| # taz.de -- Die Wahrheit: Der homosexuelle Mann ... | |
| > ... hat neuerdings in einer großen, deutschen Tageszeitung seine Nische, | |
| > zumindest als Blog im Netz: den „Queerspiegel“ des „Tagesspiegel“. | |
| Bild: Heather Cassils Bild „Advertisment: Hommage to Benglis“ 2015 in der A… | |
| … hat einen neuen ally, einen, der es gut mit ihm meint und ihm | |
| zuvorkommend seinen starken Arm reicht. Der Tagesspiegel ist’s, die | |
| Berliner Tageszeitung, die jetzt im Netz mit einem [1][„Queerspiegel“] die | |
| LGBTI-Gemeinde an sich zu binden sucht. Ein Blog „für Lesben, Schwule, Bi-, | |
| Trans- und Intersexuelle und für alle, für die die Welt bunt wie ein | |
| Regenbogen ist“. Da kommt Freude auf bei Twitter: „Der Tagesspiegel ist aus | |
| dem Schrank gekommen“ und „Dass Rosa von Praunheim das noch erleben darf: | |
| Der Tagesspiegel outet sich.“ | |
| Auch bei „gaystream“ wird heftig gelobt. Die neueste Internetplattform des | |
| beim Homo-Magazin Männer geschassten Rechtspopulisten David Berger meint, | |
| eine solche Rubrik eines „großen Mainstream-Mediums“ sei „Ausdruck einer | |
| weithin gelungenen Integration von Schwulen und Lesben in der | |
| Gesamtgesellschaft“. Das ist natürlich kompletter Blödsinn – wenn es doch | |
| nur so einfach wäre. | |
| Zunächst einmal ist „Queerspiegel“ nichts mehr als ein weiterer Versuch, | |
| eines von der Zeitungskrise arg gebeutelten Mediums mit neuen Angeboten | |
| neue Lesergruppen zu locken. Dafür fährt man all das auf, was man an Ideen | |
| und Geschichten zum Thema eh schon in der Schublade hat, wirft ein | |
| zeitgeistiges Mäntelchen drüber und tut so, als würde das Rad neu erfunden. | |
| Dagegen ist eigentlich nichts zu sagen. Warum nicht mal was Eigenes | |
| schaffen für die gerade in Berlin so starke Bevölkerungsgruppe der | |
| LGBTI-ler? Zurück bleibt die Frage, die schon die taz in ihren | |
| Gründungsjahren umtrieb, als Frauen ihren Platz in der Zeitung | |
| beanspruchten: Macht man eine eigene Seite, die kleine Nische, oder | |
| platziert man die besonderen Themen an die Stellen in der Zeitung, wo sie | |
| hingehören? | |
| Die ersten Themen des „Queerspiegels“ werfen die gleiche Frage auf: | |
| Interview mit dem schwulen Jan Stöß, Gespräch mit Thomas Hitzlsperger, | |
| Besuch im Schwulen Museum, Homosexuelle diskutieren mit Muslimen. Das sind | |
| selbstverständlich alles Geschichten, die in die große Zeitung gehören und | |
| nicht in die abgesonderte Internet-Ecke. Und sie demonstrieren, dass die | |
| Perspektive der „Queerspiegler“ – so nennen sich die Blog-Macher – die | |
| gleiche ist, wie die jedes anderen Zeitungsmachers auch. | |
| Wie bei allen Mainstreammedien kommen nur jene Themen und Geschichten vor, | |
| die von einer größtmöglichen Zahl von Lesern zu erfassen sind, die | |
| Besonderheiten einer queeren Sichtweise auf ein besonderes Leben bleiben | |
| den Medien vorbehalten, die sich tatsächlich an homosexuelle Leser wenden. | |
| Da hilft auch die charmante „Queerspiegel“-Idee eines „Gender-ABCs“ nic… | |
| wirklich weiter. Was nützt schon solch schlichte Nachhilfe im Slang der | |
| LGBTI-Gemeinde, um die Welt der Anderen besser kennenzulernen? Wenn eine | |
| weitere PR-Maßnahme einer um Auflage bangenden Zeitung „Ausdruck einer | |
| weithin gelungenen Integration“ sein soll, dann ist diese Integration | |
| nichts wert. Da gibt es triftigere Gründe und bessere Möglichkeiten, sich | |
| doch lieber den Platz am Rand der Gesellschaft kommod zu gestalten. | |
| 5 May 2015 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.tagesspiegel.de/berlin/queerspiegel/ | |
| ## AUTOREN | |
| Elmar Kraushaar | |
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