# taz.de -- Kündigungsschutz bei der Postbank: Strategiewechsel kostet Arbeits… | |
> Die Deutsche Bank plant einen massiven Stellenabbau. Vorerst aber rettet | |
> die Postbankmitarbeiter ein Kündigungsschutz bis 2017. | |
Bild: Lang ist's her: die gute alte Posthorn-Zeit. | |
BERLIN taz | Die MitarbeiterInnen der Postbank bekommen eine Galgenfrist: | |
Der Kündigungsschutz der Beschäftigten ist bis zum 30. Juni 2017 verlängert | |
worden. Das ist das Ergebnis der Tarifverhandlungen zwischen der | |
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der Postbank. Da die Postbank-Mutter | |
Deutsche Bank das Unternehmen bis zum Jahr 2016 an die Börse bringen will, | |
müssen die Beschäftigten allerdings in absehbarer Zeit mit harten | |
Einschnitten rechnen. | |
Die Kündigungsschutzklausel in dem Tarifvertrag ist eine Folge der | |
Privatisierung der einst staatlichen Postbank. Sie gilt für rund 12.200 | |
Mitarbeiter. In der vergangenen Woche sind die Beschäftigten in einen | |
unbefristeten Streik getreten, um ihre Forderung nach Kündigungsschutz | |
durchzusetzen. Das Verhandlungsergebnis sieht auch Lohnerhöhungen um 4,1 | |
Prozent in zwei Schritten vor. | |
Am Montag hat die Führung der Deutschen Bank angekündigt, die Postbank an | |
die Börse zu bringen. Nach einem Käufer für die Postbank sucht sie nicht. | |
„Unser primäres Ziel ist der Börsengang“, sagte Vorstandschef Anshu Jain. | |
Erfahrungsgemäß werden Unternehmen vor einem Börsengang mit Hochdruck auf | |
Profitabilität getrimmt, damit der Ausgabekurs der Aktien möglichst hoch | |
ist – auf Kosten der Beschäftigten. | |
Bei der Deutschen Bank gibt es anders als bei der Postbank keinen | |
speziellen Kündigungsschutz. Auch hier steht den MitarbeiterInnen einiges | |
bevor. Die Deutsche Bank beschäftigte 2014 weltweit 98.100 Angestellte, | |
davon knapp 45.400 in Deutschland. Am Montag kündigte die Bank | |
Kostensenkungen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro jährlich an. Ohne einen | |
Stellenabbau in großem Umfang wird das nicht zu realisieren sein. | |
## Schließung von 200 Filialen | |
„Es ist noch keine Entscheidung zum Stellenbau gefallen“, sagte | |
Ko-Vorstandschef Jürgen Fitschen zwar. Aber etliche Arbeitsplätze werden | |
durch die geplante Schließung von 200 der 700 Filialen in Deutschland | |
wegfallen. Wo Filialen abgebaut werden, ist unklar. Von den jungen Kunden | |
kämen nur noch 20 Prozent in die Filialen, begründete Jain den Abbau. Immer | |
mehr entscheiden sich fürs Online-Banking – das auch für die Geldinstitute | |
billiger ist. | |
Stellenabbau bedeute nicht, dass Beschäftigte entlassen werden, sagte ein | |
Verdi-Sprecher. „Wir werden alles daran setzten, den Ausschluss | |
betriebsbedingter Kündigungen beim Konzern Deutsche Bank durchzusetzen“, | |
sagte er. Dazu gäbe es eine Reihe Instrumente wie Abfindungen oder die | |
Streckung der geplanten Maßnahmen. Die Verdi-Mitglieder im Aufsichtsrat der | |
Deutschen Bank hatten dem neuen Konzept zugestimmt. | |
Die Deutsche Bank will sich aus sieben bis zehn von 70 Ländern | |
zurückziehen, in denen sie bislang tätig ist. Auch dort werden viele | |
Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren. Um welche Länder es dabei geht, | |
wollten Fitschen und Jain ebenfalls nicht preisgeben. „Wir werden uns aus | |
einigen Ländern komplett zurückziehen oder eine Repräsentanz errichten“, | |
sagte Jain. Investieren werde die Deutsche Bank aber in den | |
Wachstumsmärkten China und Indien, kündigte er an. | |
28 Apr 2015 | |
## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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