Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Annäherung zwischen Kuba und den USA: Gringos welcome
> Die Präsidenten der USA und Kubas treffen sich auf dem Amerika-Gipfel.
> Viele Kubaner wünschen sich einen Obama-Besuch. Das US-Showbiz war längst
> da.
Bild: Die US-Flagge sieht man in Havanna häufig in diesen Tagen.
HAVANNA/BERLIN taz | Es ist ein Zustimmungswert sozialistischer
Größenordnung: 97 Prozent der Kubaner sind der Ansicht, dass die Annäherung
an die USA gut für ihr Land ist. Mehr als die Hälfte glaubt, dass Kuba mehr
davon profitieren wird als die USA. Und US-Präsident Barack Obama ist in
Kuba fast doppelt so beliebt wie in den USA, 80 Prozent haben von ihm eine
positive Meinung. Die Castro-Brüder kommen nur auf 47 (Raúl)
beziehungsweise 44 Prozent (Fidel).
Die Zahlen wurden diese Woche veröffentlicht, das
Meinungsforschungsinstitut Bendixen & Amandi hat dafür im Auftrag von
US-Medien [1][1.200 Kubaner persönlich befragt], die Fehlertoleranz wird
mit 2,8 Prozent angegeben. Es ist die erste Meinungsumfrage, seitdem im
Dezember die USA und Kuba ankündigten, ihre Beziehungen zu normalisieren.
Mehr als fünf Jahrzehnten war Eiszeit zwischen der kapitalistischen
Weltmacht und der Insel des Sozialismus. An diesem Wochenende treffen sich
nun Obama und Raúl Castro in Panama, auf dem Amerikagipfel, der am
Freitagabend beginnt. Noch nie nahmen daran die Präsidenten der USA und
Kuba gleichzeitig teil. Es ist ein historischer Termin, symbolisch in jedem
Fall, der die beiden Länder weiter bringen wird auf ihrem langen Weg der
Annäherung. Am Donnerstag empfahl das US-Außenministerium, Kuba von der
Terrorliste zu streichen.
Vielleicht wird Obama ja bald auch nach Kuba reisen, nichts scheint mehr
ausgeschlossen in dieser Zeit. Laut Umfrage würden das 89 Prozent der
Kubaner begrüßen. Das US-Showbiz war längst da.
Als eine der ersten nahm Paris Hilton Beziehungen auf. Ende Februar reiste
sie nach Havanna, zur 17. Ausgabe des jährlichen Zigarrenfestivals. Auf
Instagram teilte die 34-Jährige ihre Eindrücke mit ihren mehr als 4
Millionen Abonnenten. „Cuba baby!“, „ich liebe die Altstadt, so schön und
einzigartig“, „ich liebe all die 50er-Jahre-Autos“.
## Amerikaner arbeiten Klischees ab
Im weißen Kleid posiert sie vor dem Hotel Habana Libre, sie nennt es
„Habana Hilton Hotel“, es ist Teil ihrer Familiengeschichte. Ihr
Urgroßvater Conrad hat es 1958 eröffnet. Anfang 1959 war es für eine Weile
das Hauptquartier von Fidel Castro und seinen Leuten, 1960 wurde es
verstaatlicht und umbenannt. Über diesen Teil der Geschichte verliert sie
kein Wort. Sie machte lieber ein Party-Selfie mit Fidel Castro Diaz-Balart,
dem ältesten Sohn von Fidel. Und natürlich eines mit Zigarren. Mojitos
trinkt sie mit dem britischen Modell Naomi Campbell.
Die US-Amerikaner entdecken ihren Nachbarn – sie arbeiten die Klischees ab.
Kuba, das ist ein sozialistisches Disneyland mit echten Menschen, bunt,
lebensfroh, Buena Vista Social Club.
Vor ein paar Wochen reiste der Late-Night-Moderator Conan O’Brien nach
Havanna, der Mann mit dem markanten Rotschopf, [2][die Sendung kann man
sich online anschauen]. Aus einer Gasse der Altstadt von Havanna begrüßt er
die Zuschauer, vor sich einen Mojito. Er spricht anderthalb Sätze auf
Spanisch. Dass er nicht mehr kann, ist schon sein erster Witz: Obama hat
bei seiner Rede am 17. Dezember, als er zeitgleich mit Castro das Ende der
Eiszeit einläutete, immerhin zwei parat: „Todos somos Americanos“, wir sind
alle Amerikaner, und: „No es fácil“, es ist nicht leicht.
## Besuch im Rummuseum
Conan will die Kubaner kennen lernen, er läuft durch die Straßen von
Havanna und grüßt bellende Hunde. Er macht sich über die öffentlichen
Fernsprecher lustig und die geringe Produktauswahl im Lebensmittelgeschäft.
In einem Paladar, einem familiengeführten Restaurant, schaut er sich mit
dem Inhaber die Fotos an der Wand an, die frühere Gäste zeigen. Die
Schauspieler Kevin Spacey und Jack Nicholson sind da zu sehen und auch das
Pop-Glamour-Paar Beyonce and Jay Z. Die beiden waren schon vor zwei Jahren
in Havanna, damals war das ein Politikum. Kongressabgeordnete fragten
kritisch nach, mit welcher Lizenz sie denn nach Kuba durften.
