# taz.de -- Die Wahrheit: Der homosexuelle Mann ... | |
> ... und seine Finanzen sind legendenumrankt. Angeblich haben Schwule mehr | |
> Geld in der Tasche. Heißt es jedenfalls seit den neunziger Jahren. | |
Bild: David Berger, Archivbild aus dem Jahr 2013. | |
… hängt an seinen Lebenslügen. Dass er reich sei, ist so eine, ein | |
vorbildlicher Konsument und mit mehr Geld in der Tasche als der | |
heterosexuelle Nachbar. Dabei ist das nichts weiter als eine Erfindung der | |
neunziger Jahre, die dramatische Aids-Ära war überlebt und in der Ferne | |
winkte die Homo-Ehe. Der Hunger schwuler Männer nach Anerkennung wurde | |
übergroß, beste Voraussetzungen, ihnen jeden Scheiß zu erzählen. | |
Mit gefälschten Fakten und Zahlen wurde die Legende geboren, Dink hieß die | |
Zauberformel: „double income – no kids“. Schwule Unternehmer strickten | |
gemeinsam mit gewieften Werbern den neuen Homo: modebewusst, reisefreudig | |
und gebildet, und trotzdem dumm genug, um auf alles Neue hereinzufallen – | |
das gefundene Fressen für Marketingexperten auf der Suche nach neuen | |
Testmärkten. Unvergessen ist ein NDR-Feature aus der Zeit, das lachende | |
Schwule zeigt, die mit vollgepackten Tüten aus dem Berliner KaDeWe | |
stolzieren, um sich anschließend im eleganten Loft ein üppiges Dinner unter | |
Freunden zu gönnen. | |
Solche Bilder verführten die Propagandisten großer Marken, schwule Figuren | |
in Spots und Anzeigen zu präsentieren. Wie Holger und Max. Die öffneten für | |
Iglo ihren Gefrierschrank und servierten dem Werbefernsehpublikum | |
„Fleischbällchen in Rotweinsauce“ oder „Grillgemüse mit Kartoffelspalte… | |
Die klischeetriefende Homo-Power brachte dem Hersteller viel mediale | |
Aufmerksamkeit, die Kampagne wurde aber schnell wieder eingestellt, der | |
deutsche Verbraucher war offenbar noch nicht reif für Tiefkühlkost aus | |
warmer Hand. Ähnlich erfolglos blieben Zigaretten-, Möbel- und Autofirmen, | |
trotz aller Anpassung schwuler Testimonials an eine konsumgängige | |
Lebensart. | |
## Aussagen über schwules Konsumverhalten | |
Lässt sich überhaupt feststellen, wie es in den Portemonnaies schwuler | |
Männer ausschaut? Ihre Gesamtmenge – drei, fünf oder zehn Prozent der | |
Gesamtbevölkerung? – lässt sich nicht einmal annähernd ermitteln. Deshalb | |
sind Aussagen über schwules Konsumverhalten reines Wunschdenken ohne jede | |
statistische Grundlage. | |
So erregte Anfang des Jahres eine australische Studie Aufmerksamkeit, weil | |
sie dem Klischee vom reichen Schwulen widersprach. Danach verdienen schwule | |
Männer durchschnittlich 18 Prozent weniger als ihre heterosexuellen | |
Kollegen, und das Missverhältnis hat auch schon einen Namen: „gay pay gap“. | |
Ein Grund dafür seien, so die Autorin der Untersuchung, Andrea La Nauze, | |
die Vorurteile, mit denen man nach wie vor schwulen Männern am Arbeitsplatz | |
begegne. | |
Zu ähnlichen Ergebnissen kamen Forscher in den USA bereits zur | |
Jahrtausendwende. Schwule Arbeitnehmer würden schneller gefeuert, die | |
Chancen auf Aufstieg und Karriere seien deutlich geringer. Besonders hart | |
treffe die Ungleichheit Homo-Paare mit Kindern. Sie seien doppelt so oft | |
von Armut betroffen wie Kinder heterosexueller Paare. Bei allem Vorbehalt | |
auch gegenüber diesen Zahlen, so viel steht fest: Die Figur des betuchten | |
Schwulen gehört auf jeden Fall ins neoliberale Märchenbuch vergangener | |
Tage. | |
7 Apr 2015 | |
## AUTOREN | |
Elmar Kraushaar | |
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