# taz.de -- Nach dem Erdbeben in Nepal: Hilflos im Himalaya | |
> Nach dem Erdbeben sind nach UN-Angaben Millionen von Menschen auf Hilfe | |
> angewiesen. Lebensmittel und Trinkwasser fehlen. Die Regierung ist | |
> überfordert. | |
Bild: Zerstörungen in Nepal: Tausende Menschen kampieren im Freien. | |
KATHMANDU afp/dpa | In Nepal sind nach Angaben der Vereinten Nationen rund | |
acht Millionen Menschen von den Auswirkungen des schweren Erdbebens | |
betroffen. Wie die UNO am Dienstag mitteilte, sind mehr als 1,4 Millionen | |
Menschen auf Lebensmittelhilfen angewiesen. Viele Menschen bräuchten aber | |
auch Wasser oder hätten ihr Obdach verloren. | |
Am Samstag hatte ein Beben der Stärke 7,8 die Himalaya-Region erschüttert. | |
In Nepal wurden nach neuen Angaben des Innenministeriums bislang mehr als | |
4300 Todesopfer und fast 8000 Verletzte gezählt. Zuvor war von mehr als | |
4000 Toten in Nepal sowie knapp hundert Todesopfern in den Nachbarländern | |
Indien und China die Rede gewesen. | |
Nepals Regierung hat inzwischen drei Tage Staatstrauer angeordnet. Die | |
Helfer finden in dem südasiatischen Land immer mehr Menschen unter den | |
Trümmern. Die Regierung erklärte außerdem erstmals öffentlich, trotz | |
zahlreicher Warnungen vor einem bevorstehenden großen Beben nicht | |
ausreichend vorbereitet gewesen zu sein. „Wir haben nicht genügend Mittel, | |
und wir brauchen mehr Zeit, um alle zu erreichen“, erklärte Innenminister | |
Bam Dev Gautam im staatlichen Fernsehen. Die Behörden hätten | |
Schwierigkeiten, die Krise zu meistern. „Wir waren auf ein Desaster dieses | |
Ausmaßes nicht vorbereitet“, sagte er. | |
Selbst in der Hauptstadt Kathmandu beschwerten sich zahlreiche Menschen. | |
„Wir leben hier auf der Straße, ohne Essen und Wasser, und wir haben in den | |
vergangenen drei Tagen (seit dem Beben) keinen einzigen Beamten gesehen“, | |
sagte ein Mann, der mit seiner Familie im Freien campierte. Die | |
Stromversorgung war zusammengebrochen, sodass weder Wasserversorgung noch | |
Telekommunikation gut funktionierten. | |
## Fast alle Bergsteiger gerettet | |
Nach den Erdbeben-Lawinen am Mount Everest sind fast alle Abenteurer ins | |
Tal geflogen worden. Bislang wurden 205 Bergsteiger am höchsten Berg der | |
Welt gerettet, wie der örtliche Polizeisprecher Bhanubhakta Nepal am | |
Dienstag sagte. Die Polizei sprach von 17 Menschen, die durch eine Lawine | |
im Everest-Basislager gestorben seien. Ein Sprecher der Tourismusbehörde | |
gab die Zahl mit mindestens 20 an. Das indische Militär, das bei der | |
Rettungsaktion mithalf, sprach von 22 Toten. | |
Bergsteiger Daniel Mazur schrieb aus Camp 1 oberhalb des Basislagers: „Wir | |
sind die letzten neun Sherpas und acht Kletterer am Everest.“ Die | |
Helikopter-Landestelle liege auf 6100 Metern Höhe. „Sonnig und wolkenlos, | |
aber das Warten ist schwer“, teilte er via Twitter mit. Mehr als 100 | |
Bergsteiger saßen am Berg fest, weil die Aufstiegsroute - dazu gehören | |
Leitern und Seile durch einen Gletscher - durch Lawinen zerstört worden | |
war. | |
Zum Zeitpunkt des Unglücks hielten sich etwa 1000 Menschen im Basislager | |
auf. Der bekannte US-Bergsteiger Alan Arnette schrieb aus dem Basislager, | |
fast alle Teams um ihn herum hätten das Camp verlassen oder bereiteten sich | |
darauf vor. Sie würden in dieser Saison den Everest nicht mehr von der | |
Südseite aus besteigen. „Einige kleine Teams werden in ein paar Tagen | |
entscheiden“, schreibt er in seinem Blog. | |
Am frühen Morgen starteten mehrere Flugzeuge von Kathmandu und machten | |
somit Parkpositionen für ankommende Flieger frei. Der einzige | |
internationale Flughafen Nepals war am Vortag wegen des Andrangs | |
überlastet. Mehrere Maschinen mit Hilfsgütern und Helfern mussten umkehren. | |
Viele Touristen konnten auch nicht ausfliegen. Organisationen wie Ärzte | |
ohne Grenzen schicken auch Teams über beschwerlichen Landweg in die | |
betroffenen Gebiete - von Indiens Hauptstadt Neu Delhi dauert es drei bis | |
fünf Tage. | |
28 Apr 2015 | |
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