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# taz.de -- Schiffsunglück vor Griechenland: Adria-Fähre brennt
> Auf der brennenden Fähre „Norman Atlantic“ harren noch immer Passagiere
> aus. Die Rettung per Hubschrauber ist langwierig. Ein erster Toter wurde
> geborgen.
Bild: Bevor das Feuer ausbrach: Die italienische Fähre auf ihrem Weg nach Grie…
ROM taz | Die am Sonntagnachmittag von einem italienischen
Marinehubschrauber aus gefilmten Bilder zeigten ein Drama. Man sah die in
stürmischer See völlig in Rauch eingehüllte Fähre „Norman Atlantic“, auf
der zu diesem Zeitpunkt noch etwa 300 Menschen ausharrten. Bis zum Abend
blieb unklar, wann alle Menschen von Bord gerettet werden können. Die
italienische Küstenwache teilte mit, dass ein Opfer geborgen wurde. Der
Mann sei vermutlich beim Sprung von Bord umgekommen.
Am Vortag war die 186 Meter lange Fähre vom griechischen Patras aus in See
gestochen, dann hatte sie nach einem Zwischenstopp im Hafen Igoumenitsa
gegenüber der Insel Korfu die Fahrt durch die Adria Richtung Norden
aufgenommen, zum italienischen Hafen Ancona. An Bord befanden sich 422
Passagiere, unter ihnen 18 Deutsche, und 56 Besatzungsmitglieder. Erst im
Jahr 2009 war die Fähre der italienischen Reederei Visemar, die maximal 490
Passagieren Platz bietet, gebaut worden.
Die Katastrophe nahm in der Nacht ihren Lauf. Etwa um 5 Uhr erwachten viele
der Passagiere, weil sich Rauch und Brandgeruch an Bord ausbreiteten; kurz
darauf gaben die Schiffssirenen Alarm. Der Brand war offenkundig auf dem
Fahrzeugdeck ausgebrochen, das mit knapp 200 Autos und Lkws fast komplett
besetzt war. Erste Vermutungen beziehen sich auf mit Olivenöl beladene
Laster.
Sofort nach Auslösen des Alarms eilten aus Griechenland und Italien Schiffe
der Küstenwache und der Marine sowie vier Hubschrauber herbei. Auf der
„Norman Atlantic“ hatte derweil die Evakuierung der Passagiere in die
Rettungsboote begonnen.
## Rettung per Hubschrauber
Insgesamt konnten sich bis zum Nachmittag etwa 150 Menschen retten; die
griechische Küstenwache meldete, 134 von ihnen seien von den Marineschiffen
und Hubschraubern aufgenommen worden. Der durch das Feuer verursachte
Stromausfall an Bord machte es nach Berichten des italienischen Fernsehens
dann jedoch unmöglich, weitere Rettungsboote zu Wasser zu lassen. Zugleich
war das Schiff manövrierunfähig und trieb auf die albanische Küste zu.
Auch wenn binnen Kurzem neben den Marineeinheiten mindestens sieben
Handelsschiffe vor Ort waren, konnten sie sich der Fähre wegen des schweren
Seegangs - berichtet wurde von meterhohen Wellen am Unglücksort - nicht
nähern.
Den an Bord verbliebenen Passagieren und Crew-Mitgliedern blieb in dieser
Situation zunächst kein anderer Ausweg als die Flucht auf das oberste Deck,
wo sie im Freien ausharrten, dem scharfen Wind, dem Regen und der Kälte
ausgesetzt. Meldungen, das Feuer auf dem Fahrzeugdeck sei unter Kontrolle,
bestätigten sich nicht.
Ein Mitglied des italienischen Rettungsteams berichtete, der Brand sei
„nicht zu löschen“, da er zu ausgedehnt sei. Passagiere berichteten in
Telefonaten mit dem griechischen Fernsehen, neben der Kälte setze ihnen
zunehmend auch der Rauch zu, der das ganze Schiff einhüllt. „Wir sind auf
der Brücke, wir sind nass und frieren und husten wegen des Rauchs“, sagte
Giorgos Styliaras. „Hier sind Frauen, Kinder und alte Menschen.“ Ein
anderer Reisender berichtete nach seiner Rettung: „Unsere Schuhsohlen
begannen zu schmelzen.“
Deshalb blieb nur die Bergung durch die Hubschrauber. Acht Personen, unter
ihnen drei Kleinkinder, wurden in den Mittagsstunden ins italienische
Galatina ausgeflogen; die Kinder mussten wegen starker Unterkühlung ins
Krankenhaus eingeliefert werden.
Andere Passagiere wurden von der brennenden „Norman Atlantic“ auf das
Schiff „Europa Cruise“ gebracht; der Transfer gestaltete sich jedoch
äußerst langwierig, da jeder Hubschrauber pro Flug nur zwei Personen
aufnehmen konnte.
Zugleich entsandte die Einsatzzentrale in Rom, die die Rettungsmaßnahmen
koordinierte, Schlepper und das Landungsschiff „San Giorgio“ zur „Norman
Atlantic“, um den Havaristen an den Haken zu nehmen und den auf der Fähre
Verbliebenen zu helfen.
28 Dec 2014
## AUTOREN
Michael Braun
## TAGS
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Matteo Renzi
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