# taz.de -- Kommentar Neuwahl in Griechenland: Kommunismus fällt aus | |
> Wird Syriza nach einem Wahlsieg mit „unserem Geld“ den Sozialismus | |
> einführen? Wohl kaum. Entgegen allen Ängsten wäre ihr Erfolg eine Chance | |
> für das Land. | |
Bild: Wird sie Europa übernehmen? Griechenlands kommunistische Jugend. | |
Europa am Abgrund, die gemeinsame Währung vor dem Aus, Griechenland vor der | |
Einführung des Kommunismus – es sind Szenarien wie diese, die in den | |
nächsten Wochen Hochkonjunktur haben werden. Linke werden sich die Hände | |
reiben ob eines bevorstehendes Sieges der Syriza-Partei in Athen, während | |
für manche Konservative der Untergang des Abendlandes näher rückt. | |
Doch all diese Vorstellungen sind unsinnig. [1][Neuwahlen in Griechenland] | |
sind zunächst einmal eine Chance, ein korruptes, von Klientelinteressen | |
geleitetes politisches System in den Ruhestand zu schicken. Es wäre ein | |
überfälliger Akt der politischen Hygiene, wenn diese Volksvertreter nicht | |
länger das Volk vertreten, und es wäre eine Annäherung der griechischen | |
Demokratie an europäische Standards. Gerade EU-Politikern sollte es Grund | |
zur Freude sein, wenn die Aussicht besteht, dass ihre griechischen Partner | |
nicht länger aus postenverteilenden Demagogen bestehen. | |
Der Sozialismus aber wird in Athen 2015 nicht eingeführt werden. Auch ein | |
Ausscheiden Griechenlands aus der EU steht nicht zur Debatte. Syriza wird, | |
wenn die Partei denn gewinnt, auf einen Koalitionspartner angewiesen sein. | |
Parteichef Alexis Tsipras ist weder ein Heilsbringer von Utopia noch der | |
Gottseibeiuns aller Christenmenschen. Er will die Steuern für Reiche | |
erhöhen, den Militärhaushalt schrumpfen und einen bescheidenen Mindestlohn | |
einführen. Das ist gut sozialdemokratisch, mehr aber auch nicht. | |
Den Euro will Syriza behalten, besteht aber auf einem Schuldenschnitt für | |
sein Land. Es ist diese letzte Forderung, die, so vernünftig sie | |
finanzpolitisch für Griechenland auch sein mag, für Ärger mit Europa sorgen | |
wird. Denn ein solcher Schnitt würde die europäischen Partnerstaaten und | |
damit deren Bevölkerung treffen, denen indirekt die Schulden Griechenlands | |
aufgebürdet würden. | |
Deshalb droht in Griechenland zwar kein Kommunismus, aber Europa drohen | |
unruhige Zeiten. Es wird spannend werden, zu sehen, inwieweit Regierungen | |
und Parteien dort dazu bereit sind, ihren Bürgern eine Solidarität mit den | |
Griechen abzuverlangen, die erstmals wirklich Geld kostet. Es ist absehbar, | |
dass Deutschland dabei den Bremser spielen wird. Und es ist zu befürchten, | |
dass das Bild der unfähigen „Pleite-Griechen“ hervorgezaubert wird, die mit | |
„unserem Geld“ den Sozialismus einführen wollen – auch wenn da gar nichts | |
dran ist. | |
29 Dec 2014 | |
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[1] /Neuwahl-in-Griechenland/!151980/ | |
## AUTOREN | |
Klaus Hillenbrand | |
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