| # taz.de -- Low Performer bei der „Mopo“: Ist der gut oder kann der weg? | |
| > Bei der Restrukturierung der „Hamburger Morgenpost“ versucht | |
| > Geschäftsführung, Minderleister loszuwerden. Es existiert sogar eine | |
| > Liste mit Namen. | |
| Bild: Schild vor Haus. Klassische Bebilderung bei Verlagsberichterstattung. Hie… | |
| Bei der Hamburger Morgenpost (Mopo) haben seit Freitag große Teile der | |
| Redaktion und des Verlages die Produktionen der Mopo am Sonntag sowie der | |
| Montagsausgabe bestreikt, um sich gegen Entlassungen zu wehren. Die | |
| Ausgaben sind dennoch erschienen oder werden erscheinen – mit Texten von | |
| der Halde und mithilfe freier Mitarbeiter. Die Mopo-Belegschaft will | |
| gemeinsam mit den Gewerkschaften Deutsche Journalistinnen- und | |
| Journalisten-Union (dju in Verdi) und dem Deutschen Journalisten-Verband | |
| (DJV) einen Sozialtarifvertrag durchsetzen. | |
| Befeuert werden die aktuellen Warnstreiks dadurch, dass die | |
| Mopo-Geschäftsführung mitten in die Verhandlungen hinein am Mittwoch beim | |
| Betriebsrat fünf Kündigungen und sechs Änderungskündigungen zur Zustimmung | |
| vorgelegt hatte. „Die Belegschaft zeigt mit beeindruckender | |
| Entschlossenheit, dass sie die jetzt eingeleiteten Kündigungsverfahren | |
| nicht akzeptiert. Jeder Spaltungsversuch von oben hat die Solidarität mit | |
| den Betroffenen nur noch stärker werden lassen. Das gilt auch für die | |
| Beteiligung an den Warnstreiks“, ließ Verdi-Fachbereichsleiter Martin | |
| Dieckmann mitteilen. | |
| Hintergrund des Konflikts sind die Restrukturierungsvorgaben des Eigners | |
| Presse- und Medienhaus GmbH & Co KG (PMB) in Berlin, an dem die Kölner | |
| Mediengruppe M. DuMont Schauberg mit 65 Prozent die Mehrheit hält. Nach dem | |
| Konzept „Perspektive Wachstum“ des DuMont-Konzerns muss die Mopo 1,2 | |
| Millionen Euro pro Jahr wegen gesunkener Anzeigen- und Vertriebserlöse | |
| einsparen. Davon sollen 835.000 Euro durch Personaleinsparungen und die | |
| Ausgliederung der Anzeigenabteilung ins Call Center MZ Dialog GmbH – eine | |
| hundertprozentige DuMont-Tochter des Mitteldeutschen Druck- und | |
| Verlagshauses in Halle – erbracht werden. Allein von diesem Schritt sind | |
| bei der Mopo knapp sechs Vollzeitstellen betroffen. Das Ganze wird | |
| „Fokussierung auf den Digitalbereich“ genannt. | |
| Allerdings scheint Mopo-Geschäftsführerin Susan Molzow im Rahmen des | |
| Sparprogramms auch ein Nebenziel zu verfolgen: Die „Verbesserung der | |
| Arbeitsqualität durch den Abbau von Schlechtleistern in Redaktion, | |
| Administration und Verkauf“, wie aus als „streng vertraulich“ deklarierten | |
| Unterlagen für die Sitzung des PMB-Verwaltungsrates vom 1. September 2014, | |
| die der taz vorliegen, hervorgeht. Die sogenannten Schlechtleister sollen | |
| zum Teil durch „bessere Berufseinsteiger mit einem niedrigeren Gehalt | |
| ersetzt“ werden. Dafür gibt es eine regelrechte Namensliste, was Molzow | |
| bislang in den Sozialplan- und Sozialtarifverhandlungen mit Betriebsrat und | |
| den Gewerkschaften vehement bestritten hat. | |
| ## "Low Performer austauschen" | |
| Auf der Liste steht hinter dem jeweiligen Namen „Low Performer“ (für den | |
| Abbau der Planstelle) oder „Low Performer austauschen“. Dabei solle den Low | |
| Performern „nicht die ganze Wahrheit“ gesagt, sondern Ihnen mitgeteilt | |
| werden, dass „im Rahmen von Shared Service“ – also einem internen | |
| Outsourcing durch Zentralisierung mehrerer Tätigkeiten in einer Stelle – | |
| ihre Tätigkeiten wegfallen würden und es besser wäre, ein Abfindungsangebot | |
| anzunehmen. Andernfalls müsse jemand anders gekündigt werden und der Low | |
| Performer werde per Änderungskündigung auf Teilzeit gesetzt. | |
| Der Arbeitskonflikt zwischen Mopo-Geschäftsführung und Gewerkschaften | |
| könnte auch in einem anderen Punkt noch an Brisanz gewinnen. Denn in der | |
| outgesourcten Anzeigenabteilung arbeiten drei Betriebsräte mit | |
| Kündigungsschutz, für die das Unternehmen im Moment andere Mitarbeiter | |
| freizukündigen bereit ist, obwohl es laut Betriebsrat Alternativen und | |
| Lösungsvorschläge gebe. Am Dienstag wird weiterverhandelt. | |
| 22 Feb 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Kai von Appen | |
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