# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch? | |
> Mediale Volksgerichtshöfe, Licht aus beim BVB, und „alternativlos“ ist | |
> nicht alternativlos. Erfreulich ist auch die „Spiegel Online“-Rubrik „W… | |
> wir nicht wissen“. | |
Bild: Wassersteuer in Irland: Nicht mit uns, sagen die Demonstranten. | |
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vegangenen Woche? | |
Friedrich Küppersbusch: Das Schweineschnitzel? Ihr nehmt es aber streng mit | |
der Fastenzeit. | |
Und was wird besser in dieser? | |
Eier. | |
Mit dem Treffen in Berlin haben Alexis Tsipras und Angela Merkel sich | |
erstmals angenähert. Grexit over? | |
„Versöhnlich“ sei das Treffen gewesen, und dass Tsipras Merkel vertöchter… | |
entspräche auch nicht den Kräfteverhältnissen. Die Begegnung „Last Action | |
Hero“ gegen Queen Valium geht in der Sache offen aus. Als Beifang die | |
Erkenntnis, wie müde und beflissen unsere Kuschelrock-Kirchentags-Linke im | |
direkten Vergleich wirkt – wann je hat die deutsche Linke der Regiererin | |
solche Mühen abgenötigt? Tsipras hat bei der Wahl seiner Koalitionspartner | |
das an Skrupeln zu wenig, was die SPD zu viel hat. Doch er führt vor: | |
„Alternativlos“ ist nicht alternativlos. | |
Montabaurer Schüler werden für Aussagen bezahlt, Nachbarn mit Mikrofonen | |
verfolgt. Das Witwenschütteln der Medien nach dem Germanwings-Flugunglück | |
nimmt absurde Züge an. Was lässt sich dagegen tun? | |
Um fair zu sein: Viele wollen jetzt mehr Informationen, als nüchtern und | |
sicher erhältlich sind. Dem nicht nachzugeben im – oft nur gefühlten – | |
Wettbewerb der Medien wäre eine Tugend. Okay, von 20 Anklagepunkten der | |
„Causa Wulff“ blieb keiner übrig, doch allerhand Bastelforensik von | |
Regionalzeitung bis FAZ-Besinnungsaufsatz hat dessen ungeachtet erneut ihr | |
Urteil bereits gesprochen. Lob für Spiegel Online, die inzwischen eine | |
Rubrik „Was wir nicht wissen“ durchziehen. Talks mit Krisenhelfern, | |
Seelsorgern bedienen den Voyeurismus immerhin empathischer und auf die | |
Opfer gerichtet, weniger auf den medialen Volksgerichtshof. Manche | |
Titelseite hätte der Autopilot besser nach Hause gebracht als | |
Wer-auch-gerade-auf-der-Redaktionsbrücke-war. „Report München“: „Wir ha… | |
lange diskutiert, aber …“ und dann kam, am Abend der Katastrophe, mitten im | |
Meer aus Schock und Unwissen– ein Beitrag über gefährliche Flugmanöver | |
russischer Kampfflieger. | |
Dem Ex-Taliban-Gefangenen und US-Soldaten Bowe Bergdahl droht wegen | |
„Fahnenflucht“ eine lebenslange Haft. Sind fünf Jahre Kriegsgefangenschaft | |
nicht genug? | |
Das Diktum „Mit Terroristen wird nicht verhandelt“ wurde überwunden, um | |
Bergdahl freizubekommen. Das allerdings ist ein politischer Streit. Der | |
Soldat hatte sich die Landessprache angeeignet, Kontakt zu Zivilisten | |
gesucht und damit einen Bilderbuchbesatzer gegeben – oder eben einen | |
Deserteur. Das politische Thema gehört vor einen Untersuchungsausschuss, | |
nicht in ein Einzelschicksal runterbestraft. | |
Gerhard Schröder und Doris Schröder-Köpf sollen sich getrennt haben. Der | |
Startschuss für Doris’ große Karriere? | |
Just in der Woche, da Oskar mit Ehe Nummer vier gleichgezogen hatte. Hören | |
die nie auf? Frau Köpf hat die Wucht des Schröderinnenseins durchaus | |
einzusetzen gewusst. Mal sehen. | |
Apple-Chef Tim Cook will sein gesamtes Vermögen spenden. Ein echter Akt von | |
Menschlichkeit? | |
Ach das ist ganz normal. Viele Menschen würden auch ihre gesamte Armut | |
spenden. Dazwischen zu vermitteln nennt man „Sozialpolitik“. Vielleicht | |
entwickelt ein crazy Apple engineer eine App dazu. | |
Wer in Irland ein Pferd über die Grenze des von der englischen Krone | |
kontrollierten Gebiets verkauft, riskiert die Todesstrafe. Nun soll das 400 | |
Jahre alte Gesetz abgeschafft werden. Wieso jetzt? | |
Weil die Regierung schicke Ideen für neue Gesetze hat: Nach dem | |
Bankenfiasko etwa verhängte man eben eine „Wassersteuer“ und Gebühren für | |
Wasseruhren – bisher war das in Irland traditionell reichlich vorhandene | |
Gut eine Art fließendes Menschenrecht und steuerfinanziert, also gefühlt: | |
gratis. Zehntausende demonstrierten „Can’t pay, won’t pay“, populär wa… | |
auch Vorschläge, wohin die Regierung sich die neuen Wasserzähler stecken | |
könne. Da bedient es einen willkommenen antibritischen Affekt, ein paar | |
skurrile olle Kamellen zu streichen. | |
Und was machen die Borussen? | |
Vor zehn Jahren erstach ein Nazi einen Dortmunder Punker. Das | |
Verwaltungsgericht Gelsenkirchen ließ es sich nun angelegen sein, zu | |
Frommen der Kundgebungsfreiheit exakt am Jahrestag eine Nazi-Demo mit | |
höhnischem Grundton zuzulassen. Polizei und Stadt hatten auf ein Verbot | |
hingearbeitet. Dem BVB blieb, wie der ganzen Zivilgesellschaft, nur die | |
Geste: Stadionbeleuchtung aus am Kundgebungstag. | |
FRAGEN: JLO, GL, AFRO, FAY | |
29 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Friedrich Küppersbusch | |
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