denn schon wieder war alles ganz genau so gekommen, wie er sich das
ausgedacht hatte. Fußball ist ja eigentlich ein Spiel des Misslingens, ein
ewiger Kreislauf der gescheiterten Versuche, nur deshalb fallen
vergleichsweise wenig Tore. Ganz selten gibt es doch diese Phasen, in denen
alles zu gelingen scheint.
So wie im Moment beim FC Augsburg. „Wenn’s läuft, dann läuft’s“, sagte
Weinzierl, nachdem sein Klub durch ein Tor in der letzten Minute mit 2:1
beim 1. FC Köln gewonnen hatte und auf den dritten Tabellenplatz gesprungen
war. Dieser zentrale Satz in Weinzierls Lagebericht ist zwar nicht
besonders analytisch, beschreibt aber das Gefühl, von dem die Augsburger im
Moment beflügelt werden. Manchmal lassen sich Erfolge nicht allein mit
theoretischem Handwerkszeug aus der Trainerausbildung begreifen.
Um Fassung ringend schüttelte Weinzierl nach dem Abpfiff den Kopf, weil
sein Plan für die zweite Halbzeit so unglaublich perfekt aufgegangen war.
Sogar die Prophezeiung des Siegtorschützen war ihm gelungen. „Entscheide
das Spiel“, habe der Trainer ihm bei seiner Einwechslung als Mission für
die letzten fünf Spielminuten mitgegeben, berichtete Alexander Esswein, der
diese Aufgabe umgehend erfüllte. Der Schuss war abgefälscht. „Dass dieser
Ball in der letzten Minute reingeht, zeigt, dass wir das Glück im Moment
auf unserer Seite haben“, sagte Esswein.
Die Augsburger wollten dieses Auswärtsspiel unbedingt gewinnen, und damit
haben sie sich eine Eigenschaft zugelegt, die als wesentliches Kennzeichen
echter Spitzenmannschaften gilt. Zwei Drittel der Klubs aus der Liga hätten
sich nach dieser eher schwachen ersten Halbzeit, die Augsburg bot, mit
einem Punkt im Auswärtsspiel zufrieden gegeben. Nicht aber Weinzierl, der
sein Team immer wieder nach vorne trieb.
## Besonnen, aber konsequent
Der junge Trainer und Manager Stefan Reuter fordert schon länger, „dass wir
immer gierig sein sollen“, erzählte Tobias Werner später, und diese Gier
war in der Schlussphase förmlich greifbar. Die Kölner, die eine starke
erste Halbzeit gespielt hatten und verdient mit 1:0 in Führung gegangen
waren, hätten am Ende „nur noch darauf gehofft, dass die Zeit irgendwie
vergeht“, konstatierte FC-Trainer Peter Stöger, Augsburg spielte dagegen
nach Nicola Djurdjics 1:1 (53.) besonnen, aber konsequent auf die drei
Punkte. „Ein Sieg in letzter Minute schmeckt gut“, sagte Djurcjic: „24
Punkte nach 14 Spielen sind einfach der Wahnsinn.“
Inzwischen wäre es nicht einmal mehr verwunderlich, wenn diese Mannschaft
die Sache bis zum Schluss durchzieht und in der kommenden Saison im
Europapokal spielt. Auch Frankfurt, Mainz und Freiburg haben sich in den
vergangenen Jahren von solchen Phasen der Leichtigkeit auf die europäische
Bühne tragen lassen. Wobei die Spieler und die Trainer dieses Thema
reflexhaft abwehren. Daniel Baier sprach von einer „Momentaufnahme“, und
Tobias Werner erklärte pflichtbewusst: „Wir bleiben bodenständig, wir
wollen den Klassenerhalt.“
Am Abend saß dann Halil Altintop im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF und
versuchte, ein paar Hintergründe des erstaunlichen Erfolges zu erläutern.
„Es gibt bei uns keinen einzigen Spieler, der aus der Reihe tanzt und
meint, er sei besser“, erzählte der Deutschtürke, der zwar ein eher
introvertierter Mensch ist, auf dem Platz aber zu den Anführern zählt.
Außerdem überlasse Weinzierl „nichts dem Zufall, er bereitet uns auf alles
vor, was im Spiel passieren kann“.
Und Altintop ist auch derjenige, der Lust hat auf den Europapokal: „Halil
hat uns erzählt, wie schön die europäischen Ligen sind“, berichtete Tobias
Werner. Der Gedanke an die ganz große Sensation ist also durchaus
vorhanden. Konkretisieren wird er sich aber erst im Frühjahr. „Bis
Weihnachten lassen wir uns jetzt erst noch mal ein paar Kekse schmecken,
dann sehen wir weiter“, sagte Torhüter Alexander Manninger.
7 Dec 2014
## AUTOREN
Daniel Theweleit
## TAGS
Fußball
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FC Augsburg
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