# taz.de -- Terroranschläge im Jemen: 137 Tote, 357 Verletzte | |
> Gewalt bestimmen das Leben der Jemeniten seit langem. Mit Anschlägen | |
> gegen die Huthi-Rebellen tritt angeblich nun erstmals der IS in den | |
> Machtkampf ein. | |
Bild: Die Terroristen schlugen zu, als sich besonders viele Gläubige in der Mo… | |
ADEN ap | Nach den blutigsten Terroranschlägen seit Jahrzehnten droht der | |
Jemen in immer weiterem Chaos zu versinken. Vier Selbstmordattentäter | |
griffen am Freitag zwei Moscheen in der Hauptstadt Sanaa an, in denen sich | |
vor allem Anhänger der mächtigen schiitischen Huthi-Rebellen versammelt | |
hatten. Deren Sender Al-Masirah bezifferte die Zahl der Toten ebenso wie | |
die staatliche Nachrichtenagentur Saba mit 137, darunter waren mindestens | |
13 Kinder. Es gab 357 Verletzte. | |
Zu den Anschlägen auf die Badr- und die Al-Haschusch-Moschee bekannte sich | |
eine bis dahin unbekannte Zelle der sunnitischen Terrormiliz Islamischer | |
Staat, was die Sorge auslöste, der IS habe sein Einflussgebiet in den Jemen | |
ausgeweitet. Erst vor wenigen Tagen hatten die Extremisten den | |
Terroranschlag von Tunis für sich beansprucht. | |
Die USA zweifelten aber an, dass der IS tatsächlich hinter den Attacken in | |
Sanaa und auch in Tunis steckte. Oft würde sich die Gruppe nur zu | |
Propagandazwecken zu Anschlägen bekennen, sagte der Sprecher des Weißen | |
Hauses, Josh Earnest. Die Terrormiliz ist bisher in dem bitterarmen und von | |
politischen Machtkämpfen erschütterten Jemen nicht in Erscheinung getreten. | |
Ein Bekennerschreiben werde geprüft, sagte Earnest. Darin erklärt die | |
angebliche IS-Zelle, dass die Huthis Ziel der Attacke waren. Und: „Diese | |
Operation ist nur ein kurzer Blick auf die kommende Flut, so Gott will.“ | |
Alle schiitischen Rebellen sollten vertrieben und ausgerottet werden, hieß | |
es in dem Schreiben des sogenannten Medienbüros der Provinz Sanaa, das im | |
Namen des IS auf einer extremistischen Webseite gepostet wurde. | |
## Sorge vor Bürgerkrieg | |
Die Huthis hatten im vergangenen September von ihren Hochburgen im | |
Nordjemen aus die Hauptstadt Sanaa überrannt und unter ihre Kontrolle | |
gebracht. Mit der Regierung führten die Schiiten daraufhin einen Machtkampf | |
um mehr Einfluss, mit dem im Jemen äußerst aktiven Ableger der Al-Kaida | |
lieferten sie sich heftige Gefechte südlich von Sanaa. Immer wieder | |
reagierte die sunnitische Al-Kaida auch mit Anschlägen. | |
Für die Attentate vom Freitag sei der Ableger aber nicht verantwortlich, | |
sagte ein Al-Kaida-Sprecher der Nachrichtenagentur AP. Die Gruppe führe | |
keine Anschläge auf Moscheen durch. | |
Der Rebellensender Al-Masirah berichtete, die Attentäter hätten während der | |
Mittagsgebete in der Badr-Moschee im Süden Sanaas und Al-Haschusch-Moschee | |
im Norden der Stadt zugeschlagen, als sich besonders viele Gläubige in den | |
Moscheen drängten. Dem Sender zufolge gab es noch einen weiteren | |
Anschlagsversuch auf die Huthi-Hochburg Saada im Nordjemen. Dort sei der | |
Selbstmordattentäter aber aufgehalten worden, bevor er seinen Sprengsatz | |
zünden konnte. Auch in dem Bekennerschreiben war von insgesamt fünf | |
Angreifern die Rede. | |
Die Machtübernahme der Huthis - sie kontrollieren mittlerweile neun der 21 | |
Provinzen des Jemen - schürte in dem bitterarmen arabischen Land die Sorge | |
vor einem Bürgerkrieg entlang religiöser Linien. Schiiten, und dabei vor | |
allem der Zweig der Zaiditen, machen ein Drittel der Bevölkerung des Jemen | |
aus. | |
21 Mar 2015 | |
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