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# taz.de -- Zum Tod des Blueslegende B.B. King: Verbogene Noten
> Er kam von den Baumwollfeldern des Mississippi. Mit seinen aufbrausenden
> Akkorden und subtilen Vibratos hat B.B. King den Blues geprägt.
Bild: Im Duett mit Lucille: B. B. King 1980 in New Orleans.
Wenn B.B. King darauf angesprochen wurde, ob ein echter Bluesmusiker von
den Baumwollfeldern des Mississippi kommen müsse, sagte er: „Menschen auf
der ganzen Welt haben Probleme. Große Probleme. Und solange dies so ist,
wird der Blues nie sterben und er kann von überall her kommen.“
Der große amerikanische Musiker, der am 14. Mai im Alter von 89 Jahren in
Las Vegas sanft entschlafen ist, kam dabei selbst aus dem
Mississippi-Delta. Als Riley B. King wird er 1925 in Itta Bena geboren. Von
den Baumwollfeldern, an den Straßenecken und aus den Juke Joints – jenen
einfachen Hüttenkneipen für Schwarze – erklingt damals der Blues. Er ist
einfach da. Es ist keine Musik, die geschrieben wurde. Auch Riley B. King
hört ihn, als er auf den Feldern arbeitet.
Als King eines Tages den Traktor seines Arbeitgebers ruiniert, flüchtet er
vom Feld, aus Angst vor Strafe, nach Memphis. Dort kommt er zunächst als DJ
bei der Radiostation WDIA unter, damals der einzige Sender, der rund um die
Uhr schwarze Klänge in den Äther schickt. In dieser Zeit taucht Riley B.
King mit seiner Gitarre als „Beale Street Blues Boy“ in den Kneipen und
Clubs der gleichnamigen Straße in Memphis auf.
Er spielt immer nur ein paar Minuten, weil er der Auffassung ist, dass
andere Musiker weitaus mehr drauf haben, als er. Der Blues Boy sollte
jedoch zukünftig als Abkürzung B.B. seinem Namen voran gestellt werden.
Doch eins können Zuhörer schon damals berichten, wenn B.B. King zur Gitarre
greift, ist der Raum nicht nur randvoll mit Musik, sondern auch voller
Magie.
## Aufbrausende Akkorde, subtile Vibratos
Ende der 1940er-Jahre vertraut B.B. King endlich seinen Fähigkeiten und
nimmt erste Platten auf, darunter seinen ersten Rhythm-and-Blues-Hit,
„Three O’Clock Blues.“ Dort sind bereits seine beeindruckenden Läufe üb…
die einzelnen Saiten zu hören, seine lauten, aufbrausenden Akkorde, seine
subtilen Vibratos und seine so schön verbogen klingenden Noten. Da es King
überhaupt nicht gefällt, gleichzeitig zu singen und zu spielen, entwickelt
er seine heute so berühmte Call-and-Response-Technik zwischen seiner Stimme
und der Gitarre, die er zärtlich Lucille nennt.
Um Genres schert sich King zeitlebens nicht, ihm geht um Musik. Auch als es
finanziell schon Harakiri gleich kommt, tritt er immer noch mit seiner
13-köpfigen Band auf.
Hat B.B. King lange Zeit eine fast ausschließlich schwarze Gefolgschaft,
ändert sich dies mit der Entdeckung des Blues durch weiße Musiker zu Beginn
der 1960er-Jahre. Als King erstmals in San Francisco spielt, kann er es gar
nicht fassen, dass er dort eine weiße Zuhörerschaft hat.
Anschließend geht es Schlag auf Schlag. Künstler wie Alexis Corner, Eric
Clapton, The Rolling Stones oder U2 stehen Schlange, um mit B.B. King
musizieren zu können oder jedenfalls seine Stücke zu spielen. Die
bekanntesten sind „When Love Came To Town“, „The Thrill Is Gone“ oder �…
Need You So.“
B.B. werden vielerlei Ehren zuteil, in die Blues Foundation Hall of Fame
wird er 1984 aufgenommen, in die Rock and Roll Hall of Fame 1987. Er erhält
die Presidential Medal of Freedom, schenkt Papst Johannes Paul II eine
Gitarre und singt gemeinsam mit Barack Obama „Sweet Home Chicago.“
Insgesamt hat B.B. King mehr als 50 Platten aufgenommen und 15 Grammys
gewonnen.
Mit King ist eine der letzten, ganz großen Blueslegenden gestorben. Und
kann es einen besseren ehrenden Satz für ihn geben, als den, den Lenny
Kravitz getwittert hat: „BB, anyone could play a thousand notes and never
say what you said in one.“
15 May 2015
## AUTOREN
Franz-Xaver Zipperer
## TAGS
Gitarre
Nachruf
Rhythm & Blues
Blues
Auf 13 Joints mit Helmut Höge
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