# taz.de -- Protest gegen NPD-Kundgebungen: Rechtsextreme auf verlorenem Posten | |
> Mehr als 1.000 Menschen demonstrieren gegen zwei Kundgebungen der | |
> Neonazis. | |
Bild: Die GegendemonstrantInnen waren deutlich in der Überzahl. | |
Drei Jungen, keine zwölf Jahre alt, stehen mit roten Flaggen der | |
Antifaschistischen Aktion an einer Litfaßsäule auf der Falkenberger | |
Chaussee in Lichtenberg. Von beiden Seiten riegeln Polizisten die Straße | |
ab, die Tram muss auf den Gleisen stehen bleiben. „Ich hab keine Angst“, | |
sagt einer der Jungs und umklammert seine Fahnenstange. „Es ist wichtig, | |
dass wir hier sind“, pflichten ihm seine Freunde bei. „Wir wohnen hier. Und | |
wir wollen hier keine Nazis.“ | |
Die NPD hat für Freitagmittag zu einer Kundgebung in Hohenschönhausen | |
aufgerufen. Gegen 12 Uhr versammeln sich rund 55 Rechte, um gegen eine | |
vermeintliche „Überfremdung“ des Ostberliner Kiezes zu protestieren. Ihnen | |
gegenüber stehen am Ende mehr als 1.000 linke GegendemonstrantInnen. Sie | |
hatten sich bereits gegen 11 Uhr am S-Bahnhof Hohenschönhausen versammelt, | |
um gemeinsam durch die nahe Plattenbausiedlung zu ziehen. Darunter sind | |
nicht nur Antifas aus der Innenstadt, sondern auch AnwohnerInnen und | |
PolitikerInnen. Sie machen sich für mehr Toleranz und gegen | |
Ausländerfeindlichkeit stark. | |
In Sichtweite der drei Jungen beginnen die Rechten kurz nach 12 Uhr, | |
Flaggen und Banner auszurollen. Eine junge Frau mit verspiegelter | |
Sonnenbrille verteilt Reichsflaggen aus dem Kofferraum eines Transporters | |
mit NPD-Aufschrift. Ihre „Kameraden“ breiten Transparente aus. Auf einem | |
steht: „Asylbetrug macht uns arm“. | |
Der Demozug hat mittlerweile den Kundgebungsort der Rechten erreicht, | |
direkt vor Galeria Kaufhof. Keine 30 Meter trennen beide Gruppen. | |
Dazwischen stehen Hunderte behelmte Polizisten in voller Montur. Die | |
Stimmung ist angespannt, die Polizeihunde bellen. Neben dem Kaufhaus dröhnt | |
fröhliche Musik aus einem Lausprecherwagen. Dann greift ein junger Mann zum | |
Mikrofon. „Wieso geht ihr nicht einfach nach Hause?“, ruft er in Richtung | |
NPD. „Wir wollen euch nicht auf unseren Straßen!“ | |
Kurz vor 14 Uhr packen die Rechten zusammen, sie ziehen unter Polizeigeleit | |
weiter nach Marzahn, wo eine weitere Kundgebung stattfindet. Auch 400 | |
AntifaschistInnen kommen zum Arnsfelder Platz. Viel passiert nicht: Gegen | |
16 Uhr lösen sich die Versammlungen auf. Die Polizei spricht von einem | |
insgesamt weitgehend friedlichen Verlauf und einer „Handvoll“ Festnahmen. | |
3 May 2015 | |
## AUTOREN | |
Gina Nicolini | |
Martin Kaul | |
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