| # taz.de -- Koalition plant Führerscheinentzug: Lappen weg bei Straftat | |
| > Union und SPD wollen ab 2016 bei Steuerdelikten oder Ladendiebstahl den | |
| > Führerschein entziehen. Grüne finden das verfassungsrechtlich „höchst | |
| > bedenklich“. | |
| Bild: Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) wollte den Zeitplan noch nicht best… | |
| BERLIN afp | Die große Koalition plant einem Zeitungsbericht zufolge, dass | |
| Straftätern bereits ab 2016 für Vergehen wie Steuerdelikte oder | |
| Ladendiebstahl der Führerschein entzogen werden kann. Justizminister Heiko | |
| Maas (SPD) solle einen entsprechenden Gesetzentwurf in der zweiten | |
| Jahreshälfte 2015 vorlegen, [1][berichtete die Rheinische Post | |
| (Samstagsausgabe)] unter Berufung auf Koalitionskreise. Ein Sprecher des | |
| Justizministeriums wollte diesen Zeitplan jedoch nicht bestätigen. | |
| Union und SPD hatten bei der Klausur ihrer Fraktionsvorstände am Donnerstag | |
| in Göttingen das Vorhaben bekräftigt, das Fahrverbot im Erwachsenen- und | |
| Jugendstrafrecht zu verankern. „Um eine Alternative zur Freiheitsstrafe und | |
| eine Sanktion bei Personen zu schaffen, für die eine Geldstrafe kein | |
| fühlbares Übel darstellt, werden wir das Fahrverbot als eigenständige | |
| Sanktion im Erwachsenen- und Jugendstrafrecht einführen“, heißt es | |
| [2][bereits im Koalitionsvertrag]. | |
| „Mit dem Fahrverbot wollen wir eine Ergänzung zur Haft- und Geldstrafe | |
| einführen“, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im | |
| Bundestag, Thomas Strobl (CDU), am Samstag. „Davon versprechen wir uns, | |
| dass gerade jüngere Täter von Straftaten eher abgeschreckt werden.“ Denn | |
| wenn der Führerschein weg sei, werde eine Strafe „viel unmittelbarer | |
| spürbar“, als wenn eine Geldbuße abgestottert oder gar von anderen bezahlt | |
| werde. „Dann bleibt die Karre mal stehen – und das spürt man dann schon“, | |
| sagte der CDU-Politiker. | |
| Die Grünen kritisieren die Pläne nicht nur als ungerecht, sondern auch als | |
| „verfassungsrechtlich höchst bedenklich“. Anders als die Geldstrafe, deren | |
| Höhe sich an dem Einkommen des Verurteilten orientiere, könne das | |
| Fahrverbot nicht schuldangemessen ausgestaltet werden, warnte die | |
| Sprecherin der Grünen-Fraktion für Rechtspolitik, Katja Keul. | |
| ## Umsetzung geprüft | |
| „Was für einen Lehrling auf dem Lande existenzbedrohlich wirken kann, | |
| belastet einen Bewohner einer mit öffentlichen Verkehrsmitteln versorgten | |
| Metropolregion wenig“, sagte sie. Freiheitsstrafe und Geldstrafe seien als | |
| strafrechtliche Sanktionen auf die individuelle Schuld des Straftäters hin | |
| ausgestaltet „und dabei muss es auch bleiben“. Auch die taz kritisierte das | |
| Vorhaben bereits 2013 als [3][„Vorschreibewahn der deutschen Politik“]. | |
| Ein Sprecher des Justizministeriums erklärte, dass eine Umsetzung der Pläne | |
| geprüft werde. Den in der Rheinischen Post genannten Zeitplan und eine | |
| Einführung der schärferen Regeln schon im kommenden Jahr wollte er jedoch | |
| nicht bestätigen. | |
| 19 Apr 2015 | |
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| [1] http://www.rp-online.de/politik/deutschland/bei-steuerbetrug-fuehrerschein-… | |
| [2] /Richterbund-zu-Fuehrerscheinentzug/!127977/ | |
| [3] /Kommentar-Fahrverbot-Kleinkriminalitaet/!127927/ | |
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