# taz.de -- Attac-Sprecher über Investitionsschutz: „Die Staaten können nur… | |
> Die Bundesregierung hat die Mauritius-Konvention unterschrieben, die | |
> Investitions-Staat-Schiedsverfahren transparenter macht. Attac hält das | |
> für Augenwischerei. | |
Bild: Im Zusammenhang mit dem Kraftwerk Moorburg musste sich die Bundesregierun… | |
taz: Herr Süß, die Mauritius-Konvention soll laut Bundesregierung | |
Schiedsgerichtsverfahren „deutlich transparenter“ machen. Geht sie dafür | |
weit genug? | |
Roland Süß: Die Mauritius-Konvention ist lediglich ein kleiner Schritt auf | |
dem Weg zu mehr Transparenz innerhalb der | |
Investitions-Staat-Schiedsverfahren. Sie gilt nur, wenn der beklagte Staat | |
die Konvention ratifiziert hat und der Investor einem Staat angehört, der | |
diese unterschrieben hat. Hat nur der beklagte Staat die Konvention | |
ratifiziert, so entscheidet nur der Investor, ob Verhandlungen öffentlich | |
sind oder nicht. Außerdem ist mangelnde Transparenz nur ein Teil des | |
Problems. | |
Inwiefern? | |
Es gibt bei den Verfahren zum Beispiel weiterhin keine | |
Revisionsmöglichkeit, obwohl das in ordentlichen Gerichtsverfahren so | |
üblich ist. Zudem sind die Verfahren nach wie vor zu einseitig. Investoren | |
haben ein Klagerecht, Staaten nicht. Das heißt, sie können nur verlieren. | |
Es nützt wenig, dass die Verfahren in Zukunft transparenter werden sollen. | |
Sie sind grundsätzlich falsch. | |
Was bedeutet für Sie „grundsätzlich falsch“? | |
Investitions-Staat-Schiedsverfahren schaffen eine Paralleljustiz, die wir | |
ablehnen. Außerdem geht es in den Verfahren nur darum, ob Handlungen mit | |
den Investitionsschutzverträgen konform sind. Das heißt, dass wichtige | |
Fragen beispielsweise des Umweltschutzes oder von Sozialstandards gar nicht | |
verhandelt werden. | |
Also halten Sie die Mauritius-Konvention für eine Nebelkerze? | |
Die Bundesregierung oder auch Wirtschaftsverbände nutzen die Konvention | |
auch für andere Interessen. Der Bundesverband der Deutschen Industrie, BDI, | |
hat es Anfang des Monats beispielsweise so dargestellt, als sei durch die | |
Ratifizierung plötzlich alles viel transparenter und man könne | |
Transatlantische Freihandelsabkommen wie TTIP und Ceta nun plötzlich ganz | |
anders betrachten. Dabei haben diese zwei Verträge gar nichts mit der | |
Mauritius-Konvention zu tun. Diese regelt lediglich die Transparenzregeln | |
für frühere Verträge. | |
Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern? | |
Deutschland hat momentan 129 Investitionsschutzabkommen. Südafrika hat das | |
Abkommen mit Deutschland im vergangenen Jahr gekündigt. Auch Australien | |
steigt aus diesen Abkommen aus. Denn beide Länder haben verstanden, dass | |
ihnen die Abkommen und die Schiedsverfahren nichts bringen, aber sie sehr | |
viel kosten. Gewinner der Verträge sind allein die Investoren. Die | |
Kündigung all dieser Abkommen wäre die vernünftigste Lösung. | |
18 Mar 2015 | |
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