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# taz.de -- Dissidenten in Kuba: Tauwetter unterbrochen
> Vor einer Performance verhaftet: Die Künstlerin Tania Burguera wollte
> öffentlich Forderungen kubanischer Bürger Raum verschaffen und wurde
> daran gehindert.
Bild: Lang soll Fidel leben, sagt die Wand.
HAMBURG taz | Der Aufruf von Tania Burguera kursierte seit einer Woche in
Havanna. Einige Dissidenten, aber auch ein paar Fans der kubanischen
Performance-Künstlerin wie die Schriftstellerin Wendy Guerra waren ihm
gefolgt. Doch wer fehlte war die 44-jährige in New York und Havanna lebende
Künstlerin.
Die hat in Havanna immer wieder mit ihren provokanten Kunstaktionen für
Aufsehen und Debatten gesorgt. Zuletzt 2009 als sie auf der Bienale von
Havanna das Mikrofon an Yoani Sánchez, Kubas berühmte regierungskritische
Bloggerin, übergab. Die kritisierte Zensur und fehlende Meinungsfreiheit
auf der Insel. Das hätte auch auf dem so symbolträchtigen Platz der
Revolution in Havanna passieren können.
Da wollte Tania Bruguera im Rahmen ihrer Performance den Kubanern das Wort
erteilen. Das hatte sie in einen offenen Brief an Staatspräsident Raúl
Castro, an US-Präsident Barack Obama un dPapst Franziskus am 17. Dezember
angekündigt. Direkte Partizipation der Kubaner forderte die Künstlerin in
diesem Brief ein und lancierte gleichzeitig die Facebook Kampagne „Yo
tambien Exijo". Das heißt soviel wie „Ich fordere auch".
Doch der öffentliche Appell der Künstlerin blieb laut einem BBC-Interview
mit ihrer Schwester Deborah unbeantwortet. Die Erlaubnis für die
Performance auf Kubas wichtigsten öffentlichen Platz blieb aus und die
Künstlerin wurde am 30. Dezember gegen 10 Uhr morgens von der Polizei
festgenommen und wird seitdem auf einer Polizeiwache im Zentrum von Havanna
festgehalten.
## Unter Beobachtung
Dieses Schicksal teilten laut Elizardo Sánchez von der kubanischen
Menschenrechtskommission mindestens zehn Dissidenten, darunter der Ehemann
von Yoani Sánchez, Reinaldo Escobar oder Antonio Rodiles vom
regierungskritischen „Estado de SATS".
Den Wunsch den Kubanern zu erlauben, „aufzustehen und selbst darüber zu
sprechen, was sie zu Beginn des neuen Jahrs bewegt", wie es Tania Burguera
geschrieben hatte, teilen längst nicht alle in Kuba.
So wurden auf dem Platz der Revolution die internationalen Medienvertreter
und das kleine Häufen von Dissidenten und Kunstfans von der Polizei genau
beobachtet. Deren Verhinderungsstrategie ging weitgehend auf. Bereits einen
Tag vor dem Performancetermin hatte die UNEAC, die nationale
Künstlervereinigung, die Performance als „politische Provokation" und als
ein „Akt sich gegen die Verhandlungen mit den USA zu stellen" bezeichnet.
In der UNEAC-Stellungnahme wurde zugleich prognostiziert, dass kaum mehr
als die „paar lokalen Söldner der US-Politik, die selbst Präsident Obama
als gescheitert erklärt hatten", teilnehmen würden.
Das klingt vertraut und aus Washington kam eine scharfe Reaktion. „Wir
verurteilen die anhaltende Drangsalierung und wiederholten willkürlichen
Festnahmen durch die kubanische Regierung scharf", teilte das
US-Außenministerium mit.
31 Dec 2014
## AUTOREN
Knut Henkel
## TAGS
Kuba
Yoani Sánchez
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