# taz.de -- Bundesliga Spitzenspiel: Lebkuchen für den Tabellenführer | |
> Mit Realismus, Ruhe und Leidenschaft hat es Augsburg zum | |
> Überraschungsdritten geschafft. Nun kommt Bayern München. Eine klare | |
> Sache wird das nicht. | |
Bild: Beste Laune: Manager Stefan Reuter und Trainer Markus Weinzierl | |
AUGSBURG taz | Es ist alles wie immer um diese Jahreszeit in Augsburg. Auf | |
dem Rathausplatz werden Engelslebkuchen verkauft und der berühmte Glühwein | |
aus der ältesten Glühweinkellerei Deutschlands ausgeschenkt. Viele | |
Touristen drängeln sich um die Buden vor dem Perlachturm. Und doch ist auch | |
alles ein bisschen anders als sonst. Denn nicht nur der Weihnachtsmarkt ist | |
in diesen Tagen die große Attraktion der Stadt, sondern der Fußballklub. | |
Der FC Augsburg steht auf dem dritten Tabellenplatz der Bundesliga, und die | |
Begegnung mit dem FC Bayern München an diesem Samstag ist das Spitzenspiel | |
des Wochenendes. | |
Anfang der Woche war sogar die Reporterin einer großen Zeitung aus Estland | |
nach Augsburg gekommen, um den Lesern in Tallinn von diesem Fußballwunder | |
zu berichten. Sie hatte dazu auch in München recherchiert, bei dem Klub, | |
der in Estland etwas bekannter ist. | |
Von Bayern-Trainer Pep Guardiola wollte sie wissen, wie er denn Augsburg | |
einschätze und seine Spieler vorbereite, aber der Spanier konnte keine | |
Auskunft geben: Er war erst einmal mit Moskau, dem letzten | |
Champions-League-Gegner, beschäftigt. Die Reporterin erkundigte sich dann | |
im Umfeld, ob dieser FC Augsburg bald auch in der Champions League spiele. | |
## Erfolgsgeheimnis Realismus | |
Beim FC Augsburg werden sie darüber herzhaft gelacht haben, denn sie sind | |
Realisten, und das ist eines der Erfolgsgeheimnisse. Trainer Markus | |
Weinzierl weiß, die derzeitige Tabellensituation ist eine Momentaufnahme, | |
eine sehr schöne allerdings. | |
Das liegt auch daran, dass die Konkurrenz schwächer ist als in den | |
vergangenen Runden. Vor einem Jahr hatte Borussia Dortmund vor dem 15. | |
Spieltag als Dritter sieben Punkte mehr auf dem Konto als derzeit Augsburg. | |
Weinzierl macht sich vor dem Duell mit dem übermächtigen Nachbarn aus | |
München in der eigenen Arena nichts vor. „Für ein Unentschieden oder einen | |
Sieg gegen Bayern braucht man auch das notwendige Glück.“ Seinen Spielern | |
rät er: „Die Mannschaft soll so auftreten, wie sie immer aufgetreten ist. | |
Mit viel Herz, Leidenschaft und Willen, aber auch mit Zweikampfstärke.“ | |
Als die Schwaben 2011 aufgestiegen sind, konnte sich damals niemand | |
vorstellen, dass das Abenteuer mit dem niedrigsten Etat der Bundesliga | |
länger als eine Saison dauern würde. Aber die Augsburger hielten die | |
Klasse. Trainer Jos Luhukay ging, Markus Weinzierl kam, der hatte gerade | |
Jahn Regensburg in die Zweite Liga geführt, schien nun in Augsburg jedoch | |
an Grenzen zu stoßen. Am Ende der Hinrunde hatten die Schwaben gerade mal | |
neun Punkte. | |
Der Verein trennte sich aber nicht vom Trainer, sondern wechselte den | |
Manager. Stefan Reuter folgte dem erst im September verpflichteten Jürgen | |
Rollmann. Und der Weltmeister von 1990 hielt an Weinzierl fest, obwohl noch | |
nie zuvor eine Mannschaft mit nur neun Punkten nach der Hinrunde noch die | |
Klasse hielt. „Keine Sau setzt mehr auf uns, gehen wir raus und probieren | |
es“, sagte Weinzierl damals. | |
## Geld für Stars gibt es nicht | |
Nun ist der FC Augsburg fast schon etabliert. In der vergangenen Saison | |
verpassten die Schwaben nur knapp die Europa-League-Qualifikation. Geld für | |
Stars gibt es nicht, also müssen sie ein Kollektiv zusammenstellen. „Keiner | |
in der Mannschaft tanzt aus der Reihe und denkt, er ist etwas Besonderes“, | |
sagt Halil Altintop. Der türkische Exnationalspieler und frühere Schalker | |
ist der Namhafteste im Kader. | |
Für Weinzierl ist neben dem Realismus und der Bodenständigkeit, „das | |
Vertrauen und der Wille, Spiele zu gewinnen oder zu drehen“, die Basis des | |
Erfolgs. Und noch etwas zeichnet den FCA aus: Niemand macht ein Ballyhoo um | |
irgendwas. Als neulich Präsident Walther Seinsch seinen Rückzug erklärte, | |
entstand keine Führungskrise. Der Nachfolger stand bereit, der Wechsel | |
geschah geräuschlos. Wie der sportliche Aufstieg zu einer – zumindest im | |
Moment – international beachteten Mannschaft. | |
13 Dec 2014 | |
## AUTOREN | |
Elisabeth Schlammerl | |
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