# taz.de -- Kommentar Deutsche Bank: Ehrlich ist anders | |
> Die neue Strategie der Deutschen Bank zeigt: Ihr Herz schlägt für das | |
> Investmentbanking. Fair wäre es gewesen, diese Vision radikal zu Ende zu | |
> führen. | |
Bild: Einigermaßen verschwommen: die Strategie der Deutschen Bank. | |
Die Chance ist vertan, freiwillig wird die Führungsspitze der Deutschen | |
Bank keine Lehren aus der Finanzkrise ziehen. Sie will das Institut zwar | |
ein bisschen schrumpfen, aber weiter alles anbieten – vom Handel mit | |
Hedgefonds in den USA bis zum Girokonto in Buxtehude. Dass sie dabei die | |
Postbank mit 14 Millionen Sparern loswerden will und so das | |
Privatkundengeschäft am extremsten zusammenstreicht, zeigt, ihr Herz | |
schlägt für das Investmentbanking. Man ist verliebt in die Idee, den | |
US-Banken Goldman Sachs und Morgan Stanley von Europa aus Paroli zu bieten. | |
Ehrlich und fair wäre es da gewesen, diese Vision radikal zu Ende zu führen | |
– darüber nachgedacht haben die Vorstände: Keine Bankfilialen mehr, nur | |
noch Investmentbanker, die sich um neue Finanzprodukte, Börsengänge und | |
Fusionen kümmern, und ein paar Berater, die die Vermögen der Superreichen | |
betreuen. Die Sparkassen und Volksbanken hätten einen Konkurrenten | |
verloren, die Bankenlandschaft in Deutschland käme bei der Konsolidierung | |
voran. | |
Dafür aber hätten die Deutschbanker auf Bequemlichkeiten verzichten müssen: | |
Nur mit den beiden Türmen in Frankfurt, Dependancen in London, New York und | |
Singapur, aber ohne die Sparer in der Heimat wäre die Deutsche Bank nicht | |
mehr quasi nationales Kulturgut. Das könnte sich bei der nächsten Krise | |
rächen, wenn staatliche Hilfe nötig würde. Zudem würde es für eine reine | |
Investmentbank, die nicht durch ein stabiles Einlagengeschäft abgesichert | |
ist, deutlich teurer, sich Geld zu beschaffen. | |
Eine echte Alternative machen andere große europäische Banken gerade vor: | |
Die UBS, Barclays und die Royal Bank of Scotland steigen umgekehrt aus dem | |
Kapitalmarktgeschäft aus und konzentrieren sich auf das klassische | |
Bankgeschäft mit Sparkonten und Krediten für Unternehmen. | |
Dass das für die Strategen der Deutschen Bank nie eine Option war, liegt | |
auch daran, dass es der Politik bis heute nicht gelungen ist, die | |
Zockermöglickeiten für Investmentbanker so zu regulieren, dass sie keine zu | |
große Versuchung mehr darstellen. Und wer hat da lobbyiert? Die Deutsche | |
Bank. | |
26 Apr 2015 | |
## AUTOREN | |
Beate Willms | |
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