# taz.de -- Rechtsextreme Demo am Reichstag: „Eine unappetitliche Mischung“ | |
> Rechte Gruppen mobilisieren für Samstag zu einer Demo am Reichstag. Nina | |
> Baumgärtner vom Gegenbündnis erklärt, was hinter dieser Ankündigung | |
> steckt. | |
Bild: Reichsbürger: Peter Fitzek nennt sich „König von Deutschland“. | |
taz: Frau Baumgärtner, rechte Kreise rufen für Samstag zu einem „Sturm auf | |
den Reichstag“ auf, die Internet-Mobilisierung läuft seit Monaten. Worum | |
geht es da inhaltlich? | |
Nina Baumgärtner: In dieser Mobilisierung werden ganz verschiedene Themen | |
aufgegriffen: Vom Erhalt der deutschen Kultur ist die Rede, die gegen | |
Islamisierung und Amerikanisierung verteidigt werden müsse. Dann geht es um | |
die angeblich nicht vorhandene Souveränität Deutschlands, um Solidarität | |
mit Putin, um konservative Familienbilder oder auch um die Abschaffung der | |
GEZ-Gebühren. So sollen organisierte Neonazis genauso angesprochen werden | |
wie das Pegida-Publikum oder Anhänger von Verschwörungstheorien. | |
Wer steckt hinter dieser Aktion? | |
Einer der beiden Anmelder ist NPD-Mitglied. Die Mobilisierung wird aber | |
auch von anderen Gruppen getragen: Die „Reichsbürger“ sind dabei, die | |
Hogesa-Nazis, verschiedene Pegida-Ableger. Der Bundesvorsitzende von „Pro | |
Deutschland“ soll reden und der Publizist Jürgen Elsässer, der für das | |
rechte Spektrum der Montagsmahnwachen steht und ein ultrakonservatives | |
Familienbild propagiert. Es ist eine wirklich sehr unappetitliche Mischung, | |
die sich da zusammengefunden hat. | |
Und das am 9. Mai, dem Tag des Sieges über den Hitler-Faschismus. | |
Ja, das ist eine besondere Provokation und für uns auch noch mal ein Grund | |
für den Gegenprotest: Wir werden uns diesen Tag nicht nehmen lassen. | |
Welcher Zusammenhang besteht zwischen rechter Ideologie und | |
Verschwörungstheorien? | |
Diese Verschwörungstheorien sind keine harmlosen Spinnereien. Da geht es um | |
reaktionäre Welterklärungen: Die Ursache der eigenen Probleme wird in einer | |
Verschwörung einzelner Gruppen gesehen. Die Lösung liegt dann auf der Hand: | |
Diese Gruppen müssen weg. Das knüpft an antisemitische Vorstellungen an, | |
außerdem schottet man sich so gegen jede Kritik von außen ab. Populär ist | |
in diesen Spektren außerdem die Kritik am „Genderwahnsinn“ oder „Politic… | |
Correctness“. Das ist für Nazis natürlich attraktiv. | |
Die Veranstalter haben 50.000 TeilnehmerInnen angemeldet – muss man das | |
ernst nehmen? | |
Sicher nicht, ebenso wenig wie die Ankündigung, den Reichstag zu stürmen. | |
Das heißt aber nicht, dass man diese Veranstaltung verharmlosen darf. | |
Unserer Einschätzung und übrigens auch der der Bundesregierung nach ist es | |
durchaus möglich, dass da 1.000 Leute zusammenkommen – das ist schon | |
widerlich genug. | |
Welche Gegenaktionen sind bisher geplant? | |
Wir rufen zu einer Gegenkundgebung um 14 Uhr vor dem Bundeskanzleramt auf. | |
Dort wollen wir unseren Protest ausdrücken und versuchen, so nah wie | |
möglich an die rechte Versammlung heranzukommen, um deren Kundgebung zu | |
stören. Leider mangelt es der Polizei ja offenbar etwas an Realitätssinn | |
und sie will ein riesiges Gebiet für die Nazis abzusperren, als ob da | |
tatsächlich 50.000 kommen würden. Aber wir werden uns dadurch nicht von | |
unserem Protest abhalten lassen. | |
5 May 2015 | |
## AUTOREN | |
Malene Gürgen | |
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