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# taz.de -- Kampf um die Macht im Jemen: Rebellen sind auf dem Vormarsch
> Die Huthis rücken gegen Aden vor, wohin sich Präsident Hadi geflüchtet
> hat. Der ruft den UN-Sicherheitsrat an, während die USA ihr letztes
> Militärkontingent abziehen.
Bild: Weiterhin loyal gegenüber Präsident Hadi: Jemenitische Soldaten mit ihr…
SANAA ap/dpa/rtr | Im Jemen geht der Kampf um die Macht in die nächste
Runde. Die aus dem Norden stammenden Huthi-Rebellen, die bereits die
Hauptstadt Sanaa und andere Provinzen kontrollieren, haben im Süden des
Landes die drittgrößte Stadt Tais und den Flughafen erobert, wie
Sicherheitsbeamte am Sonntag mitteilten. Augenzeugen berichteten zudem über
Dutzende Militärfahrzeuge der Huthis, die auf dem Weg vom Norden nach Tais
seien. Damit rückten die schiitischen Rebellen auch näher an die Hafenstadt
Aden heran, in die sich Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi nach seiner Flucht
aus Sanaa im Februar zurückgezogen hat.
Unterstützt wurden die Huthis bei der Einnahme von Tais den Angaben zufolge
von Anhängern des 2012 abgesetzten Präsidenten Ali Abdullah Saleh, der sich
mit den Rebellen im Kampf gegen Hadi verbündet hat. Das Land im Südwesten
der arabischen Halbinsel rückt mit dieser Entwicklung immer näher an einen
Bürgerkrieg. Angesichts der Lage wollte der UN-Sicherheitsrat noch am
Sonntag zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Um das Treffen hatte
Präsident Hadi gebeten. In einem Brief an das höchste UN-Gremium bat er die
Weltgemeinschaft um ein „dringendes Eingreifen mit allen verfügbaren
Mitteln“.
Der Vormarsch der Huthis im Süden erfolgte einen Tag, nachdem sie zum
bewaffneten Kampf gegen die Anhänger von Hadi aufgerufen hatten. Hadi
selbst hatte zuvor in seiner ersten öffentlichen Rede seit seiner Flucht
aus Sanaa der Huthi-Herrschaft jegliche Legitimität abgesprochen. Er
forderte die Huthis auf, ihre Anhänger aus den Ministerien abzuziehen, von
der Armee eroberte Waffen zurückzugeben und Sanaa zu verlassen. Aden
erklärte er zur neuen Hauptstadt. Bis zur Vereinigung des Nord- und
Südjemens im Jahre 1990 war sie Hauptstadt des Südjemen.
Allerdings lehnte General Hamud al-Harathi, der Kommandant einer
Spezialeinheit in Tais, Hadi als legitimen Präsidenten ab, was den Huthis
offenbar bei der Eroberung in die Hände spielte. In der jemenitischen Armee
und Polizei gibt es nach wie vor viele Getreue von Saleh, der nach langen
Jahren an der Macht im Zuge des Arabischen Frühlings zum Rücktritt gedrängt
worden war. In Tais demonstrierten Tausende am Sonntag gegen die Huthis und
Saleh.
## Kämpfe am Flughafen
Bereits am Donnerstag hatten mit den Huthis verbündete Kräfte versucht,
Hadis Palast in Aden zu bombardieren. Zudem stürmten sie den
internationalen Flughafen dieser zweitgrößten jemenitischen Stadt, wurden
aber von Hadi-treuen Armeekräften zurückgeschlagen.
Doch nicht nur der Konflikt zwischen den Huthis und dem Hadi-Lager
erschüttert das Land. Auch radikale Islamisten verfolgen ihre eigenen
Interessen. Am Freitag hatte eine angeblich mit der sunnitischen Miliz
Islamischer Staat (IS) verbundene Extremistengruppe in Sanaa
Selbstmordanschläge auf zwei Moscheen verübt. Dabei starben mindestens 137
Menschen.
Gleichzeitig eroberten Extremisten der ebenfalls sunnitischen al-Qaida im
Südjemen die Stadt al-Huta und vertrieben jemenitische und US-Soldaten vom
nahe gelegenen Luftwaffenstützpunkt al-Annad. Die USA zogen daraufhin nach
Angaben des Außenministeriums ihr gesamtes Personal ab, ohne eine genaue
Anzahl der in Sicherheit Gebrachten anzugeben. Auf dem Stützpunkt waren
geschätzte 100 US-Soldaten stationiert. Es war das letzte
US-Militärkontingent, das noch im Jemen stationiert war. Aus Kreisen der
jemenitischen Armee hieß es, auch Mitglieder jemenitischer
Antiterroreinheiten seien aus dem Land gebracht worden.
Der Jemen unter Hadi war ein Verbündeter der Vereinigten Staaten im
Antiterrorkampf, vor allem mit dem Drohnenkrieg gegen al-Qaida.
22 Mar 2015
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Jemen
Huthi-Rebellen
Abed Rabbo Mansur Hadi
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