# taz.de -- Gazprom-Chef in Athen: Hoffnung auf eine Win-Win-Situation | |
> Griechenland hofft auf Energie-Milliarden aus Russland – mit Hilfe einer | |
> Gaspipeline. Noch ist nichts unterzeichnet. Bei den Finanzproblemen | |
> dürfte das so oder so nicht helfen. | |
Bild: Verstehen sich offenbar prächtig: Griechenlands Regierungschef Alexis Ts… | |
ATHEN/BRÜSSEL dpa | Athen und Moskau wollen enger im Bereich Energie | |
kooperieren. Aus diesem Grund kam der Chef des russischen | |
Staatsmonopolisten Gazprom, Alexej Miller, am Dienstag mit dem griechischen | |
Regierungschef Alexis Tsipras und Energieminister Panagiotis Lafazanis | |
zusammen. Im Mittelpunkt der Gespräche stand die geplante Erweiterung einer | |
Gas-Pipeline auf griechischen Boden. Ein Abkommen wurde jedoch dazu nicht | |
unterzeichnet. | |
„Wir setzen unsere Gespräche fort und hoffen uns bald auf den Bau der | |
Pipeline zu einigen, die große Vorteile für Griechenland haben wird“, sagte | |
der griechische Energieminister nach dem Treffen. Miller erklärte, der Bau | |
der Pipeline werde nach den Geboten und Regeln der EU stattfinden. | |
Überschattet werden die Gespräche von den massiven Finanzproblemen des seit | |
2010 nur mit internationaler Hilfe vor der Pleite bewahrten Landes. Im | |
Ringen zwischen Athen und den Geldgebern um weitere Hilfsmilliarden haben | |
die Europartner nun de facto auf eine wichtige Frist verzichtet. Die im | |
Februar vereinbarte Vorgabe, bis Ende April eine umfassende Aufstellung zu | |
den Athener Reformplänen zu haben, sei nur noch äußert schwierig | |
einzuhalten. Das machte ein Eurogruppen-Verantwortlicher am Dienstag in | |
Brüssel deutlich. | |
Wichtiger sei eine weitere, die bis zum 30. Juni laufende Frist – dann ende | |
die viermonatige Verlängerung des griechischen Hilfsprogramms. Ohne eine | |
Verständigung auf die Reformliste können rund 7,2 Milliarden Euro | |
blockierte Hilfsgelder nicht fließen. Bei den Reformen geht es unter | |
anderem um einen verstärkten Kampf gegen die Steuerflucht oder die | |
Privatisierung von Flughäfen oder Häfen. | |
„Wir sind noch einen bedeutenden Weg entfernt, bevor wir signalisieren | |
können, dass ein Ergebnis in Sicht ist“, so der Verantwortliche mit Blick | |
auf die Expertenverhandlungen über die Reformen. Die Finanz-Staatssekretäre | |
der 19 Euroländer werden am Mittwoch in einer Telefonkonferenz erneut über | |
die Lage beraten. Griechenland ist auch Thema bei Treffen der | |
Euro-Finanzminister an diesem Freitag in Riga – konkrete Abmachungen werden | |
dort aber nicht erwartet. | |
## Notfalls ein paar Extra-Wochen | |
Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem sieht indes Fortschritte bei den | |
Verhandlungen über ein Reformpaket. Eine Vereinbarung mit den Europartnern | |
sei bis Ende April immer noch möglich, sagte der niederländische | |
Sozialdemokrat am Dienstag in Den Haag laut Nachrichtenagentur ANP. | |
„Notfalls nehmen wir ein paar Extra-Wochen.“ Er warnte aber davor, die | |
Gespräche zu lange hinzuziehen. Die Situation werde für die Griechen | |
beschwerlich, so der Chef der Euro-Finanzminister. | |
In Sachen Energie-Kooperation mit Russland haben beide Seiten einen | |
Projektplan („Roadmap“) ausgearbeitet, wie es aus Athener Regierungskreisen | |
hieß. Eine Arbeitsgruppe solle in der nächsten Zeit definieren was jede | |
Seite für den Bau der Pipeline tun muss. Von einer Vorauszahlung seitens | |
Moskaus an Athen war am Dienstag nicht mehr die Rede. Kreise der | |
griechischen Regierung hatten vergangene Woche wiederholt an die Presse | |
durchsickern lassen, Moskau sei bereit als eine Art Vorschuss für künftige | |
Transitgebühren für die geplante Erdgas-Pipeline bereits jetzt drei bis | |
fünf Milliarden Euro zu zahlen. | |
Die Leitung wäre die Verlängerung der geplanten Pipeline Turkish Stream, | |
durch die Russland ab 2017 Gas in die Türkei pumpen will. Die Verlängerung | |
durch Nordgriechenland bis zur Grenze mit Mazedonien soll rund zwei | |
Milliarden Euro kosten. | |
Das hoch verschuldete Griechenland steuert nach Jahren übermäßiger Defizite | |
wieder normale Werte an. Athen drückte die Neuverschuldung 2014 auf 3,5 | |
Prozent der Wirtschaftsleistung nach 12,3 Prozent zuvor. Das berichtete das | |
Europäische Statistikamt Eurostat in Luxemburg. Die EU-Kommission hatte | |
ursprünglich einen noch besseren Wert von 2,5 Prozent erwartet. | |
Konsequenzen an der Defizit-Front hat das Krisenland aber zunächst nicht zu | |
befürchten. Denn im laufenden Strafverfahren hat Athen noch bis 2016 Zeit, | |
die Maastrichter Defizitmarke von 3 Prozent einzuhalten. | |
21 Apr 2015 | |
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