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# taz.de -- Sonnenfinsternis in Deutschland: Stresstest für Stromunternehmen
> Die Sonnenfinsternis ist kritisch für die Stabilität des Stromnetzes.
> Tennet-Chef Urban Keussen bereitet sich seit Monaten darauf vor.
Bild: Bei schönem Wetter könnte die Sonnenfinsternis zu einem Blackout führen
taz: Herr Keussen, mal rein vom Wetter her betrachtet: Wie herausfordernd
ist die Situation nun?
Urban Keussen: Wir rechnen in der Spitze mit einer Photovoltaikleistung von
etwa 21 Gigawatt. Das ist zwar nicht das Maximum dessen, was in Deutschland
möglich ist, aber es ist eine ganze Menge. Wir sind sehr gespannt.
Sie warten also seit Tagen auf die Wetterprognose für Freitagvormittag?
Klar. Wir beziehen zwar auch im Normalfall ständig aktualisierte
Vorhersagen vom Deutschen Wetterdienst und anderen Anbietern, aber am
Freitag haben wir für die betreffenden Stunden noch zusätzliche Prognosen
eingekauft.
Warum ist die Sonnenfinsternis nun kritischer für die Stabilität des Netzes
als der alltägliche Sonnenuntergang?
Weil die Einstrahlung viel schneller zurückgeht und ansteigt als an
normalen Tagen. Wir rechnen am Freitag bei der Solarstromerzeugung mit
einem Gradienten von bis zu 4.200 Megawatt innerhalb von 15 Minuten. Das
ist sogar dreimal so hoch wie das, was wir sonst als Maximum kennen – etwa
beim Sonnenuntergang oder wenn beispielsweise der Wind plötzlich nachlässt.
Aber Sie haben ja immerhin den Vorteil, dass die Sonnenfinsternis exakt im
Voraus zu berechnen ist.
Gleichwohl ist das Ereignis eine große Herausforderung, auf die wir uns
seit Monaten vorbereiten – zusammen mit den europäischen Nachbarn, mit der
Bundesnetzagentur und mit Kraftwerksbetreibern. Wir haben das Personal in
der Schaltleitung verstärkt, und es wird ständige Telefonkonferenzen geben.
Außerdem haben wir doppelt so viel Regelleistung unter Vertrag genommen wie
üblich. Insgesamt sind das 8.000 Megawatt.
Das mit der Regelenergie müssen Sie erklären.
Wir schließen auch an normalen Tagen Verträge mit Kraftwerksbetreibern, die
dem Netz auf Anforderung kurzfristig entweder Strom liefern oder die
Erzeugung drosseln. Das geschieht per Auktion: Wer dem Netz die nötige
Flexibilität am billigsten zur Verfügung stellen kann, erhält den Zuschlag.
Das können auch Fabriken sein, die auf Anforderung ihre Stromnachfrage
drosseln.
Es gibt in Deutschland also genügend flexible Kraftwerke, um auch an diesem
Freitag die schnellen Leistungsänderungen im Netz zu bewältigen?
Die Kraftwerke sind vorhanden, das Ganze ist kein Problem der Technik. Es
ist vielmehr eine organisatorische Herausforderung, weil das Stromnetz
aufgrund der vielen Akteure sehr komplex ist.
Und können Sie aus der Sonnenfinsternis am Ende auch was lernen?
Die Sonnenfinsternis ist für uns in der Tat ein echter Stresstest. Denn
durch den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien werden wir solche
starken Schwankungen der Erzeugung in Zukunft auch an normalen Tagen
erleben.
19 Mar 2015
## AUTOREN
Bernward Janzing
## TAGS
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