# taz.de -- Meinungsfreiheit in der Türkei: 44 Journalisten vor Gericht | |
> In Istanbul beginnt das größte Verfahren gegen Journalisten, das es je in | |
> der Türkei gab. Es geht um Kontakte zu kurdischen Aktivisten. | |
Bild: Meinungsfreiheit ist in der Türkei nach wie vor ein sensibles Thema. | |
ISTANBUL afp | Vor einem Gericht in Istanbul hat am Montag der größte | |
Journalisten-Prozess in der Geschichte der Türkei begonnen. Vor dem Gericht | |
im Istanbuler Stadtteil Caglayan versammelten sich Unterstützer der | |
Angeklagten, darunter Parlamentarier sowie Kollegen der 44 Journalisten, | |
wie das Internetportal Bianet meldete. Die Anklage wirft den Journalisten | |
vor, sie hätten für die Organisation „Union der Gemeinschaften Kurdistans“ | |
(KCK) gearbeitet, die der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) | |
nahesteht. | |
Den Angeklagten drohen Haftstrafen von bis zu 22 Jahren. Die türkische | |
Justiz ermittelt seit mehreren Jahren gegen mutmaßliche Mitglieder der KCK, | |
die von der Regierung in Ankara als eine Art Zivilorganisation der | |
PKK-Rebellen gesehen wird. Auch Lokalpolitiker, Anwälte und Gewerkschafter | |
müssen sich wegen angeblicher KCK-Mitgliedschaft vor Gericht verantworten. | |
Nach Regierungsangaben befinden sich insgesamt rund tausend KCK-Angeklagte | |
in Untersuchungshaft; kurdische Aktivisten sprechen von 8000 Inhaftierten. | |
Kritiker sehen die Prozesse als Versuch der Regierung an, Andersdenkende | |
zum Schweigen zu bringen. | |
Der Kurdenpolitiker Ertugrul Kükcü verglich das Verfahren gegen die | |
Journalisten am Montag mit dem Vorgehen der Nationalsozialisten und | |
forderte laut Bianet die Freilassung der Angeklagten. Auch die EU hatte | |
sich in den vergangenen Monaten besorgt über die hohe Zahl der Festnahmen | |
und Verhaftungen auf der Grundlage der türkischen Antiterror-Gesetze | |
gezeigt. | |
Die Gesetze führten zu Einschränkungen der Grundrechte, darunter auch der | |
Meinungsfreiheit, erklärte Erweiterungskommissar Stefan Füle. Die Regierung | |
von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat sich jedoch öffentlich | |
hinter die KCK-Ermittlungen gestellt. | |
10 Sep 2012 | |
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