# taz.de -- Richtungsstreit bei AfD: „Keine Bedenken“ mehr | |
> Der AfD-Politiker Gauland tritt bei der „Staats- und | |
> Wirtschaftspolitischen Gesellschaft“ in Hamburg auf. Bislang wurde der | |
> rechte Verein gemieden. | |
Bild: Da gehts lang: Alexander Gauland | |
HAMBURG taz | In bester Hamburger Lage kommt die „Staats- und | |
Wirtschaftspolitische Gesellschaft e. V.“ (SWG) zu ihrem Seminartag | |
zusammen. Am Samstag will die weit rechts stehende Gesellschaft im | |
gediegenen Ambiente des Logenhauses im Stadtteil Rotherbaum „angesichts des | |
ganz normalen politischen und gesellschaftlichen Irrsinns“ von Einwanderung | |
bis EU-Vereinheitlichung über das „nationale Bewahren“ diskutieren. | |
Einer der Gastreferenten ist Alexander Gauland, stellvertretender | |
Bundessprecher und brandenburgischer Fraktionsvorsitzender der AfD. Mit | |
seinem Auftritt dürfte er den tobenden Richtungsstreit in der Partei | |
befeuern. | |
„Ich bin da geladen“, bestätigte Gauland der taz. Nach Erbseneintopf und | |
vor dem Sekt darf er als einer von drei Referenten zum Thema „Ein Europa | |
selbstbestimmt vereint wirkender Vaterländer“ sprechen. Seit Längerem | |
streitet Gauland sich massiv mit dem stellvertretenden Bundessprecher | |
Hans-Olaf Henkel, der sich im Hamburger Landesverband um einen liberalen | |
Parteikurs bemüht. | |
Am Mittwoch hatte Gauland bereits die von Henkel mit initiierte | |
„Deutschland-Resolution“ angegriffen, eine Reaktion auf die „Erfurter | |
Resolution“. Über die schreibt Henkel: „Wer die Erfurter Resolution | |
unterschreibt“, der wolle eine „AfD der flachen Parolen und der schrillen | |
Töne“. Die Partei brauche aber keine „wolkigen Phrasen aus dem Arsenal | |
rechter Splitterparteien“. | |
Gauland dagegen will in der „Erfurter Resolution“ kein völkisches | |
Gedankengut erkennen. Darin behauptet der Initiator Björn Höcke, | |
AfD-Fraktionschef in Thüringen, dass die AfD sich „ohne Not (…) dem | |
etablierten Politikbetrieb“ anpassen würde: „dem Verrat an den Interessen | |
unseres Landes“. Zahllose Mitglieder würden aber die AfD als eine | |
„patriotische“ Alternative und Bewegung des „freien Wortes“ gegen „Ge… | |
Mainstreaming, Multikulturalismus, Erziehungsbeliebigkeit“ ausgerichtet | |
wissen wollen. Über 1.300 Mitglieder sollen die Resolution unterzeichnet | |
haben. | |
Henkel und Gauland nehmen eine alte Kontroverse wieder auf. Nach der | |
Hamburger Bürgerschaftswahl hatte Henkel Gauland vorgeworfen, durch die | |
Nähe zu weit rechten Organisationen ihr Wahlergebnis geschmälert zu haben. | |
Diese Analyse sei nicht haltbar, konterte Gauland, der vor einem zu | |
bürgerlichen Kurs warnt. | |
Die Hamburger AfD hatte bislang bewusst Distanz zur SWG gehalten. Kurz vor | |
der Bundestagswahl 2013 war der damalige Hamburger AfD-Kandidat Kay | |
Gottschalk bei der SWG geladen. Auf Nachfragen der taz hatte er den Termin | |
zunächst abgestritten. Mit der Einladung konfrontiert, auf der er als | |
Redner stand, erklärte der heutige Beisitzer des Landesvorstandes dann, | |
nicht genau zu wissen, wer die SWG sei, und sagte seinen Auftritt | |
kurzfristig ab. | |
Gauland stellt sich nun geschickter an: Der Auftritt sei mit dem Hamburger | |
Vorsitzende Jörn Kruse abgesprochen, sagt er. „Herr Kruse hatte keine | |
Bedenken.“ Das klingt auf den ersten Blick, als wolle Gauland den laufenden | |
Streit in der Partei nicht weiter befeuern. Könnte aber sein, dass er | |
innerhalb des Hamburger Landesverbands das Gegenteil bewirkt: Wenn Kruse | |
tatsächlich zugestimmt hat, könnte der Streit dort erst richtig beginnen. | |
19 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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