Canon besucht das Rummuseum, trinkt drei-, sieben-, 15-jährigen Rum, bis
er, eine „Cuba“-Kappe auf dem Kopf, auf dem Tresen liegt und „Guantanamer…
singt; er lernt Rumba tanzen. Nach vier Tagen Havanna, „eine der
großartigsten Erfahrungen meines Lebens“, hat er auch ein bisschen
Kuba-Slang gelernt.
## Topreiseziel Nummer zwei
Kuba und die USA sind sich nahe, gerade einmal 200 Meilen sind es von Miami
nach Havanna. Es ist somit ein wahrscheinliches Szenario, dass Kuba bald
wieder überrannt wird von US-Touristen, die wie Conan O'Brien die einstmals
verbotene Insel erkunden wollen. Vor der Revolution 1959 kamen viele
US-Amerikaner hierher, es florierten Nachtclubs und Glücksspiel, Kuba war
„das Bordell der USA“, wie es der US-Politikwissenschaftler Karl E. Meyer
einmal formulierte.
Die New York Times [3][setzte Kuba auf Platz zwei ihrer Topreiseziele
2015], „die Tourismusindustrie umarmt die mögliche neue Karibikdestination
mit voller Kraft“, schreit das Blatt. Mit Die Anreise ist zwar immer noch
kompliziert, direkt gibt es bislang nur ein paar Charterflüge. Reisen zu
rein touristischen Zwecken sind auch noch nicht erlaubt, aber das Prozedere
wurde stark vereinfacht und Bildung und Kulturaustausch sind in Kuba nun
wirklich nicht schwer zu integrieren. Auch das wird sich wohl ändern.
Gringos welcome. US-Mastercards jedenfalls können seit Anfang März in Kuba
benutzt werden.
Gerade hat auch die Citigroup mitgeteilt, dass sie überlegt, wieder nach
Kuba zurückzukehren. Eine gültige Lizenz besitzt der Bankkonzern noch. Seit
54 Jahren. Nur genutzt hat er sie schon lange nicht mehr.
Wie ein Computer-Start-up-Gründer, eine Bloggerin und ein Schriftsteller
sowie ein Parteisekretär sich in Havanna auf eine neue Ära vorbereiten: Die
Reportage „Kuba, öffne dich“ von Sebastian Erb lesen Sie in der [4][taz.am
wochenende vom 11./12. April].
10 Apr 2015
## LINKS
[1] http://fusion.net/story/116406/historic-poll-97-of-cubans-cheer-open-relati…
[2] http://www.youtube.com/watch?v=hjfogiltO80
[3] http://www.nytimes.com/interactive/2015/01/11/travel/52-places-to-go-in-201…
[4] /Ausgabe-vom-11/12-April-2015/!157826/
## AUTOREN
Sebastian Erb
## TAGS
Raul Castro
Barack Obama
Kuba
Kuba
Transfeindlichkeit
Raul Castro
Barack Obama
Amerika-Gipfel
Raul Castro
USA
Lateinamerika
Amerika-Gipfel
PDVSA
## ARTIKEL ZUM THEMA
Internet in Kuba: Die Online-Revolution
Kaum ein Land ist so vom Internet abgeschnitten wie Kuba. Ausgerechnet ein
Freund Fidel Castros sorgt dafür, dass sich dies ändert.
Demo gegen Diskriminierung in Kuba: Segen für Schwule und Lesben
Raúl Castros Tochter hat in Havanna einen Marsch für Homosexuellen-Rechte
angeführt. Zeitgleich gab es symbolische Hochzeitszeremonien mit Priestern.
Kommunalwahlen in Kuba: Opposition tritt an
Erstmals treten zwei Oppositionskandidaten zu den Kommunalwahlen in Kuba
an: Anwalt Chaviano und Informatiker López in Havanna.
Kuba nicht mehr auf US-Terrorliste: Mehr als 30 Jahre Isolation enden
US-Präsident Barack Obama streicht Kuba von der Liste staatlicher
Terrorunterstützer. Damit wird der Weg frei für Botschaftseröffnungen.
Kommentar Tauwetter USA und Kuba: Hoffnung per Handschlag?
Das Ende des Embargos wird kommen, diplomatische Beziehungen zur USA werden
folgen. Für die kubanische Opposition muss das nicht Gutes verheißen.
7. Interamerikanischer Gipfel: Wendepunkt für eine Weltregion?
Der Handschlag zwischen Castro und Obama wird in die Geschichte eingehen.
Für die USA steht ein Neuanfang an – nicht nur gegenüber Kuba.
Amerika-Gipfel in Panama: Nicht nur ein Handschlag
Bei dem Auftakt des Gipfels in Panama haben Obama und Castro die
historische Annäherung untermauert. Zuvor hatten sich die Außenminister
beider Länder getroffen.
Debatte Amerika-Gipfel: Foto fürs Geschichtsbuch
Erstmals nimmt Kuba am Gipfel der amerikanischen Staaten teil. US-Präsident
Obama will damit den Einfluss der USA wiederherstellen.
Amerika-Gipfel in Panama: Treffen zwischen USA und Kuba
Lang und „sehr konstruktiv“: Das erste Mal seit fast 60 Jahren treffen sich
die Außenminister der beiden Länder. Bei dem Gespräch habe man gute
Fortschritte gemacht.
Debatte Venezuela unter Nicolás Maduro: Höchste Alarmstufe
Venezuelas größtes Problem ist das politische System. Die partizipative
Demokratie von Hugo Chávez ist ein Auslaufmodell.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.