# taz.de -- Forschungsstation auf Galápagos-Inseln: Bedroht wegen Unterfinanzi… | |
> Es fehlen eine Million Dollar: Seit 50 Jahren werden in dem Archipel | |
> bedrohte Arten geschützt und erforscht. Jetzt droht der | |
> Charles-Darwin-Stiftung das Aus. | |
Bild: Ein Meeresleguan macht es sich am Strand von Santa Cruz bequem. | |
QUITO epd | Die Riesenschildkröte ist das Wahrzeichen der Galápagos-Inseln. | |
Dank der Charles-Darwin-Stiftung konnten die Giganten vor dem Aussterben | |
gerettet werden. Vor 50 Jahren wurde das Schutzprogramm ins Leben gerufen. | |
Heute kämpft die Stiftung selbst ums Überleben. Es fehlt ihr eine Million | |
US-Dollar (rund 840.000 Euro). „Wir denken ernsthaft darüber nach, die | |
Forschungsstation zu schließen“, sagt der deutsche Geschäftsführer Swen | |
Lorenz. | |
Die Charles-Darwin-Station – benannt nach dem britischen Forscher, der die | |
ecuadorianischen Inseln 1835 auf seiner Weltreise besuchte und aus seinen | |
Beobachtungen später die Evolutionstheorie entwickelte - ist die älteste | |
Forschungsstation auf Galápagos. Sie wurde 1964 auf der Insel Santa Cruz | |
errichtet. | |
Die Station erforscht und schützt die einmaligen Tiere und Pflanzen des | |
Archipels, zum Beispiel Landleguane und Mangroven-Finken. Die Vögel sind | |
eine Art der berühmten Darwin-Finken und vom Aussterben bedroht. Es gibt | |
von ihnen nur noch geschätzte 80 Tiere. Außerdem unterstützt die Station | |
ausländische und ecuadorianische Forscher. | |
## Internet für 4.000 Dollar | |
Durch internationale Spendenaufrufe kamen im Dezember rund 400.000 Dollar | |
zusammen. „Das hält uns erst mal über Wasser. Aber nur kurzfristig“, beto… | |
Lorenz. Um die Station langfristig zu sichern, müssten andere Geldquellen | |
gefunden werden. Bisher habe sich die unabhängige Stiftung rein privat | |
finanziert. Nun verhandelt man erstmals mit der Regierung Ecuadors und dem | |
Nationalpark Galápagos. | |
Der aktuelle Notstand entstand, als der Souvenir-Laden der | |
Forschungsstation im Sommer schließen musste. Jahrelang wurde dort vor | |
allem Kleidung mit dem Logo der Stiftung verkauft. Lorenz weitete das | |
Sortiment aus auf ecuadorianische Schokolade, Sonnenbrillen und weitere | |
Souvenirs. Die Händler auf Santa Cruz fürchteten um ihr Geschäft, die | |
lokalen Behörden ließen den Laden Mitte Juli schließen. | |
Damit seien der Stiftung bis Ende 2014 Einnahmen von etwa 200.000 Dollar, | |
verloren gegangen, das vor allem in den Unterhalt der Station ging. „Allein | |
für einen langsamen Internetanschluss zahlen wir rund 4.000 Dollar | |
monatlich“, erläutert Lorenz. Die Fixkosten, inklusive Gehälter, belaufen | |
sich im Monat auf 125.000 Dollar. Zudem zahlt die Stiftung laut Lorenz rund | |
400.000 Dollar pro Jahr, um sich für die Regierung Ecuadors um eine | |
wissenschaftliche Sammlung von Tier- und Pflanzenarten zu kümmern. Pro Jahr | |
liege das Budget bei etwa 3,5 Millionen Dollar. | |
## Vorwurf des Missmanagement | |
Der Bürgermeister von Santa Cruz, Leopoldo Bucheli, wirft der Stiftung | |
dagegen Missmanagement vor. „Die Nachhaltigkeit der Station hing noch nie | |
von einem Kiosk ab, sondern von der Leitung des Direktoriums“, sagte er der | |
Zeitung El Universo. Und tatsächlich ist dies nicht die erste Finanzkrise | |
der Organisation, die 1959 mit Hilfe der Unesco und der | |
Weltnaturschutzunion gegründet wurde. | |
Vor etwa vier Jahren steckte die Stiftung tief in den roten Zahlen und | |
holte den deutschen Investmentexperten Lorenz als ersten | |
nicht-wissenschaftlichen Direktor an Bord. Der 39-Jährige hatte sich in | |
London als Börsenexperte einen Namen gemacht und als privater Investor | |
einige gemeinnützige Projekte finanziert. So auch eine Gastronomieschule | |
auf Galápagos. | |
Nach einigen Fortschritten habe mit der Schließung des Shops erneut eine | |
Abwärtsspirale begonnen, sagt Lorenz. Die Stiftung habe die 65 Mitarbeiter | |
in den vergangenen drei Monaten nicht bezahlen können. Die | |
Generalversammlung der Stiftung sprach sich bei ihrer Sitzung Ende November | |
für den Erhalt der Organisation aus. „Wir brauchen die Stiftung. Wir | |
brauchen die Verbindung zur wissenschaftlichen Gemeinschaft“, betonte der | |
Direktor des Galápagos-Nationalparks, Arturo Izurieta. Die Stiftung | |
arbeitet eng mit dem Parkmanagement zusammen und berät die ecuadorianische | |
Regierung beim Schutz des Archipels. | |
Sollte die Forschungsstation wirklich schließen, wäre dies nicht nur das | |
Ende einer traditionsreichen Einrichtung, die als Touristenmagnet dient, | |
sondern wohl auch das Ende der Schutzprojekte. Einige Umweltorganisationen, | |
die ebenfalls auf Galápagos aktiv sind, wie der WWF hätten angeboten, | |
einige Forschungsprojekte weiterzuführen, sagt Lorenz. Doch dieses Szenario | |
will der Geschäftsführer verhindern und hofft auf weitere Finanzhilfen, | |
auch von der Regierung. | |
15 Jan 2015 | |
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