# taz.de -- Gewalt im Fußball: NRW will täterorientierte Ermittlung | |
> In Nordrhein-Westfalen sollen künftig die Rädelsführer gewalttätiger Fans | |
> identifiziert und isoliert werden. Andere Bundesländer wollen sich | |
> anschließen. | |
Bild: Begalos in Bochum (Archivbild, 2011) | |
DÜSSELDORF taz | Nordrhein-Westfalen startet als erstes Bundesland ein | |
Konzept gegen Gewalt im Fußball, bei dem Intensivtäter identifiziert und | |
isoliert werden sollen. Polizei und Justiz wollen Profile von gewalttätigen | |
Wiederholungstätern erstellen und die Strafverfolgung am Wohnort bündeln. | |
Andere Bundesländer werden sich dem Konzept anschließen. Bundesweit gibt es | |
schätzungsweise rund 500 Personen, die im Umfeld von Fußballspielen | |
regelmäßig gewalttätig werden, davon stammen 150 aus NRW. | |
„Es kann theoretisch sein, dass ein Intensivtäter vier Hauptverhandlungen | |
an vier verschiedenen Orten hat“, sagte NRW-Justizminister Thomas Kutschaty | |
(SPD). Zwar haben Richter und Staatsanwälte auch heute das Strafregister | |
von Angeklagten vorliegen. Aber eingestellte Verfahren und noch nicht | |
rechtskräftige Urteile sind dort nicht aufgeführt. | |
Künftig soll das juristische Nachspiel erfolgen wie nach dem Drittligaspiel | |
Preußen Münster gegen den MSV Duisburg in Münster, bei dem Pyrotechnik | |
gezündet wurde. Die Ermittlungen gegen die Beschuldigten werden in Duisburg | |
geführt, vor Ort wurde auch die Durchsuchung der Wohnung des Beschuldigten | |
beschlossen. | |
Die Behörden wollen im Vorfeld von Fußballspielen gefährliche Personen | |
identifizieren. „Die Idee ist, Rädelsführer herauszufiltern und zu | |
entzaubern“, sagte Kutschaty. Davon versprechen sich er und sein | |
Parteifreund Innenminister Ralf Jäger eine präventive Wirkung. Ohne | |
Rädelsführer kommt es bei Fußballspielen zu weniger Gewalt, glauben sie. | |
Sind Personen als gefährlich eingestuft, können die Behörden ihnen zum | |
Beispiel Meldeauflagen am Spieltag oder Betretungsverbote erteilen. | |
## Infos für alle | |
## | |
„Wir wollen ein klares Profilbild der Intensivtäter entwickeln und alle | |
Informationen bündeln“, sagte Jäger. Entscheidend sei, dass die Behörden | |
künftig „täterorientiert“ vorgehen würden. In NRW gibt es 16 | |
Schwerpunktbehörden, die sich mit Gewalt im Fußball befassen. Das Landesamt | |
für Zentrale Polizeiliche Dienste in Duisburg richtet eine | |
Koordinierungsstelle ein, deren Experten die 16 Behörden unterstützen. | |
Spezielle Ermittler sollen erfassen, wer wo als Gewalttäter auffällig wurde | |
– egal ob das in Hamburg, Köln oder München geschehen ist. | |
Sämtliche Informationen sollen den Behörden bundesweit zur Verfügung | |
gestellt werden. Das Programm beginnt in NRW und soll Zug um Zug in anderen | |
Bundesländern mit großen Fußballstandorten umgesetzt werden. „Jeder | |
Rädelsführer muss deshalb damit rechnen, schneller und härter bestraft zu | |
werden“, sagte Jäger. | |
Mit den militanten „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa), deren Krawalle in | |
Köln bundesweit für Aufsehen gesorgt hatten, habe das neue Konzept nichts | |
zu tun, betonte Jäger. „HoGeSa ist ein völlig anderes Phänomen.“ | |
4 Feb 2015 | |
## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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