# taz.de -- Autor der „Risikogesellschaft“: Ulrich Beck ist tot | |
> Er beschrieb die Konstruktion von globalen Risiken und gehörte zu den | |
> einflussreichsten deutschen Soziologen. Am 1. Januar starb Ulrich Beck | |
> mit 70 Jahren an einem Herzinfarkt. | |
Bild: Ulrich Beck (1944-2014), hier auf einem Foto von 1998 | |
MÜNCHEN dpa | Der Soziologe Ulrich Beck ist im Alter von 70 Jahren | |
gestorben. Dies bestätigte die Sprecherin des Suhrkamp-Verlags in Berlin, | |
Tanja Postpischil, am Samstag. Nach einem [1][Bericht von sueddeutsche.de] | |
starb Beck bereits am 1. Januar an den Folgen eines Herzinfarkts. | |
Beck war einer der einflussreichsten und bekanntesten Sozialwissenschaftler | |
der vergangenen Jahrzehnte. Viele Politiker holten sich bei ihm | |
Denkanstöße. Berühmt wurde er mit dem Bestseller „Risikogesellschaft“ | |
(1986), der in mehr als 35 Sprachen übersetzt und 2007 mit dem Buch | |
„Weltrisikogesellschaft“ aktualisiert wurde. | |
Demnach krankt die moderne Gesellschaft nicht an ihren Niederlagen, sondern | |
an ihren Siegen: Der weltweite Terrorismus ist Konsequenz eines Sieges der | |
Moderne. Die Klimakatastrophe droht, weil die Industrialisierung so | |
erfolgreich war. Die Massenarbeitslosigkeit folgt aus den | |
Produktivitätsgewinnen. Die Alterspyramide sprengt die Sozialsysteme, weil | |
die Medizin die Menschen länger leben lässt. | |
Becks Ausführungen zur sozialen Konstruktion globaler Risiken in der | |
„zweiten Moderne“ fanden viel Zustimmung: Weil das Risiko – als Vorwegnah… | |
einer möglichen Katastrophe – nicht messbar ist, hängt sein gefühltes | |
Ausmaß von der Definition ab. Es kann dramatisiert oder minimiert, | |
verwandelt oder geleugnet werden. Und es muss sichtbar werden etwa als | |
Wirbelsturm, der zum Vorboten der Erderwärmung erklärt wird. | |
Die globalen Weltrisiken, so argumentierte Beck, entziehen sich der | |
Kontrollierbarkeit. Er kritisierte, dass die Politik mitunter den Schrecken | |
inszeniere und die Terrorangst nutze, um ungehemmt Sicherheitsgesetze und | |
Überwachungsinstrumente auf den Weg zu bringen. | |
## Bestseller mit Bodenhaftung | |
Mit Humor, griffigen Bildern und Bodenhaftung publizierte Beck – | |
gelegentlich gemeinsam mit seiner Frau und Kollegin Elisabeth | |
Beck-Gernsheim – einen Bestseller nach dem anderen. In „Das ganz normale | |
Chaos der Liebe“ (1990) und „Fernliebe: Lebensformen im globalen Zeitalter�… | |
(2011) beschrieb das Paar das Zerbrechen traditioneller Werte und Bindungen | |
sowie die Folgen der Individualisierung. | |
Beck wurde am 15. Mai 1944 in Stolp/Pommern (heute Słupsk/Polen) geboren. | |
Nach der Übersiedlung der Familie in den Westen wuchs er mit seinen vier | |
Schwestern in Hannover auf. Von 1973 bis 1979 arbeitete er als | |
wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität München, anschließend als | |
Professor für Soziologie an den Universitäten Münster und Bamberg. 1992 | |
kehrte er nach München zurück. Als Direktor des Soziologischen Instituts | |
blieb er dort bis zu seiner Emeritierung (2009). | |
Als Gastprofessor lehrte er 1995 bis 1998 in Cardiff (Wales) und ab 1997 an | |
der London School of Economics and Political Science (LSE). 2011 wurde er | |
Professor der Pariser Wissenschaftsstiftung Fondation Maison des Sciences | |
de l'Homme (FMSH). | |
3 Jan 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://www.sueddeutsche.de/kultur/professor-fuer-soziologie-ulrich-beck-ist… | |
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