Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Lothar König über seinen VW-Bus-Lauti: „Wie Joschka Fischers Tu…
> Jugendpfarrer Lothar König darf seinen legendären VW-Bus wieder in
> Empfang nehmen. Der Lauti war 2011 als „Tatwerkzeug“ eingezogen worden.
Bild: 10.8.2011: Königs VW-Bus wird konfisziert
Lothar König (60) ist seit mehr als 25 Jahren Jugendpfarrer in Jena. Mit
seinem VW-Bus-Dienstwagen nahmen er und Jenaer Jugendliche an zahlreichen
Demonstrationen gegen Nazis oder gegen die Gefährdung der Umwelt teil. Im
August 2011 wurde der Bus als „Tatwerkzeug“ konfisziert. Die Herausgabe des
Lautis war Bedingung für seine Zustimmung zur Einstellung des Verfahrens
wegen schweren Landfriedensbruchs in Dresden. Am Montag um 14 Uhr ist es so
weit. Er kann sein Gefährt abholen.
taz: Herr König, warum hängt Ihr Herz an diesem 18-jährigen Fossil?
Das hängt mit den Geschichten zusammen, die wir gemeinsam erlebt haben. Ich
denke nur an den G8-Gipfel in Heiligendamm, als wir in einer
schlachtähnlichen Situation vor die Wasserwerfer gefahren sind. Damals
hatte ich den Wagen schon beinahe aufgegeben. Der Polizei-Einsatzleiter hat
dann über unseren Lautsprecher sogar eine deeskalierende Durchsage gemacht.
Ich war doch nie so hirnrissig, Leute gegen Polizisten aufzuhetzen. Wenn es
brenzlig zu werden drohte, sind wir dazwischengefahren. Meist hat das zur
Entspannung geführt, manchmal habe ich auch selbst etwas auf die Schnauze
bekommen.
Warum wurde der dunkelblaue VW-Bus damals beschlagnahmt?
Bis heute ist das Verfahren wegen angeblicher Bildung einer kriminellen
Vereinigung gegen mich und andere nicht eingestellt. Das läuft ja parallel
zu der späteren Anklage wegen Landfriedensbruchs bei den Demos gegen den
geplanten Nazi-Aufmarsch in Dresden am 19. Februar 2011. In diesem
Zusammenhang durchsuchten 30 sächsische Polizisten am 10. August 2011 die
Junge Gemeinde in Jena. Thüringen wusste gar nichts davon, es gab mächtigen
Medienwirbel. Sie nahmen neben Computern und Handys auch den Lauti als
„schweres Tatwerkzeug“ mit. Seither steht er in Dresden und rostet vor sich
hin.
Nach Einstellung des Verfahrens gegen Sie Mitte November 2014 kommt nun
auch der Lauti frei!
Am 19. Dezember 2014 haben Richter und Staatsanwaltschaft bestätigt, dass
ich die 3.000 Euro Geldauflage für die Einstellung des Verfahrens gezahlt
habe. Eine Hälfte ging an den Freistaat Sachsen, die andere an eine
evangelische Superintendentur. Das ist mir schon schwer gefallen, nicht nur
finanziell, sondern wegen des Zugeständnisses der Geldauflage überhaupt.
Aber damit ist der Prozess 2011 rechtskräftig beendet, der Lauti muss
endlich herausgegeben werden.
Wird der Bus am Montag warmherzig in Empfang genommen werden und rollt er
dann gleich auf die Pegida-Gegendemo?
Das wäre Pegida nicht wert! Wir bleiben aber in Dresden, weil am Dienstag
der Prozess gegen den Berliner Tim H. weitergeht, der sich mit ähnlichen
Vorwürfen wie ich wegen 2011 konfrontiert sieht. Wir werden am Montag auf
der Polizei aber auch kein großes Brimborium ablassen. Wir bringen unseren
KfZ-Experten von einer Jenaer Werkstatt und dessen Transportanhänger mit,
der wird sich das Ding erst einmal anschauen. Fast dreieinhalb Jahre
Zwangsruhe werden Spuren hinterlassen haben. Und das bei einem Baujahr
1997! Ich stelle mir vor, dass der Lauti mal wie Joschka Fischers
Turnschuhe in einem Museum für deutsche Geschichte landet. Die 3.500 Euro
Versicherungskosten trotz Stillstands sollten dabei wieder hereinkommen.
2 Jan 2015
## AUTOREN
Michael Bartsch
## TAGS
Schwerpunkt Pegida
Dresden
Nazis
Lothar König
Jena
Grüne
DDR
Lothar König
Lothar König
Lothar König
Lothar König
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kolumne Die eine Frage: Bundespräsident Joschka Fischer?
Ein Politiker der Grünen im höchsten Staatsamt der Republik, der über die
Grünen hinausragt: Es wäre der ganz große Coup.
DDR-Oppositionelle über Pegida: „Jesus hätte gekotzt“
Einstige DDR-Bürgerrechtler wenden sich gegen die „Wir sind das
Volk!“-Attitüde der Rechtspopulisten. Sie wollen Widerstand gegen sie
anregen.
Prozess gegen Anti-Nazi-Pfarrer: Lothar König muss noch mal ran
Der Prozess gegen den Jenaer Stadtjugendpfarrer platzte vor einem Jahr. Nun
soll er im November neu beginnen. Lothar König sieht sich gerüstet.
Kommentar Prozess gegen Lothar König: Alles, nur nicht rechtsstaatlich
Der Fall König stand im öffentlichen Fokus. Doch was ist mit anderen
Verfahren wegen der Beteiligung an Protesten gegen Neonazis. Waren sie
fair?
Anti-Nazi-Pfarrer aus Jena: Prozess gegen Lothar König geplatzt
In Dresden ist der Prozess gegen den Pfarrer Lothar König geplatzt. Grund
sind neue Berge von Videos. Einige davon entlasten König.
Prozess gegen Lothar König: Aufschlussreiche Aufnahmen
Der Jenaer Jugendpfarrer König soll zur Gewalt aufgerufen haben. Seine
Verteidigung kann die Vorwürfe widerlegen. Ein Lehrstück aus der
sächsischen Justiz.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.